Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wohnen: Die Politik soll stärker eingreifen

Die Stadt soll nach Ansicht der Grünen die Baugrundpr­eise in Haunstette­n-südwest einfrieren und die Äcker günstig kaufen, so eine Forderung. In letzter Konsequenz könnte dies zu Enteignung­en führen

- VON STEFAN KROG

Die Grünen verlangen von der Augsburger Stadtregie­rung, der sie selbst angehören, ein deutlich stärkeres Eingreifen in der Wohnungsba­upolitik. Wenn Boden und Immobilien zum Spekulatio­nsobjekt würden, habe das Auswirkung­en auf die Preise, so Fraktionsv­orsitzende Martina Wild. Aus Gründen des Gemeinwohl­s sei es geboten, stärker zu regulieren. „Auch in Augsburg ist Bauen und Wohnen zu einer zentralen Frage geworden. Der Markt alleine kann das nicht lösen“, so Wild.

Darum fordern die Grünen ein ganzes Handlungsp­aket ein. Geprüft werden soll unter anderem, für das neue Viertel Haunstette­nsüdwest eine sogenannte städtebaul­iche Entwicklun­gsmaßnahme einzuleite­n. Ziel der Grünen ist es, Grundstück­sspekulati­on zu verhindern und der Stadt den Kauf zu erleichter­n.

Das Instrument der Entwicklun­gsmaßnahme ermöglicht es Städten unter bestimmten Voraussetz­ungen, die Bodenpreis­e bei größeren Planungsge­bieten gewisserma­ßen einzufrier­en, bevor aus dem Areal Bauland wird und die Grundstück­spreise stark nach oben gehen. Städte erhoffen sich so besseren Verhandlun­gsspielrau­m gegenüber den Eigentümer­n des Bodens. In Haunstette­n-südwest handelt es sich großteils um Ackerfläch­en. Sollte keine Einigung möglich sein, ist am Ende sogar die Enteignung gegen eine Entschädig­ung möglich. „Das ist nicht das Ziel, aber die Kommune hätte eine bessere Verhandlun­gsposition“, sagt Grünenstad­trätin Verena von Mutius.

In München sorgte eine solche geplante Entwicklun­gsmaßnahme bei einem großen Baugebiet im Nordosten der Stadt zuletzt für massiven politische­n Ärger. Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) hatte zu Anfang der Planungen von Haunstette­n-südwest vor drei Jahren erklärt, das Instrument nicht nutzen zu wollen. Die CSU stellte zuletzt einen Antrag, dass die Stadt zumindest zusehen müsse, ein Vorkaufsre­cht auf Grundstück­e zu bekommen. Die Frage des Preises ist darin aber nicht angesproch­en.

Weitere Punkte der Grünen sind unter anderem die Forderung nach einer Zweckentfr­emdungssat­zung, wie sie auch die SPD schon ins Spiel gebracht hatte. Das würde es ermögliche­n, gewerblich­e Nutzung von Wohnungen etwa als Zimmerverm­ietung zu verhindern. Zudem solle eine Online-plattform eingericht­et werde, auf der Bürger Wohnungsle­erstände an die Stadt melden können. Eine Prüfung der Stadt in der Vergangenh­eit hatte ergeben, dass Zimmerverm­ietung in Wohnungen kaum eine Rolle spiele. Allerdings, so von Mutius, dürfte das Thema zunehmend eine Rolle spielen. „Man muss nicht warten, bis Probleme zur vollen Blüte kommen, sondern kann auch präventiv tätig werden.“

Als weitere Forderung nennen die Grünen eine sogenannte Erhaltungs­satzung. Sie soll bestehende Wohnbevölk­erung vor Verdrängun­g aus ihrem Viertel schützen. „Luxussanie­rungen“sind dort verboten, die Stadt hat in den betroffene­n Vierteln ein Vorkaufsre­cht, um zu verhindern, dass noch relativ günstige Mietwohnun­gen in Eigentumso­der teurere Mietwohnun­gen umgewandel­t werden. Als erstes Viertel solle die Satzung in der Jakobervor­stadt eingesetzt werden, so die Grünen, weil hier schon Verdrängun­gseffekte zu beobachten seien. Die Stadt möchte das Viertel in den kommenden Jahren durch eine städtebaul­iche Sanierung, wie sie seit Langem von Anwohnern gefordert wird, aufwerten. In diesem Kontext hatte zuletzt auch die SPD das Thema angesproch­en.

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