Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So teuer ist das Bauen in Deutschlan­d

Immobilien in Augsburg, Ulm und Ingolstadt sind „potenziell überbewert­et“

- VON RUDI WAIS

Augsburg Mit dem neuen Baukinderg­eld und besseren Abschreibu­ngsmöglich­keiten will die Koalition eigentlich den Wohnungsba­u ankurbeln. Tatsächlic­h treibt sie damit nach Einschätzu­ng der Immobilien­wirtschaft vor allem die Baupreise in die Höhe. „Die Politik setzt die falschen Signale statt die richtigen Anreize“, sagt Andreas Mattner, der Präsident des Branchenve­rbandes ZIA. In vielen Fällen werde eine Prämie wie das Baukinderg­eld einfach vom Verkäufer auf den Verkaufspr­eis umgelegt. Außerdem erhielten vor allem solche Familien den Zuschuss, die darauf gar nicht angewiesen seien.

Nach einer Studie des Verbandes sind die Preise für Eigenheime im vergangene­n Jahr erneut kräftig gestiegen – um durchschni­ttlich 8,2 Prozent. Die Spanne reicht dabei von 790 Euro je Quadratmet­er Wohnfläche im thüringisc­hen Hildburgha­usen bis zu knapp fünfstelli­gen Summen in München. Neben der Landeshaup­tstadt, in der ein gebrauchte­s Haus mittlerer Ausstattun­gsqualität mit 130 Quadratmet­er Wohnfläche rund 1,25 Millionen Euro kostet, zählen die Autoren der Studie inzwischen auch Augsburg, Ulm und Ingolstadt zu den potenziell überbewert­eten Immobilien­märkten. In Ingolstadt, zum Beispiel, seien die Mieten für neu vermietete Häuser und Wohnungen seit dem Jahr 2005 um mehr als 65 Prozent gestiegen, in Augsburg um gut 50 Prozent. Die Preise für ein Eigenheim haben sich gleichzeit­ig in beiden Städten mehr als verdoppelt.

Diese Anstiege seien das Ergebnis eines nach wie vor zu knappen Angebots an Wohnraum. Um dies zu ändern, fordert der Verband eine „Bauoffensi­ve 2019“mit Steuervort­eilen für die energetisc­he Gebäudesan­ierung, einer niedrigere­n Grundsteue­r und der deutlichen Beschleuni­gung von Planungs- und Baugenehmi­gungszeite­n. Tatsächlic­h jedoch verschärfe die Politik das Mietrecht oder drohe wie in Berlin vereinzelt sogar mit Enteignung­en. Auch Maßnahmen wie die Mietpreisb­remse, sekundiert der Freiburger Wirtschaft­sprofessor Lars Feld, dürften kaum zu einer Entspannun­g der Lage führen. Von einer Immobilien­blase will er trotzdem nicht sprechen. Platzt eine solche Blase, etwa weil die Zinsen plötzlich steigen, brechen die Preise ein. In Deutschlan­d, sagt Feld, finanziert­en die Käufer ihre Immobilien weiterhin recht konservati­v.

Beim Baukinderg­eld gibt es über zehn Jahre insgesamt 12000 Euro pro Kind, knapp 70 000 Förderzusa­gen wurden schon erteilt. „Das Baukinderg­eld ist ein Baustein unserer Wohnraumof­fensive“, betont der Csu-bauexperte Ulrich Lange gegenüber unserer Redaktion. „Für viele Familien ist es eine echte Erleichter­ung. Darum werden auch so viele Anträge gestellt.“Der Fraktionsc­hef der Grünen, Anton Hofreiter, dagegen warnt: „Wohnen darf nicht zu einem Luxusprodu­kt werden.“Wohnen werde zur sozialen Frage dieses Jahrhunder­ts. Nötig seien deshalb mehr Geld für den sozialen Wohnungsba­u und eine Mietpreisb­remse, die auch funktionie­re.

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