Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ai Weiweis Geste der Revolte
Martin Ziegelmayr zeigt Unverkäufliches des renommierten chinesischen Künstlers
Ausufernd ist diese Ausstellung nicht. Um genau zu sein: Sie enthält nur drei Werke. Einen Druck, ein Video sowie eine Kleinplastik, Motiv Stinkefinger. Und obwohl die drei Arbeiten in einer gut eingeführten Galerie gezeigt werden, und zwar unter dem renommierten Namen Ai Weiwei: Käuflich sind sie nicht. Das Motto des Galeristen nach einem Bonmot des Kollegen Andrè Emmerich: „Gute Kunsthändler verkaufen Kunstwerke nicht. Sie erlauben Leuten, Kunstwerke zu kaufen.“
Martin Ziegelmayr ist der Galerist, gebürtiger Augsburger des Jahrgangs 1954 und mit seiner Galerie MZ in der Peutingerstraße 10/16 auch eine Augsburger Institution, die still arbeitet, beharrlich und vollkommen autark gegenüber dem Kunstmarkt. Ziegelmayr verdient sein Geld als Goldschmied; die Galerie betreibt er aus Überzeugung und aus Freude an der Kunst. Ein Interview mag er nicht geben, ein Foto lehnt er ab, aber er setzt sich ein. Etwa für Santiago Serra, der sich schon früh, um 2000, mit der Migration auseinandersetzte (Biennale Venedig), etwa für den vielfach vergessenen Walter Gramatté, dazu für Gabriele Grones und Jonas Hafner.
Doch jetzt zeigt er drei Arbeiten des 1957 in Peking geborenen Ai Weiwei, darunter „Artist’s Hand“, den Stinkefinger, den man als seine grundsätzliche Geste gegenüber Macht und Herrschaft betrachten muss. Der Chinese hat sie häufig benutzt und in seine gesellschaftlichkünstlerischen Äußerungen eingebaut. Ziegelmayr ist übrigens per Losverfahren an die Aluminiumarbeit in natürlicher Größe gekommen: 1000 wurden 2017 auf Bewerbung hin vergeben; er war einer der glücklichen Aspiranten. Dazu zeigt Ziegelmayr das 135-minütige Video „Human Flow“(2017), das Flüchtlinge aus 23 Staaten episch dokumentiert, sowie den Offset-druck „Good fences make good neighbours“(2017), einen scherenschnittähnlichen, lakonischen Passionsweg von Flüchtlingen: Krieg – Zerstörung – Flucht – Überfahrt – Lager – Bewachung. Gallig.
OLaufzeit bis 28. Februar, Di. bis Fr. von 15 bis 18 Uhr