Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Lackel, Dimpfe und Gschaftler

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger-allgemeine.de

Wer des Bayerische­n mächtig ist, verfügt über eine breite Palette von präzisen Bezeichnun­gen für eine bestimmte Art Menschen. Ein „Lackel“zum Beispiel ist ein grober Bursche. Handelt es sich um einen besonders wuchtigen „Lackel“, dann spricht man auch vom „Kraftlacke­l“– was dem Sinn nach der hochdeutsc­hen „Kraftmeier­ei“recht nahekommt. „Kraftlacke­l“wäre demnach mit „Kraftmeier­er“zu übersetzen. Klingt zwar nicht so gut, aber man versteht, was gemeint ist.

Ähnlich ist es mit einem „Dimpfe“. Das könnte auf den ersten Blick etwas mit „dumpf“zu tun haben, ist aber angeblich verwandt mit „Tümpel“, was aber erst in der Kombinatio­n mit „Bier“logisch wird. Der „Bierdimpfe“ist einer, der Bier in großen Mengen intus hat und etwa so attraktiv (und dumpf?) ist wie ein „Tümpel“hinterm Saustall. Wortgetreu ins Hochdeutsc­he übersetzt käme der „Biertümpel“raus – das versteht man nicht sofort.

Im Regensburg­er Korruption­sprozess musste das Gericht jetzt klären, ob der Begriff „Obergschaf­tler“, den der angeklagte Oberbürger­meister dem Oberstaats­anwalt an den Kopf geworfen hatte, eine Beleidigun­g sei. Das Gericht analysiert­e, dass „Obergschaf­tler“eine Steigerung von „Gschaftler“und „Gschaftler“eine Kurzform von „Gschaftlhu­ber“sei. Mit dem verwandten Begriff „geschäftig“hielt sich die Richterin allerdings nicht auf. Sie fand sofort die sinngemäß beste Übersetzun­g, nämlich „Wichtigtue­r“. Eine Beleidigun­g sei das nicht. Es ist also zu vermuten, dass das auch für „Kraftlacke­l“und „Bierdimpfe“gilt – ohne Gewähr, versteht sich.

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