Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mittelstan­d gegen Öffnung der Geldwäsche-kartei

Familienun­ternehmen sorgen sich um die eigene Sicherheit

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin. Die Familienun­ternehmen in Deutschlan­d lehnen die von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) vorgesehen­e Öffnung des Transparen­zregisters über Firmenbete­iligungen für jedermann ab. „Mit dem Transparen­zregister werden Gesellscha­fter von Familienun­ternehmen Sicherheit­srisiken ausgesetzt. Datenschut­z endet nicht in dem Moment, in dem ein Mensch einer unternehme­rischen Tätigkeit nachgeht“, sagte Rainer Kirchdörfe­r, Vorstand der Stiftung Familienun­ternehmen, unserer Redaktion.

Künftig soll hierzuland­e jeder sehen können, wer hinter verschacht­elten Firmenkons­trukten, Stiftungen und Briefkaste­nfirmen steht. So sieht es der Gesetzentw­urf vor, den Scholz an die anderen Ministerie­n zur Abstimmung verschickt hat. Dadurch sollen Steuerhint­erziehung und Korruption wirksam bekämpft werden. Bisher haben nur Behörden sowie ein kleiner Kreis mit „berechtigt­em Interesse“das Recht auf Einsichtna­hme. Der Spd-politiker will das ändern und folgt damit einer Eu-richtlinie.

Die Unternehme­r halten die Öffnung für zu weitreiche­nd und wollen erreichen, dass die Datenbank weiter nur Behörden und dem kleinen Kreis offensteht. Außerdem verlangen sie ein Auskunftsr­echt für die betroffene­n Unternehme­n darüber, an wen persönlich­e Daten von Gesellscha­ftern weitergege­ben werden. Der Mittelstan­d bezweifelt außerdem, dass das Register überhaupt seinen Zweck erfüllt. „Das eigentlich­e Ziel, die Vermeidung von Terrorfina­nzierung und Geldwäsche, wird kaum erreicht: Wer Böses im Schilde führt, wird sich wohl kaum in ein öffentlich­es Register eintragen“, meinte Kirchdörfe­r.

In der Tat hat die 2017 eingeführt­e Kartei bislang die Erwartunge­n nicht erfüllt und wird von Ermittlern kaum genutzt. Häufiger verschaffe­n sich hingegen Banken ein Bild darüber, mit wem sie Geschäfte machen. Könnten künftig auch Nichtregie­rungsorgan­isationen wie zum Beispiel die Korruption­sbekämpfer von Transparen­cy Internatio­nal auf die Datenbank zugreifen, würde der Kontrolldr­uck steigen. Zumindest in der Theorie. In der Praxis hat der Finanzmini­ster die Gebührenor­dnung davor gesetzt. Pro Abruf eines Dokuments werden 4,50 Euro fällig. Bei weitverzwe­igten Firmengefl­echten kommen schnell große Summen zusammen. In Großbritan­nien ist zumindest ein Teil der Informatio­nen kostenfrei.

Die deutsche Kartei ist angesiedel­t beim Bundesverw­altungsamt. Eintragen müssen sich alle Eigner von Firmen, Genossensc­haften und Stiftungen, die über 25 Prozent des Kapitals oder der Stimmrecht­e verfügen. Wer sich nicht einträgt, riskiert ein Bußgeld von bis zu einer Million Euro.

Mit der Reform des Transparen­zregisters packt Scholz gleichzeit­ig härtere Auflagen für Kryptowähr­ungen wie Bitcoin an, wie es ebenfalls die Europäisch­e Union verlangt. Finanzdien­stleister, die Kryptogeld in gesetzlich­e Währungen tauschen und umgekehrt, sollen von der Finanzaufs­icht Bafin überwacht werden.

 ??  ??
 ?? Foto: Tom Pingel ?? Rainer Kirchdörfe­r will verhindern, dass zu viele Details über das unternehme­rische Geflecht von Firmen veröffentl­icht werden.
Foto: Tom Pingel Rainer Kirchdörfe­r will verhindern, dass zu viele Details über das unternehme­rische Geflecht von Firmen veröffentl­icht werden.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany