Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Seltsamer Handel mit Oldtimern

Warum ein Prozess am Ende scheitert

- VON EVA MARIA KNAB

Nach dem Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“schauen viele Augsburger genauer hin, ob in der Stadt genügend Wildblumen für Insekten blühen. Etliche rufen besorgt bei unserer Zeitung an, weil das Amt für Grünordnun­g schon jetzt mähen lässt. Kritik kommt von auch Naturschüt­zern. Ihre Forderung: Die Stadt müsse mehr Blühstreif­en stehen lassen.

Schon im vergangene­n Jahr gab es einen großen Aufschrei. Naturforsc­her Eberhard Pfeuffer warf der Stadt vor, weite Teile der innerstädt­ischen Grünfläche­n zu früh „praktisch tot“zu mähen und damit zum massiven Insektenst­erben beizutrage­n. Die massive Kritik hatte Folgen: Es gab einen Runden Tisch mit Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne). Günther Groß von der Naturschut­zallianz sagt nun, man erkenne zwar an, dass die Stadt in der Grünfläche­npflege Änderungen vorgenomme­n habe, um die Situation für Insekten zu verbessern. „Absolut nicht verstehen können wir aber, dass es im Straßenbeg­leitgrün nicht gelingt, die Firmen zu bewegen, große Flächen vor der Blüte nicht zu mähen.“Sauer sind auch einige Am Beispiel Gögginger Park könne man sehen, wie die Stadt Augsburg das Thema Blühinseln interpreti­ert, schreiben sie. „Als hätte es nie ein Volksbegeh­ren gegeben und man hat nie etwas vom Insektenst­erben gehört.“

Umweltrefe­rent Erben wehrt sich gegen die Kritik. Er verstehe die Ungeduld des ehrenamtli­chen Naturschut­zes. Die Stadt versuche aber, eine Trendwende in der Grünpflege einzuleite­n. Innerhalb eines Jahres werde dies nicht in vollem Umfang gelingen, so Erben. Man sei aber auf einem guten Weg.

Hinderniss­e gibt es offenbar viele, um ein auf Blühtermin­e abgestimmt­es Mähprogram­m an Straßen, Plätzen und innerstädt­ischen Grünzo

Az-leser:

nen zu erreichen. Erben sagt, die Stadt lasse 630 000 Quadratmet­er Rasenfläch­en von Fremdfirme­n mähen. Die aktuellen Verträge laufen noch bis 2020, die Stadt könne nicht einfach aussteigen.

60 Prozent dieser Flächen werden laut Erben dreimal gemäht, der erste Durchgang sei nun fast fertig. Weitere sieben Prozent des Grüns werden danach intensiv gemäht. Bei gut einem Drittel werden die Blühzeiten berücksich­tigt. Der Umweltrefe­rent betont, dass bei den Arbeiten im Straßenbeg­leitgrün die Verkehrssi­cherheit im Vordergrun­d steht – etwa an Kreuzungen und Einfahrten, aber auch entlang von Gehwegen und Straßenbah­ntrassen. Darauf pocht nach seinen Angaben auch die Augsburger Polizei. Weitere Hinderniss­e für einen differenzi­erten Mähplan sieht Erben in den hohen Kosten. Derzeit gebe die Stadt 350 000 Euro für Fremdfirme­n aus, dieser Betrag würde sich deutlich erhöhen. Das eigene Personal im Amt für Grünordnun­g könne keine zusätzlich­en Aufgaben mehr bewältigen.

Der Umweltrefe­rent sagt, die Zusagen am Runden Tisch vor einem Jahr würden eingehalte­n. Begutachte­te Grünfläche­n an der Rumplerstr­aße und an der Grünbrücke B17/siebentisc­hpark seien in diesem Jahr noch nicht gemäht worden. Auch an weiteren Straßen und auf Grünfläche­n am Lech und in Wohngebiet­en werde das Amt für Grünordnun­g nun später Rasenmäher einsetzen – auf insgesamt 6,2 Hektar. Auch ein neues städtische­s Vorhaben zusammen mit Partnern soll helfen, das Nahrungsan­gebot für Insekten in Augsburg zu verbessern: das Projekt Insektenvi­elfalt Augsburg. Derzeit werden große Flächen im Stadtgebie­t in Blühwiesen umgewandel­t, und zwar mit heimischen Samen aus dem Naturschut­zgebiet Stadtwald. Das wird auch von der Naturschut­zallianz als vorbildlic­h angesehen. Die Aktivitäte­n in der Umweltbild­ung der Bevölkerun­g werden ebenfalls ausgeweite­t. Beispiele: Der Botanische Garten legt eine Schaufläch­e für mehr Insektenvi­elfalt an. Auch ein neues „Forschermo­bil“soll Informatio­nen unter die Leute bringen. Offenbar ist es für den Referenten auch nicht ganz einfach, es allen Bürgern recht zu machen. Erben sagt, dass sich viele Augsburger melden, die sich wünschen, dass die Grünfläche­n häufig gemäht werden – weil sie Angst vor Zecken im hohen Gras hätten, oder aus Sorge vor Müll und Hundekot in blühenden Wiesen. Auch auf Spielplätz­en und auf Liegewiese­n sei kurzes Gras nötig. Hier gelte es, einen Kompromiss zu finden.

Groß sagt dennoch, es sei unverständ­lich, wenn es einerseits vorbildlic­he Grünpflege gebe und gleichzeit­ig auf anderen Flächen das Gegenteil passiert. Nötig sei ein abgestimmt­es Pflegekonz­ept für kommunale Grünfläche­n, mehr Dialog mit dem ehrenamtli­chen Naturschut­z. Dann könne Augsburg eine Vorreiterr­olle spielen.

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sieht es nach einer städtische­n Mähaktion so
Foto: Günther Groß An der Bürgermeis­ter-ulrich-straße aus. sieht es nach einer städtische­n Mähaktion so
 ?? Foto: Stadt Augsburg ?? Dieser Grünstreif­en an der Rumplerstr­aße darf weiter blühen. Darüber freuen sich Bienen und andere Insekten.
Foto: Stadt Augsburg Dieser Grünstreif­en an der Rumplerstr­aße darf weiter blühen. Darüber freuen sich Bienen und andere Insekten.

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