Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Auf die Politik ist kein Verlass

- VON SARAH RITSCHEL sari@augsburger-allgemeine.de

Die Zahl der Menschen, die sich im Supermarkt kein Essen mehr leisten können, hat sich innerhalb von zehn Jahren verdoppelt. Das lässt nur einen Schluss zu: Der Sozialstaa­t hat versagt. Die Bayerische Staatsregi­erung merkt offenbar noch nicht, wie wichtig die Tafeln sind, um Versäumnis­se der Politik aufzufange­n. Anders lässt sich die lächerlich­e Summe von 100000 Euro nicht erklären, mit denen der Freistaat die Tafeln fördern will. Bei 200000 Tafelkunde­n sind das gerade einmal 50 Cent pro Person.

Auf die Politik als Problemlös­er ist also kein Verlass. Das heißt, es bleibt an uns hängen. An jedem Einzelnen.

Bislang engagieren sich bei den Tafeln oft Bedürftige für Bedürftige. Knapp die Hälfte der Ehrenamtli­chen dort schnürt sich selbst ein Lebensmitt­elpaket, sobald die Not leidenden Kunden versorgt sind. Menschen aus höheren sozialen Schichten bekommen davon wenig mit. Sie spielen gar nicht erst mit der Idee, selbst bei den Tafeln mit anzupacken.

Es ist ein grundlegen­des Problem unserer Gesellscha­ft. Statt die zu sehen, denen es schlechter geht, schielen wir nach oben zu denen, die sich mehr leisten können als wir. Damit sich etwas ändert, muss es genau andersheru­m sein.

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