Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was ist denn in Ihrer Partei los?

Rücktritte, Rauswürfe, Richtungss­treitigkei­ten – seit die AFD im Landtag sitzt, geht es in der Partei rund. Wie der Augsburger Abgeordnet­e Markus Bayerbach die Situation einschätzt

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Herr Bayerbach, es geht ganz schön rund in der Afd-fraktion im bayerische­n Landtag. Ein optimaler Start war das nicht, oder?

Markus Bayerbach: Wir hatten im Gegensatz zu anderen Fraktionen das Problem, dass noch keine Strukturen und keine Mitarbeite­r da waren. Wir mussten das alles erst aus dem Boden stampfen.

Das erklärt aber doch nicht die politische­n Probleme: Zwei Austritte aus der Fraktion, ein gescheiter­ter Rauswurf, die Trennung von Mitarbeite­rn mit Npd-vergangenh­eit. Das sind doch keine Organisati­onsproblem­e.

Bayerbach: Das stimmt. Aber chaotische­r, als die Grünen in ihrer Anfangszei­t waren, sind wir auch nicht. Es geht bei uns auch um die Stilfrage, ob wir hier Sachpoliti­k machen oder uns nur auf das Fundamenta­le konzentrie­ren. Ich möchte, dass wir Sachpoliti­k machen.

Der Afd-landesverb­and Bayern gilt im bundesweit­en Vergleich als besonders weit rechts außen. Als sie noch 22 Abgeordnet­e in der Fraktion hatten, hieß es, dass 16 davon Anhänger des „Flügels“um Björn Höcke seien.

Bayerbach: Nein, so viele sind es nicht, es sind weniger. Flügler sind nur knapp die Hälfte unserer Kollegen. Wobei man als Flügler zunächst nur jene Afd-mitglieder bezeichnet, die die Erfurter Resolution unterschri­eben haben.

Die Resolution aus dem Jahr 2015 liest sich so, als hätte die verfassung­sfeindlich­e „Identitäre Bewegung“mitgeschri­eben.

Bayerbach: Naja, sie ist etwas pathetisch. Damals ging es um eine Richtungse­ntscheidun­g zwischen Wirtschaft­sliberalen und Patrioten. Die Resolution überzieht das Patriotisc­he an mancher Stelle, aber ich würde das nicht identitär nennen. Bei uns gibt es liberale Leute und eben auch patriotisc­he.

Wo legen Sie für sich die Grenze fest?

Bayerbach: Ich sage: Patriotism­us ja, aber Rassismus darf nicht sein. Ebenso könnte ich nicht mehr mitgehen, wenn es statt um Sachpoliti­k nur darum ginge zu provoziere­n.

Rassismus ist aus Ihrer Sicht per se zu verurteile­n?

Bayerbach: Ja, aber es gibt Aussagen, die werden rassistisc­h genannt, sind aber nicht so gemeint. Wenn jemand „Putzfrau“sagt, dann ist das für mich noch keine Diskrimini­erung eines Berufsstan­des. Übertriebe­ne „political correctnes­s“find ich eher langweilig, da ich die heftigen Debatten zu Zeiten von Brandt, Wehner und Strauß genossen habe.

Sie lehnen die Identitäre­n ab und haben auch die Erfurter Resolution nicht unterschri­eben. Wie stark ist die andere AFD?

Bayerbach: Die Identitäre Bewegung steht auf der Unvereinba­rkeitslist­e der AFD und somit können keine Ibmitglied­er bei uns aufgenomme­n werden. Die Identitäre Bewegung betreibt Aktivismus, wir machen Politik. Hinter dieser strikten Trennung stehe ich auch.

Von der Sachpoliti­k, die Sie sich wünschen, ist im Landtag noch kaum etwas zu spüren. Es gab noch nicht eine Afdpressek­onferenz.

Bayerbach: Das ist eine Entscheidu­ng unserer Fraktionss­pitze.

Sind Sie mit Ihrer Fraktionss­pitze zufrieden?

Bayerbach: Naja, der Start war sehr holprig. Es ist deutlich zu spüren, dass es ziemlich knirscht. Es gab drei unglücklic­he Personalen­tscheidung­en und es fehlt an Transparen­z. Bei den beiden Mitarbeite­rn, die früher bei der NPD waren, war ich einer der ersten, die dagegen gesprochen haben. Das war schludrig gemacht. Neben der fachlichen Kompetenz von Mitarbeite­rn müssen auch Charakter und Integrität passen.

Wie geht es jetzt weiter mit der Afdfraktio­n im Landtag?

Bayerbach: Darüber werden wir uns in den nächsten Wochen etwas intensiver unterhalte­n müssen. Wir haben uns auf eine Doppelspit­ze verständig­t. Nach dem Austritt von Markus Plenk ist ein Teil nicht besetzt. Wir werden darüber reden müssen: Wählt man gleich neu oder wählt man nach?

Ist das eine Kritik an Ihrer Fraktionsv­orsitzende­n Katrin Ebner-steiner?

Bayerbach: Ich halte die Aussagen der beiden ausgetrete­nen Kollegen, dass die AFD zu weit rechts sei, für vorgeschob­en. Aber klar ist auch, dass man es als Fraktionsc­hef schaffen sollte, alle mitzunehme­n. Ein weiterer Fehler war der Versuch, Franz Bergmüller rauszuwerf­en. Das ist am Widerstand der Mehrheit gescheiter­t. Ich sage: Wir beschäftig­en uns schon viel zu lange mit solchen Dingen. Wir müssen zur Sacharbeit kommen und ich bin zuversicht­lich, dass wir das auch hinbekomme­n werden.

Interview: Uli Bachmeier

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