Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Mehr Licht – das Wintercredo
Mehr Licht! – das berühmte letzte Goethe-wort. Mitten im Januar, wenn der Winter sich anschickt, ewig zu dauern, die Dunkelheit einen ganz umspinnt, murmelt man es leise vor sich hin: mehr Licht. Man ist ja demütig geworden, winterweise, und verflucht auch nicht mehr die Vorfahren dafür, vor Urzeiten über die Alpen gezogen zu sein. Man wäre ja schon zufrieden, wenn einem die Beleuchter des Theaters den entscheidenden Tipp gäben, wie viel Watt nötig sind, um abends zu Hause einen Frühlingstag zu simulieren – für ein bisschen mehr Licht. Gar nicht vorzustellen, wie mürbe die Dunkelheit im Norden Skandinaviens macht. Und dann, wenn man glaubt, dass sich nichts ändert, es in diesem Jahr ewig dunkel bleibt, ändert sich endlich etwas. Nach einem viel zu langen Prolog im Zwielicht wird es morgens wieder früher hell. Man schaut in den Kalender – Mitte Februar – und beschließt aus Stromspargründen, den Scheinwerfer zu Hause wieder abzubauen, und genießt diese Tage voller Sonnenschein.