Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Huppert und der Tod

Neues mit der großen Isabelle in Cannes – und auch von den Brüdern Dardenne

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Cannes Die nächsten Star-beiträge im Wettbewerb der Filmfestsp­iele Cannes. Isabelle Huppert hat sich von ihrer verletzlic­hen Seite gezeigt. In „Frankie“verkörpert die aus „Die Klavierspi­elerin“und „8 Frauen“berühmte 66-Jährige eine Schauspiel­erin, die nur noch wenige Monate zu leben hat und sagt: „Für mich war das eine Möglichkei­t, die Krankheit und Verzweiflu­ng auf subtile Weise zu zeigen.“

Frankie trifft sich mit ihrer Familie für einen Urlaub im portugiesi­schen Sintra. Nach und nach erfährt man, in welcher Beziehung die Anwesenden zueinander stehen und warum Frankie sie alle zusammenge­rufen hat. Neben Huppert sind etwa Brendan Gleeson, Marisa Tomei und Greg Kinnear zu sehen. Us-regisseur Ira Sachs beobachtet die Familie und gibt seinen Figuren Zeit zur Entwicklun­g. Dabei zeigt er zwar die Tragik dieser Situation, schlägt aber durchaus leichtere Töne an. Huppert verleiht ihrem Charakter trotz der Krankheit eine Kraft und Stärke, fast eine Trotzigkei­t, die bestens zur Atmosphäre des Films passt. Regisseur Sachs schrieb die Rolle extra für Huppert.

Und auch die belgischen Brüder Jean-pierre und Luc Dardenne, in Cannes bereits mit zwei Goldenen Palmen gefeiert, stellten ihr neues Werk vor. In „Le jeune Ahmed“beleuchten sie die Radikalisi­erung eines muslimisch­en Teenagers. Aber Ahmed ist entgegen dem Klischee nicht in prekären Verhältnis­sen am Rande der Gesellscha­ft aufgewachs­en, sondern Sohn einer modernen Belgierin. Während die Dardennebr­üder in ihren früheren Erfolgen wie „Das Kind“und „Rosetta“Sozialkrit­ik mit Authentizi­tät verbanden, greifen die Filmemache­r dieses Mal zu kurz. „Le jeune Ahmed“streift zwar viele Aspekte, geht dann aber nicht genug in die Tiefe.

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Foto: Christophe Simon, afp Die Brüder Dardenne in Cannes

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