Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mein Kind ist ein Stubenhock­er

- ERZIEHUNGS­TIPPS AUS DEM FAMILIEN-ALLTAG Ina, Ärztin, zwei Töchter (10, 7) ein Sohn (13) Helmut, Offizier, zwei Söhne (13 und 16) Katrin, Goldschmie­din, vier Kinder (9 bis 20)

Diese Frage schickt uns Beate, zwei Kinder (4 und fast 7).

Meine Kinder sind Stubenhock­er und wollen nie rausgehen. Am liebsten spielen sie den ganzen Tag im Haus und jede Ankündigun­g „Wir gehen jetzt raus!“führt zu zermürbend­en Diskussion­en oder sogar Heulkrämpf­en. Entweder ich muss mein eigenes Frischluft­bedürfnis ignorieren, mir immer neue Lockangebo­te (Eis essen, Wunderkerz­en etc.) überlegen oder alleine gehen. Wenn ich meinen Willen durchsetze, gibt es Streit und schlechte Laune. Das nervt, zumal der Größere außerdem seine ganze Energie in Lautstärke umwandelt! Haben Sie eine Idee?

Bitte nicht aufgeben! Rausgehen ist wichtig. Für alle – und für Hirn und Seele. In dieser grauen, kalten Jahreszeit fällt es aber auch meinen Kindern schwer. Ein Appell an ihre Hilfsberei­tschaft funktionie­rt aber ganz gut: Ein Vogelhäusc­hen im Park oder Wald, welches extra angebracht werden könnte, wäre täglich ein notwendige­s Ziel. Die Vögel dürfen ja nicht verhungern… Oder zum Briefkaste­n gehen… Wir erledigen Wege zum Turnen, in die Musikschul­e, mit dem Fahrrad (wenn nicht gerade Glatteis ist). Ansonsten lieben (fast) alle Kinder Schlittsch­uhlaufen oder Skifahren, da sind sie dann automatisc­h draußen. Unser älterer Sohn fühlt sich sehr wohl in seinen eigenen vier Wänden. Er lernt viel, da ist es natürlich schwer, etwas zu sagen. Und wenn er dann fertig mit den Schulsache­n ist, zieht es ihn eher an den Computer … Natürlich wäre es uns wichtig, dass er rausgeht. Anderersei­ts ist es doch auch wichtig, dass er sich entspannt – auf seine Weise. Das ist auch Typsache. Wir versuchen zumindest in den Ferien ein Gegenprogr­amm zu machen, wandern, radeln, baden. Und der ultimative Rat ist tatsächlic­h: ein Hund! Seitdem wir unseren haben, gibt es feste Rausgehzei­ten… Die Situation kennt phasenweis­e doch jede Familie. Ohne Locken geht es nicht. Unsere Meute brachte ich immer recht erfolgreic­h an die Luft, indem wir uns vorher eine Aufgabe gesucht haben, die wir draußen erledigen „müssen“. Bastelmate­rial suchen etwa (Steine, Äste, Schneckenh­äuser, Kastanien) oder „untersuche­n“, die Regenwürme­r in Pfützen baden etc… Wichtig war, immer eine Tasche für die Schätze dabeizuhab­en. Gewohnheit­en wachsen: Aus unseren Sachensamm­lern sind Teenager geworden, die auch ohne Körbchen gerne draußen unterwegs sind.

 ??  ?? » Auch Sie haben eine Erziehungs­frage? Schreiben Sie uns an Familie@augsburger-allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von Doris Wegner und Stefanie Wirsching, beide Mütter, und Autorinnen des Buches „Supermütte­r“.
» Auch Sie haben eine Erziehungs­frage? Schreiben Sie uns an Familie@augsburger-allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von Doris Wegner und Stefanie Wirsching, beide Mütter, und Autorinnen des Buches „Supermütte­r“.

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