Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Neue Grenzwerte für Laster
Die Europäische Union will Busse und Lkw sauberer machen, doch der Kompromiss geht vielen nicht weit genug
Brüssel Im Kampf um bessere Luft vor allem in den Ballungsräumen scheint der Europäischen Union ein wichtiger Schritt gelungen zu sein. In der Nacht zum Dienstag einigten sich die Vertreter des Europaparlamentes, der Eu-kommission und der Mitgliedstaaten auf Abgasgrenzwerte für schwere Lkw und Busse. „Ehrgeizig und ausgewogen“nannte der zuständige Eu-klimaschutz-kommissar Miguel Arias Cañete das Ergebnis. Es sieht vor, dass die Motoren von Nutzfahrzeugen bis 2025 rund 15 Prozent weniger Kohlendioxid ausstoßen dürfen. Bis 2030 sollen es sogar 30 Prozent sein. Als Bezugsgröße dienen die Emissionen dieses Jahres.
Zugleich plant die Union Förderinstrumente für die Hersteller und Käufer von emissionsfreien oder zumindest schadstoffarmen Lastwagen und Bussen. Konkret ist daran gedacht, Produzenten, die zwei Prozent ihrer Lkw- oder Bus-flotte mit Null-emissions-antrieben ausstatten, einen Bonus einzuräumen. Welche Vorteile dieser genau haben soll, ist allerdings noch unklar.
„Ein gutes Verhandlungsergebnis“, kommentierte der Verkehrsexperte der Christdemokraten im Eu-parlament, Jens Gieseke, den Ausgang des sogenannten Trilogs zwischen den drei Institutionen. Zwar sei das Einsparpotenzial „überschaubar“. Aber das liege vor allem daran, dass die Spediteure und Logistik-unternehmen ebenso wie die Verkehrsbetriebe ohnehin wesentlich stärker auf den Verbrauch achten als private Autokäufer, erklärte der Cdu-politiker.
Doch es gibt auch heftige Kritik an den Vereinbarungen. „Insbesondere Deutschland, Italien und einige zentraleuropäische Länder haben stärkere Klimaschutzziele blockiert“, zeigte sich Bas Eickhout, der Verhandlungsführer der Grünen-europa-fraktion, enttäuscht. Tatsächlich wollten die Abgeordneten mehr: 35 Prozent weniger bis 2030 und ein Zwischenziel von 20 Prozent – mit diesen Forderungen waren sie in die Gespräche gegangen und gescheitert. Dabei hatten die Parlamentarier ohnehin nur versucht, die neuen Grenzwerte für schwere Motoren möglichst nahe an die im Dezember vereinbarten Reduktionsziele für Autos heranzuführen. Damals wurde festgelegt, dass Pkw bis 2025 um 15 Prozent, bis 2030 aber um 37,5 Prozent weniger CO2 abgeben dürfen.
Die Eu-kommission sieht sich im Fahrplan. Mit den Kompromissen werde man das Ziel schaffen, „die Treibhausgas-emissionen bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent (gegenüber 1990) zu reduzieren“, sagte Kommissar Cañete.
Was die Beschlüsse bringen sollen, hat die Eu-verwaltung bereits durchgerechnet: Die saubereren Lkw-motoren der Zukunft verhindern den Ausstoß von 54 Millionen Tonnen CO2 – das ist so viel, wie ein Land wie Schweden insgesamt in einem Jahr in die Atmosphäre bläst. Und wer sich einen neuen Lastwagen oder Bus zulegt, könne ab 2025 rund 25 000 Euro in den ersten fünf Jahren sparen, ab 2030 sogar 55 000 Euro. Der Spritverbrauch werde zwischen 2020 und 2040 um 170 Millionen Tonnen zurückgehen.