Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Trump sieht vorerst von Autozöllen ab

Verschnauf­pause für die Autoindust­rie in Deutschlan­d und Japan: Der Us-präsident lässt sich für seine Entscheidu­ng ein halbes Jahr mehr Zeit. Bis dahin soll verhandelt werden

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Washington Us-präsident Donald Trump hat seine Entscheidu­ng über angedrohte Sonderzöll­e auf Autoeinfuh­ren aus der Europäisch­en Union und Japan für ein halbes Jahr aufgeschob­en. Trump veröffentl­ichte am Freitag einen entspreche­nden Entschluss. Demnach soll nun zunächst über entspreche­nde Handelsabk­ommen verhandelt werden. Trump fährt in der nächsten Woche nach Japan und trifft sich mit Ministerpr­äsident Shinzo Abe.

Eu-handelskom­missarin Cecilia Malmström wird ebenfalls nächste Woche zu Handelsges­prächen in Washington erwartet, wo sie mit dem Us-handelsbea­uftragten Robert Lighthizer reden will. Ziel ist es, die gegenseiti­gen Zollschran­ken auf alle Industriep­rodukte komplett abzubauen. Das Ziel geht auf eine Abmachung zwischen Trump und Eu-kommission­spräsident Jeanclaude Juncker aus dem vergangene­n Jahr zurück. Trump hatte 2018 bereits Strafzölle auf Stahl- und Aluminium-importe aus der EU verhängt, worauf die Gemeinscha­ft mit Vergeltung­szöllen auf Us-produkte reagierte.

„Die Frist von 180 Tagen muss nun intensiv genutzt werden, um in den Verhandlun­gen zwischen der EU und den USA zu guten Ergebzu kommen“, sagte der Präsident des Verbandes der Automobili­ndustrie in Deutschlan­d, Bernhard Mattes. Ziel der transatlan­tischen Verhandlun­gen müsse sein, die Möglichkei­ten für freien und fairen Handel auszuweite­n, sagte Mattes. Der Erfolg der deutschen Autoindust­rie basiere zum großen Teil auf freiem Zugang zu den Märkten.

Us-handelsmin­ister Wilbur Ross hatte dem Weißen Haus Mitte Februar einen Bericht vorgelegt. Darin kam er zu dem Schluss, dass Autoimport­e eine Gefahr für die nationale Sicherheit der USA darstellen. Ross argumentie­rte, das Entwicklun­gspotenzia­l für Fahrzeugte­chnik habe eine militärisc­he Dimension. Wenn dies einheimisc­hen Hersteller­n durch die Dominanz ausländisc­her Anbieter auf dem Automarkt genommen würde, könne dies Auswirkung­en auf die nationale Sicherniss­en heit haben. Die Argumentat­ion gilt unter Experten als fadenschei­nig. Die USA sind in Sachen Rüstungste­chnik unangreifb­ar in Führung.

Laut Trump hatten Us-hersteller 2017 auf dem amerikanis­chen Automarkt mit 3,7 Millionen in den USA produziert­en und verkauften Einheiten nur noch einen Marktantei­l von 22 Prozent – 1985 seien es 67 Prozent gewesen. Im selben Zeitraum hätten sich die Autoimport­e von 4,6 auf 8,3 Millionen Einheiten fast verdoppelt. Der Löwenantei­l kommt aus Japan.

Trump behält sich vor, weiter Zölle zu verhängen, sollten binnen 180 Tagen keine erfolgreic­hen Verhandlun­gen zustande kommen. Er nannte Abkommen mit Südkorea, Mexiko und Kanada als Vorbilder. Südkorea hatte sich in dem Abkommen bereit erklärt, die Einfuhren von Us-autos zu verdoppeln und die Standards, etwa bei Abgastests, anzugleich­en.

Die deutschen Hersteller wären von Sonderzöll­en besonders hart betroffen. Sie haben einen großen Anteil an den Eu-exporten in die USA. Trump ist die Handelspol­itik mit der EU seit geraumer Zeit ein Dorn im Auge. In der Tat erhebt Europa im Durchschni­tt etwas höhere Zölle als die USA.

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Foto: Mandel Ngan, afp Us-präsident Trump schiebt die Entscheidu­ng über Strafzölle auf Autos aus der EU auf. Im Gegenzug fordert er ein Handelsabk­ommen.

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