Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie geht es auf dem Jva-gelände weiter?

Der Freistaat will im Domviertel Wohnungen bauen, doch der historisch­e Kornspeich­er ist keine einfache Immobilie. Auch die Stadt möchte ihn angesichts der hohen Kosten nicht kaufen

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dass auf dem Areal geförderte Wohnungen für Beschäftig­te des Freistaats durch die staatliche Gesellscha­ft Stadibau entstehen sollen. Damals war in vorsichtig­en Schätzunge­n von rund 100 Wohnungen die Rede.

Allerdings gibt es ein Problem: Während klar ist, dass der Erweiterun­gsbau fürs Gefängnis aus den 1960-Jahren abgerissen und durch hochwertig gestaltete Neubauten ersetzt werden soll, ist unklar, wie mit dem Altbau, dem ehemaligen städtische­n Kornspeich­er, umgegangen werden soll.

Die Immobilien­verwaltung des Freistaats bot das Gebäude der Stadt zuletzt zum Kauf an. Die Stadt hat daran aber kein rechtes Interesse. Hintergrun­d: Eine Schätzung des Hochbauamt­es kam zum Ergebnis, dass es zwölf bis 14 Millionen Euro kosten würde, den früheren Kornspeich­er, in dem Zellen untergebra­cht waren, herzuricht­en. Hinzu komme der Kaufpreis, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU), der im Bauausschu­ss des Stadtrats süffisant anmerkte, dass man ein Gebäude mit „vielen kleinen Apartments mit kleinen vergittert­en Fenstern“erwerben würde. Um das denkmalges­chützte Gebäude für Wohnzwecke umzubauen, sei erhebliche­r Aufwand nötig, etwa ein Meter dicke Wände durchzubre­chen. Die ehemaligen Zellen ließen sich von den Grundrisse­n jedenfalls nicht eins zu eins als Apartments umgestalte­n. Der Freistaat wisse wohl auch nicht so recht, was er mit dem Gebäude anfangen solle, hieß es im Bauausschu­ss.

Allerdings wollten die Stadträte der SPD etwas genauer wissen, wie es weitergehe­n könnte, wenn die Stadt das Gebäude nicht kauft. Die Stadt schlage so die Chance aus, an städtebaul­ich wichtiger Stelle ein Gebäude zu kaufen. „Wenn wir diese Möglichkei­t ablehnen, dann verlieren wir auch die Einflussmö­glichkeite­n auf das, was dort passieren könnte“, sagte Spd-fraktionsc­hef Florian Freund.

Merkle entgegnete, dass der Freistaat das Gebäude wohl verkaufen werde, falls er es nicht doch selbst nutzt, etwa als Studentenw­ohnheim. Planungsre­chtlich sei auf dem Areal aus seiner Sicht nur Wohnen vorstellba­r, sollte ein privater Investor einsteigen. Rechne man Kaufpreis und Sanierung zusammen, käme man wohl auf etwa 20 Millionen Euro Kosten. „Dieses Geld würden wir lieber an anderer Stelle verwenden.“Abschließe­nd muss der Liegenscha­ftsausschu­ss des Stadtrates darüber entscheide­n, ob die Stadt das Areal kaufen soll, allerdings gibt es auch hier die klare Tendenz zur Ablehnung. Beim Freistaat will man die offizielle Entscheidu­ng abwarten, bevor man sich zum weiteren Vorgehen mit dem Kornspeich­er äußert.

Neben dem Gefängnis gibt es in Augsburg eine weitere leer stehende staatliche Immobilie, nämlich die frühere Flüchtling­sunterkunf­t in der Calmbergst­raße. Im Jahr 2017 zogen dort die letzten Flüchtling­e aus, nachdem die baulichen Zustände in dem ehemaligen Kasernenge­bäude immer wieder kritisiert wurden. Seitdem ist unklar, wie es mit dem denkmalges­chützten Gebäude weitergeht. Man gehe von einem hohen Sanierungs­aufwand aus, so die staatliche Immobilien­verwaltung. Man prüfe derzeit noch, wie das Gebäude künftig genutzt werden könne.

 ?? Archivfoto: Ulrich Wagner ?? Das ehemalige Gefängnis in der Karmeliten­gasse: Der quadratisc­he neue Trakt aus den 60er-jahren (Bildmitte) soll abgerissen werden, damit dort Wohnungen entstehen können. Was mit dem Altbau (rechts im Bild) passiert, ist noch unklar. Die Stadt will das Gebäude nicht kaufen. Zur Orientieru­ng: Bei der Grünfläche links handelt es sich um den Garten von St. Stephan.
Archivfoto: Ulrich Wagner Das ehemalige Gefängnis in der Karmeliten­gasse: Der quadratisc­he neue Trakt aus den 60er-jahren (Bildmitte) soll abgerissen werden, damit dort Wohnungen entstehen können. Was mit dem Altbau (rechts im Bild) passiert, ist noch unklar. Die Stadt will das Gebäude nicht kaufen. Zur Orientieru­ng: Bei der Grünfläche links handelt es sich um den Garten von St. Stephan.

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