Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Rede ihres Lebens

- VON GREGOR PETER SCHMITZ ´gps@augsburger-allgemeine.de

Ist es despektier­lich, von der „Rede ihres Lebens“zu sprechen, wenn die Redende offiziell noch im politische­n Leben weilt? Natürlich nicht: Angela Merkel weiß selber, dass sie so gelöst, so gewieft, so galant wie bei der Münchner Sicherheit­skonferenz vielleicht noch nie formuliert hat. Da sprach eine Frau, die ein pralles politische­s Leben hinter sich weiß und deshalb voll Gewissheit auftrat. In einer Welt, der so viel Selbstvers­tändliches abhandenge­kommen ist, riss die Kanzlerin mit, indem sie Selbstvers­tändliches aussprach: etwa dass man gemeinsam mehr erreicht als allein.

Trotzdem wehte bei allem Jubel auch Wehmut durch München. Nicht nur, weil man sich fragt, warum Merkel bei anderen Wendepunkt­en keine bleibenden Worte gefunden hat. Aber auch, weil sie kaum nach vorne blickte – schon auf die Konferenz-nachfrage zu ihren Europaplän­en wich sie wieder aus. Diese Ideen muss bald wohl Annegret Kramp-karrenbaue­r liefern. Sie hörte in München zu, etwas nachdenkli­ch. Auch Merkel hat internatio­nal klein angefangen. Aber welch große Schuhe sie hinterläss­t, hat sie noch einmal bewiesen.

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