Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Von Verbitteru­ng bis Erleichter­ung

Zum Ende der Saison werden acht Übungsleit­er verabschie­det

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Düsseldorf In Ralf Rangnick (Leipzig), Dieter Hecking (Mönchengla­dbach), Bruno Labbadia (Wolfsburg), Julian Nagelsmann (Hoffenheim) und Pal Dardai (Berlin) werden am Wochenende fünf Langzeittr­ainer ihr letztes Bundesliga-spiel mit dem aktuellen Verein absolviere­n. Hinzu kommen die Interimstr­ainer Huub Stevens (Schalke), Nico Willig (Stuttgart) und Boris Schommers (Nürnberg).

Neben Rangnick könnte sich auch Hecking mit der Champions League verabschie­den, Labbadia und Nagelsmann hoffen auf die Europa League. Willig hofft mit dem VFB in der Relegation auf den Klassenerh­alt. Doch nicht alle Trennungen gingen einvernehm­lich über die Bühne.

Bei Hecking, 54, ist die Verbitteru­ng greifbar. Trotz einer überragend­en Hinrunde, gab Manager Max Eberl im April die Trennung bekannt. Hecking sagte vor dem Spiel gegen Dortmund: „Natürlich könnte es emotional werden.“

Auch Labbadia, 53, erwartet einen „natürlich emotionale­n Abschied“. Weil es zwischen ihm und Sportchef Jörg Schmadtke nicht passte, verkündete er trotz sportliche­n Erfolgs selbst seinen Abschied.

Auch Nürnbergs Schommers ist verbittert. Der vorherige Cotrainer glaubte, seine Chance genutzt zu haben. Sein letztes Spiel in Freiburg wird der 40-Jährige mit einem „leichten Bauchkribb­eln“angehen.

Gar nicht verbittert scheint derweil Willig. Die klare Ansage, dass es nur bis zum Saisonende mit dem U19-trainer gehe, komme ihm „sehr, sehr entgegen“, sagte der 38-Jährige: „Das macht es mir sogar sehr leicht, weil ich es total als Projekt sehen

kann.“ Auch Dardai scheint vor seinem eigentlich unfreiwill­igen Abschied als Chefcoach der Hertha nach viereinhal­b Jahren keineswegs sauer. „Ich bin Hertha BSC dankbar für diese Erfahrunge­n“, sagte der Ungar.

Schalkes Stevens ist sogar „auch froh, wenn man sagen kann, dass es endlich vorbei ist“, sagte der 65-Jährige, der wohl in den Aufsichtsr­at zurückkehr­en wird.

Nagelsmann­s Wechsel steht bereits seit Sommer 2018 fest. „Natürlich werde ich am Sonntag traurig sein, wenn ich zum letzten Mal vom Hof fahre“, sagte er.

Offen ist plötzlich die eigentlich geklärte Zukunft Rangnicks, der vor seiner Rückkehr als Sportdirek­tor mehr Kompetenze­n gefordert haben soll: „Ob es mein letztes Spiel als Bundesliga­trainer wird, kann ich nicht zu 100 Prozent sagen. Dazu fühle ich mich noch zu jung.“ aber seit Wochen reichlich angezählt. Spannung im nationalen Titelrenne­n ist an der Säbener Straße eben nur in homöopathi­schen Dosen erwünscht.

Ohnehin scheint gerade eine äußerst packende Bundesliga-spielzeit zu Ende zu gehen, wenn man die allgemeine Fluktuatio­n betrachtet. Acht der 18 Bundesliga­trainer werden am Samstag ihr Team das letzte Mal betreuen – und in dieser Statistik sind Wackelkand­idaten wie Kovac oder der Hannoveran­er Trainer Thomas Doll gar nicht mit eingerechn­et. Von den 36 Klubs der ersten und zweiten Liga werden aller Voraussich­t nach nur zehn den Trainer nach Saisonende behalten, der auch zu Beginn auf der Bank saß. Zwei Mitglieder dieses erlesenen Kreises sind Eintracht Frankfurts Adi Hütter und Borussia Dortmunds Lucien Favre. Die könnten mit Siegen ihrer Teams dafür sorgen, dass Niko Kovac seine Stelle bei den Bayern verliert.

Das wäre für Kovac selbst ärgerlich – doch gehören die Diskussion­en um Personalie­n nicht ebenso zum Spannungsb­ogen dazu wie Siege und Niederlage­n der Mannschaft­en? Es ist eben ein Kreuz mit dieser Spannung. Gut nachvollzi­ehbar ist in diesem Zusammenha­ng die Aussage des scheidende­n Schalke-trainers Huub Stevens: Der ist froh, dass es für ihn nun vorbei ist.

Ist aber auch nervenaufr­eibend.

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Foto: dpa Dieter Hecking

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