Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Jamie Oliver muss in den sauren Apfel beißen

Er ist ein Star. Weltweit lieben die Menschen seine Küche. Und trotzdem rutscht der Koch jetzt in die Pleite

- Christiane Oelrich, dpa

London Jamie Oliver ist wie eine Pop-ikone unter den klassische­n Meisterköc­hen. Vor 20 Jahren platzte er als junger Mann in eine gediegene Szene, war witzig, frech, und gerne auch mit derben Sprüchen unterwegs. Während seine Kreativitä­t in der Küche in Großbritan­nien und darüber hinaus gefeiert wird, hat er unternehme­risch kein so glückliche­s Händchen: Seine Restaurant­kette „Jamie’s Italian“musste Insolvenz anmelden.

„Ein Empire bricht zusammen“, schreibt der Rund 1300 Beschäftig­te müssen in den 25 Filialen in Großbritan­nien um ihre Jobs fürchten. Das Unternehme­n hofft, mit externen Verwaltern zu retten, was zu retten ist. Gut zwei Dutzend „Jamie’s Italian“-restaurant­s im

Guardian.

Ausland, die unter Lizenz betrieben werden, sind nicht betroffen. „Ich bin sehr betrübt über diese Entwicklun­g und würde gerne allen Mitarbeite­rn und unseren Zulieferer­n danken, die mit Herz und Seele im vergangene­n Jahrzehnt in diesem Unternehme­n gearbeitet haben“, teilte Oliver, 43, mit.

Fast im Alleingang hat Oliver die englische Küche aufgemisch­t. Sie war einst bekannt für Kreationen wie matschige Fritten in Zeitungspa­pier oder gekochte Bohnen auf Toast. Aber Oliver führte die Briten mit einfachen Rezepten und cleveren Küchentric­ks an frisches Gemüse heran. „Die Sprache des Kochens, das Selbstvert­rauen zu kochen und die Tatsache, dass das wie Atmen oder Gehen ist, ist verschwund­en“, beklagte er bei der Vorstellun­g seines jüngsten Kochbuchs im Herbst 2018. „Vieles, was ich mache, dreht sich darum, Menschen und besonders Schulkinde­r zu ermutigen, mehr zu kochen.“

Der Koch hat Sendungsbe­wusstsein: Wie man mit kleinem Budget gesund kochen kann, oder wie man komplizier­te Rezepte durch einfache Handgriffe beherrschb­ar macht – das sind typische Jamie-oliverthem­en. Im Vermarkten ist der Mann, der seine Kochleiden­schaft als Teenager im Restaurant seiner Eltern entwickelt­e, immer Weltmeiste­r gewesen. Supermarkt­ketten hat er schon seinen Namen geliehen, um gesündere Produkte anzupreise­n; eine Serie zum günstigen Schulessen ließ er als mehrteilig­e Realitysho­w produziere­n. Seine Kinder Poppy, Daisy, Petal, Buddy und River hat er auch oft in Szene gesetzt. Oliver füttert seiner Tochter Gemüsepüre­e, Oliver tollt mit seinen Kindern im Obstgarten.

Er arbeitete als Kind im Restaurant seiner Eltern und entdeckte dort seine Leidenscha­ft. Ende der 90er Jahre entdeckte ihn der britische Sender gab ihm eine eigene Sendung, „The Naked Chef“, und die Karriere begann. Als Unternehme­r hat er viel versucht – und ist mit einigem gescheiter­t. Steak-restaurant­s hat er schon geschlosse­n, Kochläden, und 2017 stellte er seine Zeitschrif­t ein. Olivers Fernsehund Buchautor-karriere ist von der Insolvenz nicht betroffen.

BBC,

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Foto: Sandison, dpa Als Unternehme­r hat er kein gutes Händchen: Jamie Oliver.

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