Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
So geht es an der kaputten Stadtmauer weiter
Der Stützpfeiler, aus dem Steine herausgebrochen sind, stellt die Stadt vor ein unerwartetes Problem. Die Sanierung des historischen Bauwerks an der Thommstraße ist für dieses Jahr vorgesehen. Was gemacht wird
Die Ursprünge datieren aus der Römerzeit: Die Römer schützten die Stadt Augsburg mit einer Befestigung. Im Mittelalter entstanden neue Mauern mit Türmen und Gräben. Diese Anlagen wurden im Lauf der Jahrhunderte erweitert und verstärkt. Mitte des 19. Jahrhunderts starteten Abbrucharbeiten großer Teile der Befestigungsanlage. Bis in die Gegenwart hinein sind immerhin noch fünf Stadttore, vier Bastionen und lange Abschnitte der Stadtmauer erhalten geblieben. Die Reste der Augsburger Stadtmauer umfassen heute rund vier Kilometer. Lueginsland und Thommstraßen-mauer sind am präsentesten, aber auch an der Kahnfahrt, im Domviertel, am Graben und am Schleifgraben sind noch Reste erhalten. Markante Punkte im Stadtbild sind daneben auch noch die Wallanlagen am Roten Tor und der Oblatterwall.
Der Erhalt der Mauer kostet die Stadt einiges. „Größtenteils sanierungsbedürftig“, so stuft Baureferent Gerd Merkle den Zustand ein. Das ist bekannt. Manchmal sind es oberflächliche Schäden, ein anderes Mal müssen Abschnitte gesperrt werden, weil die Statik nicht mehr passt. Das war im Vorjahr in den Rote-torwall-anlagen der Fall. 250000 Euro wurden investiert. Deutlich höher sind die Kosten, die nun für die Sanierung der Stadtmauer an der Thommstraße anstehen. 1,1 Millionen Euro sind es. Die Arnur beiten sind in diesem Jahr vorgesehen, wobei es seit dieser Woche noch einen unerwarteten Zwischenfall in die Sanierung einzubinden gilt. An einem Stützpfeiler brachen Steine heraus. Das Areal ist gegenwärtig abgesperrt. Ein Schaden von 60000 Euro wurde zunächst angegeben.
Baureferent Merkle sagte am Freitag, dass sich an diesem Betrag bislang nichts geändert habe, da die Untersuchungen noch laufen. Zu klären sei jetzt, wie die Finanzierung des Schadensfalls läuft. Hier sei die Stadt mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Gespräch.
Geprüft werde ferner, wie schnell der kaputte Stützpfeiler abgetragen werden muss. „Noch vorhandene lose Teile der Mauerschale müssen jedenfalls abgetragen werden“, sagt Merkle. Die Steine würden dabei – soweit möglich – erhalten, damit sie beim Wiederaufbau des Pfeilers verwendet werden können. Der Zustand der anderen Stützpfeiler an der Thommstraße sei hingegen besser. Das hätten Untersuchungen in diesen Tagen gezeigt Merkle: „Dennoch ist ein prophylaktischer Abbau ebenso wie Sicherungsmaßnahmen denkbar.“
Die Stützpfeiler wurden im 16. Jahrhundert nachträglich vor die bestehende Stadtmauer gesetzt. Eine richtige Verstärkung stellen sie aber nicht dar, weil sie zum einen nur punktuell vorhanden sind und sich zum anderen bereits stellenweise von der Stadtmauer gelöst haben.
Der nächste Abschnitt der Sanierung der Stadtmauer beginnt wegen der starken Schiefstellung dieses Mauerbereiches direkt östlich des Fischertors. Der städtische Hochbauausschuss hatte bereits im vergangenen Jahr den notwendigen Beschluss gefasst. Ob der beschädigte Pfeiler parallel bearbeitet oder erst dann wieder aufgebaut wird, wenn dieser Mauerabschnitt in die Sanierung kommt, steht laut Merkle noch nicht fest. Die statische Sanierung des genannten Abschnitts am Fischertor soll im Jahr 2019 fertiggestellt werden.
Und was wird nun in den nächsten Monaten gemacht? Die Mauer wird mittels Edelstahlstäben, die von oben eingebohrt und verankert werden, für Windlasten stabilisiert. Zusätzlich werden im unteren Bereich horizontale Erdnägel eingebaut, damit die Mauer dem Erddruck dauerhaft standhalten kann.