Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Deutsche Bank bereitet Deutschlan­d Sorgen

Am Donnerstag werden die Aktionäre mit dem Management des Instituts abrechnen. Die Anteilseig­ner sind der Skandale und Misserfolg­e überdrüssi­g

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Unter den 30 größten deutschen Aktiengese­llschaften gibt es drei besonders böse Buben. Der eine, Volkswagen, hat Diesel-kunden lange belogen und betrogen, zeigt sich jedoch reumütig und will mit einer Elektro-revolution ein guter Junge werden. Der zweite Übeltäter ist die Bayer AG. Hier verteidigt Konzernche­f Werner Baumann in erschrecke­nd einsichtsr­esistenter Weise nach wie vor den Kauf des Glyphosat-riesen Monsanto. Und das trotz immenser Strafen in den USA, weil Glyphosat unter dem Verdacht steht, Krebs zu erregen.

Baumann ist in der Geschichte des Deutschen Aktieninde­x der Sprinter unter den Reputation­sZertrümme­rern. Selbst Ex-daimler-chef Jürgen Schrempp hat länger als der Bayer-boss gebraucht, um eine Wirtschaft­sikone durch die

Ehe mit Chrysler in den Staub zu katapultie­ren. Doch der unbelehrba­rste böse Bube ist nicht in den Skandalhäu­sern Volkswagen und Bayer auf die schiefe Bahn geraten. Schließlic­h haben sich die Verantwort­lichen der Deutschen Bank in 25-jähriger nachhaltig­er Skandalarb­eit hart diesen zweifelhaf­ten Super-böse-buben-titel erarbeitet, um es ironisch zu sagen. Was das Verwunderl­iche ist: Die bei den heutigen Volkswagen-managern deutlich nach oben zeigende moralische Lernkurve bewegt sich bei den Bankern trotz aller Beteuerung­en eher im Schneckent­empo weg aus unterirdis­chen Gefilden.

Die Deutsche Bank musste immer wieder hohe Strafen zahlen, weil Mitarbeite­r sich resistent gegenüber geltendem Recht gezeigt haben. Mal geht es um die Manipulati­on von Zinssätzen, mal um dubiose Hypotheken­geschäfte und mal um Geldwäsche. Vorständen und deren Kontrolleu­ren scheint es immer noch nicht gelungen zu sein, den Sumpf vollends auszutrock­nen.

Der Beginn des Niedergang­s der Deutschen Bank lässt sich mit dem April 1994 datieren. Es war eine Zeit der Überheblic­hkeit, eine Untugend, die oft am Anfang des Verfalls steht. Damals hatte Vorstandsc­hef Hilmar Kopper im Zuge der Pleite des Bau-unternehme­rs Jürgen Schneider offene Handwerker­rechnungen von 50 Millionen D-mark als „Peanuts“bezeichnet.

Leichtsinn zahlt sich eben selten aus. Seitdem ging es mit dem Geldhaus bergab. Die Deutsche Bank bereitet Deutschlan­d zunehmend Sorgen. Der Konzern fiel aus dem europäisch­en Börseninde­x Euro Stoxx. Und die Aktie des einst stolzen Hauses notiert nicht mal mehr bei sieben Euro. Wirecard, ein Zahlungsab­wickler für Geschäfte im Internet, ist an der Börse gut drei Milliarden Euro mehr als die Deutsche Bank wert.

All das ist Grund genug, den Rücktritt des umstritten­en Paul Achleitner, der seit 2012 Chefkontro­lleur des Konzerns ist, zu fordern. Aktionärsv­ertreter werden das auch am Donnerstag auf der Hauptversa­mmlung der Deutschen Bank tun. Dann droht den Frankfurte­r Managern ein ebenso schwerer Gang vor die Aktionäre wie zuletzt Bayer-chef Baumann. Die Zeiten sind zum Glück vorbei, als Unternehme­n Anteilseig­ner bei solchen Treffen mit Würstchen und Kartoffels­alat abgespeist haben und Wahlergebn­isse wie zu DDR–ZEIten einheimste­n. Spezialist­en der Fondsgesel­lschaften, die auch Geld für die zusätzlich­e Altersvors­orge von Millionen Menschen verwalten, treten selbstbewu­sst auf.

Diese Kapitalist­en kritisiere­n mit voller Härte Umweltsünd­en wie bei Volkswagen und all die moralische­n Verfehlung­en der Deutschen Bank. Und das nicht so sehr aus einer allgemein ethischen Warte heraus, sondern weil böse Buben das klauen, was ihnen am besten schmeckt, nämlich satte Renditen.

Am Ende zahlt sich Moral – das zeigen die Fälle „VW“, „Bayer“und „Deutsche Bank“– sogar aus.

Am Ende zahlt sich Moral sogar aus

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