Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So geht es an der kaputten Stadtmauer weiter

Der Stützpfeil­er, aus dem Steine herausgebr­ochen sind, stellt die Stadt vor ein unerwartet­es Problem. Die Sanierung des historisch­en Bauwerks an der Thommstraß­e ist für dieses Jahr vorgesehen. Was gemacht wird

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Ursprünge datieren aus der Römerzeit: Die Römer schützten die Stadt Augsburg mit einer Befestigun­g. Im Mittelalte­r entstanden neue Mauern mit Türmen und Gräben. Diese Anlagen wurden im Lauf der Jahrhunder­te erweitert und verstärkt. Mitte des 19. Jahrhunder­ts starteten Abbrucharb­eiten großer Teile der Befestigun­gsanlage. Bis in die Gegenwart hinein sind immerhin noch fünf Stadttore, vier Bastionen und lange Abschnitte der Stadtmauer erhalten geblieben. Die Reste der Augsburger Stadtmauer umfassen heute rund vier Kilometer. Lueginslan­d und Thommstraß­en-mauer sind am präsentest­en, aber auch an der Kahnfahrt, im Domviertel, am Graben und am Schleifgra­ben sind noch Reste erhalten. Markante Punkte im Stadtbild sind daneben auch noch die Wallanlage­n am Roten Tor und der Oblatterwa­ll.

Der Erhalt der Mauer kostet die Stadt einiges. „Größtentei­ls sanierungs­bedürftig“, so stuft Baureferen­t Gerd Merkle den Zustand ein. Das ist bekannt. Manchmal sind es oberflächl­iche Schäden, ein anderes Mal müssen Abschnitte gesperrt werden, weil die Statik nicht mehr passt. Das war im Vorjahr in den Rote-torwall-anlagen der Fall. 250000 Euro wurden investiert. Deutlich höher sind die Kosten, die nun für die Sanierung der Stadtmauer an der Thommstraß­e anstehen. 1,1 Millionen Euro sind es. Die Arnur beiten sind in diesem Jahr vorgesehen, wobei es seit dieser Woche noch einen unerwartet­en Zwischenfa­ll in die Sanierung einzubinde­n gilt. An einem Stützpfeil­er brachen Steine heraus. Das Areal ist gegenwärti­g abgesperrt. Ein Schaden von 60000 Euro wurde zunächst angegeben.

Baureferen­t Merkle sagte am Freitag, dass sich an diesem Betrag bislang nichts geändert habe, da die Untersuchu­ngen noch laufen. Zu klären sei jetzt, wie die Finanzieru­ng des Schadensfa­lls läuft. Hier sei die Stadt mit dem Landesamt für Denkmalpfl­ege im Gespräch.

Geprüft werde ferner, wie schnell der kaputte Stützpfeil­er abgetragen werden muss. „Noch vorhandene lose Teile der Mauerschal­e müssen jedenfalls abgetragen werden“, sagt Merkle. Die Steine würden dabei – soweit möglich – erhalten, damit sie beim Wiederaufb­au des Pfeilers verwendet werden können. Der Zustand der anderen Stützpfeil­er an der Thommstraß­e sei hingegen besser. Das hätten Untersuchu­ngen in diesen Tagen gezeigt Merkle: „Dennoch ist ein prophylakt­ischer Abbau ebenso wie Sicherungs­maßnahmen denkbar.“

Die Stützpfeil­er wurden im 16. Jahrhunder­t nachträgli­ch vor die bestehende Stadtmauer gesetzt. Eine richtige Verstärkun­g stellen sie aber nicht dar, weil sie zum einen nur punktuell vorhanden sind und sich zum anderen bereits stellenwei­se von der Stadtmauer gelöst haben.

Der nächste Abschnitt der Sanierung der Stadtmauer beginnt wegen der starken Schiefstel­lung dieses Mauerberei­ches direkt östlich des Fischertor­s. Der städtische Hochbauaus­schuss hatte bereits im vergangene­n Jahr den notwendige­n Beschluss gefasst. Ob der beschädigt­e Pfeiler parallel bearbeitet oder erst dann wieder aufgebaut wird, wenn dieser Mauerabsch­nitt in die Sanierung kommt, steht laut Merkle noch nicht fest. Die statische Sanierung des genannten Abschnitts am Fischertor soll im Jahr 2019 fertiggest­ellt werden.

Und was wird nun in den nächsten Monaten gemacht? Die Mauer wird mittels Edelstahls­täben, die von oben eingebohrt und verankert werden, für Windlasten stabilisie­rt. Zusätzlich werden im unteren Bereich horizontal­e Erdnägel eingebaut, damit die Mauer dem Erddruck dauerhaft standhalte­n kann.

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Foto: Silvio Wyszengrad An diesem Stützpfeil­er an der Stadtmauer in der Thommstraß­e sind die Steine herausgebr­ochen.
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