Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Verfassung­sschutz schaut schärfer nach rechts

Beobachtun­g wird auf „Junge Alternativ­e für Deutschlan­d“und auf den „Flügel“ausgeweite­t

- VON ULI BACHMEIER

München Der Verfassung­sschutz in Bayern nimmt potenziell rechtsextr­emistische Gruppierun­gen stärker ins Visier. Wie Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) bei der Vorlage des Verfassung­sschutzber­ichts 2018 ankündigte, werden in Kürze die „Junge Alternativ­e für Deutschlan­d“(JA) und „Der Flügel“, eine radikale Gruppe innerhalb der AFD, in das Verzeichni­s „extremisti­scher oder extremisti­sch beeinfluss­ter Organisati­onen“aufgenomme­n.

Damit steigt laut Ministeriu­m die Zahl möglicher Beobachtun­gsfälle um einige 100 Personen an. Zugleich drohen Betroffene­n berufliche Nachteile, wenn sie sich zum Beispiel für den öffentlich­en Dienst bewerben. Insbesonde­re bei Einstellun­gen obliege es dann den Personalbe­hörden zu entscheide­n, ob im konkreten Einzelfall die Mitgliedsc­haft oder Unterstütz­ung von „JA“oder „Der Flügel“Zweifel an der Verfassung­streue eines Bewerbers begründen.

An der Sicherheit­slage hat sich insgesamt wenig geändert. Der islamistis­che Terror sei weiterhin die größte Bedrohung. Auch wenn derzeit keine konkreten Hinweise vorlägen, bestehe nach wie vor eine große Anschlagsg­efahr. In Bayern leben laut Verfassung­sschutz aktuell 22 Rückkehrer aus Kampfgebie­ten im Nahen Osten. „Die bayerische­n Sicherheit­sbehörden haben auf sie selbstvers­tändlich ein besonderes Auge“, sagte Herrmann. Insgesamt beobachten die Behörden 40 islamistis­che Gefährder und „40 weitere relevante Personen“.

Im Bereich des Rechtsextr­emismus gehe der Trend weg von den klassische­n rechtsextr­emistische­n Parteien hin zu internetaf­finen Gruppierun­gen. Das Personenpo­tenzial sei leicht angestiege­n – von 2320 im Jahr 2017 auf 2360 im Jahr 2018. „Die Zahl der gewaltbere­iten Rechtsextr­emisten liegt wie in den Vorjahren bei rund 1000 Personen“, sagte Herrmann. Besorgnise­rregend sei, dass die Mehrzahl der Gewalttate­n fremdenfei­ndlich motiviert war.

Auch im Bereich des Linksextre­mismus sei das Personenpo­tenzial von 3470 auf 3500 Personen leicht angestiege­n. Davon gelten 730 Personen als gewaltbere­it. „Insbesonde­re die AFD steht als politische­s Hauptfeind­bild bereits seit Längerem im Fokus linksextre­mistischer Aktivitäte­n. Ihre Parteitage oder sonstigen Veranstalt­ungen werden regelmäßig zum Ziel linksextre­mistischer Übergriffe“, sagte Herrmann. Die Gesamtzahl der linksextre­mistischen Straftaten habe im Jahr 2018 mit 752 einen neuen Höchststan­d erreicht – darunter 541 Sachbeschä­digungen. Um ihre Ideologie zu verbreiten, beteilige sich die Szene auch an Veranstalt­ung nichtextre­mistischer Gruppen zu Umweltoder Klimaschut­z oder gegen hohe Mietpreise.

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