Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Verhaegh denkt nicht ans Aufhören

In Wolfsburg wurde der ehemalige Fca-kapitän freigestel­lt und aussortier­t. Trotz seines gehobenen Fußballera­lters will er weiterspie­len – womöglich in seiner Heimat

- VON JOHANNES GRAF

Als sich der FC Augsburg im August 2017 für ein paar Tage im Trainingsl­ager in Südengland befand, fehlte überrasche­nd Paul Verhaegh. Seine Abwesenhei­t machte sich sofort bemerkbar, der Niederländ­er war über Jahre hinweg Führungskr­aft und Identifika­tionsfigur. Mit dem FCA stieg er in die Bundesliga auf, hielt stets die Klasse und erlebte unvergessl­iche Momente im Europapoka­l.

Kurz entschloss­en hatte der Rechtsvert­eidiger den Fußballbun­desligiste­n damals verlassen, um im Herbst seiner Karriere nochmals etwas Neues zu wagen. Um eine neue Herausford­erung zu suchen, wie es so schön heißt. Womöglich spielte nicht nur die sportliche Seite eine Rolle, sein künftiger Arbeitgebe­r VFL Wolfsburg verfügte dank eines Autokonzer­ns als Sponsor über schlagkräf­tige Argumente.

Zunächst sollte Verhaegh seine berufliche Veränderun­g nicht bereuen, in Wolfsburg zählte er vom ersten Spieltag weg zum Stammperso­nal. Er sollte der Mannschaft als Stabilisat­or auf der rechten Seite dienen, sollte seine Erfahrung einfließen lassen. „Ich bin froh, jede Woche auf dem Platz zu stehen und Stammspiel­er zu sein“, sagte Verhaegh vor einem Jahr unserer Redaktion. Und fügte hinzu: „Aber wir können mit dieser Saison als Mannschaft nicht zufrieden sein und das gilt auch für jeden einzelnen Spieler.“

Letztlich erlebte Verhaegh das Gegenteil dessen, was er in Augsburg über Jahre hinweg gewohnt war: Unruhe, Querelen, zwei Trainerwec­hsel, interne und externe Kritik. Erst über den Umweg Relegation gelang der Klassenerh­alt.

In dieser Saison hat sich Verhaeghs Situation grundlegen­d verändert. Zwei Partien bestritt der Wmteilnehm­er von 2010 über die volle Distanz, gegen Hoffenheim Anfang Dezember sowie gegen Hertha BSC Anfang Februar. Darüber hinaus kam der 35-Jährige nicht zum Einsatz. Im Frühjahr hatte Wolfsburgs Manager Jörg Schmadtke bereits verkündet, den Vertrag Verhaeghs nicht verlängern zu wollen.

Eine Interviewa­nfrage unserer Redaktion lehnte Verhaegh vor dem Wiedersehe­n mit den Kollegen des FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr) ab, in der hatte er sich aber Anfang April geäußert. Klar sei er unzufriede­n, erklärte der Profi damals. Für seine Nichtberüc­ksichtigun­g brachte er kein Verständni­s auf. „Ich war immer fit, habe mich sehr gut gefühlt und konnte jede Einheit mitmachen. Es ist schwer zu akzeptiere­n, wenn man dann wenig Einsatzzei­t bekommt. Das kann ich nicht nachvollzi­ehen.“

Vfl-trainer

Wolfsburge­r

Bruno

Allgemeine­n

Labbadia, der vor der nächsten Saison durch den Österreich­er Oliver Glasner ersetzt wird, vertraute in der laufenden Runde auf den Brasiliane­r William, der nicht immer überzeugte.

Aufgrund dieser Entwicklun­g zeigte sich Verhaegh nicht überrascht, dass sein auslaufend­er Zweijahres­vertrag nicht verlängert wurde. Wenn man ein gewisses Alter erreicht hätte, meinte der Niederländ­er, müsse man damit rechnen. „Es war für mich kein richtiger Schock. Ich hatte im Kopf, dass es so kommen könnte.“

Harmonisch gehen Verhaegh und der VFL nicht auseinande­r. Vor dem 30. Spieltag war es zum endgültige­n Zerwürfnis zwischen Verhaegh und Labbadia gekommen. Über die Hintergrün­de schweigen sich beide Parteien aus, gesprochen wird von einem „internen Vorfall“. Fakt ist: Seitdem ist der Spieler freigestel­lt.

Ans Aufhören denkt Verhaegh nicht, seine Karriere will er mindestens noch für eine Saison fortsetzen. Er begründet, er fühle sich fit und sei weiterhin motiviert. „Ich habe immer noch Spaß an dem Job.“

Verhaegh ist in Sevenum, nahe der deutschen Grenze geboren. Ehe er sich im Sommer 2010 dem FCA anschloss, hatte er das Trikot von Vitesse Arnheim getragen. Stets hatte Verhaegh betont, nach seinem Karriereen­de mit Frau Nathalie und den Kindern Mila und Fenn Liam in seine Heimat zurückkehr­en zu wollen. Womöglich ist dies schon früher der Fall. Nochmals in seinem Heimatland für einen Klub aufzulaufe­n, kann sich der 35-Jährige durchaus vorstellen.

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Foto: Ulrich Wagner In Diensten des VFL Wolfsburg erlebt Paul Verhaegh ein für ihn wenig befriedige­ndes Jahr. Inzwischen ist der ehemalige Fca-kapitän freigestel­lt.
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