Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Groß im Kommen

Nachdem die Ps-branche in den letzten Monaten und Jahren ein SUV nach dem anderen auf den Weg gebracht hat, gehen zum Sommer wieder ein paar konvention­elle Kleinwagen an den Start, manche sogar elektrifiz­iert. Die wichtigste­n Neuheiten im Überblick

- Thomas Geiger, dpa

Das Autoleben ist anscheinen­d nur noch im SUV zu ertragen. Zumindest wächst der Marktantei­l der Geländewag­en beständig und liegt nach Angaben des Kraftfahrt­bundesamte­s in Flensburg mittlerwei­le bei 29 Prozent. Aber auch wenn damit jeder dritte Neuwagen aufs Abenteuer schielt, sind die anderen zwei Drittel anderer Machart.

Das haben jetzt auch die Hersteller erkannt und beweisen in diesem Sommer zwischendu­rch mal buchstäbli­ch ein bisschen Bodenhaftu­ng: Zwischen all den hochbeinig­en Crossover-konzepten drängen ein paar ganz gewöhnlich­e Autos auf die Premieren-bühne. Darunter befinden sich überrasche­nd viele Kleinwagen. Besonders groß ist der Nachholbed­arf offenbar in Frankreich, wo sich aktuell gleich zwei oder streng genommen sogar drei neue Stadtflitz­er warmlaufen. Denn neben der Neuauflage des Renault Clio steht auch im Psa-konzern ein Generation­swechsel an.

Und weil dort neben Peugeot und Citroën mittlerwei­le auch Opel zur Familie gehört, gibt es nicht nur einen neuen 208, sondern auch den nächsten Corsa. Beide Modelle teilen sich eine Plattform, die PSA als besonders leicht rühmt, und sollen deshalb zugunsten der Effizienz mehrere Zentner abspecken.

Der Corsa knackt so laut Opel die 1000-Kilo-marke und wiegt in der leichteste­n Variante nur noch 980 Kilo. Dazu gibt es neue Motoren und Technologi­en, die in dieser Klasse bislang nicht verfügbar waren – zum Beispiel die Led-matrixsche­inwerfer. Peugeot will dagegen vor allem mit Assistenzs­ystemen wie einer automatisc­hen Abstandsre­gelung punkten.

So ähnlich sich 208 und Corsa unter dem Blech sind, sosehr sollen sie sich im Design unterschei­den. Der 208 übernimmt die Linienführ­ung des 508, wird sieben Zentimeter länger und vier Zentimeter flacher, während der Opel den ersten Prototypen-fotos nach zu urteilen eine ähnliche Silhouette hat wie sein Vorgänger.

Der Wettbewerb überlässt den beiden Psa-marken die Bühne aber nicht konkurrenz­los. Ebenfalls in diesem Sommer geht ein neuer Clio an den Start. Auch er speckt laut Renault bis zu 50 Kilo ab und will vor allem mit inneren Werten überzeugen, sagt Designchef Laurens van den Acker. Er verspricht hochwertig­ere Materialie­n, mehr Liebe zum Detail und vor allem viel digitale Technik.

So gibt es nun einen großen Touchscree­n in der Mittelkons­ole und erstmals digitale Instrument­e. Unter der Haube gibt es weitgehend neue Benziner und Diesel, die mit drei oder vier Zylindern ein Leistungss­pektrum von 65 bis 130 PS abdecken. Zum ersten Mal wird es den Clio dann auch als Mild-hybrid mit einem elektrisch­en Startergen­erator geben, so der Hersteller.

Die Elektrifiz­ierung des Antriebs ist auch das große Stichwort beim Honda Jazz, den der japanische Hersteller für die Tokio Motorshow im Oktober angekündig­t hat. Dann gibt es den Kleinwagen auch mit Hybrid-antrieb.

Einzige deutsche Neuheit in dieser Klasse ist der Audi A1 – und auch der ist eigentlich schon ein alter Hut. Erstens, weil er die bekannte Technik des VW Polo nutzt und nur ein bisschen vornehmer verpackt ist. Und zweitens, weil er mit Benzinern von 95 bis 120 PS zu Preisen ab 19950 Euro bereits seit Herbst im Handel ist.

Während sich bei den anderen Kleinwagen aus Europa und Asien sonst nicht mehr viel tut in diesem Jahr und Autos wie der VW Polo, der Ford Fiesta, der Mazda 2 oder der Toyota Yaris noch ein wenig durchhalte­n müssen, zeichnet sich auch bei den ganz Kleinen in der Klasse darunter Bewegung ab.

Für Smart Fortwo und Forfour gibt es laut Hersteller genau wie für den technisch eng verwandten Renault Twingo das erste Facelift. Aus Hyundai-kreisen ist zu hören, dass auf der IAA im September in Frankfurt die nächste Generation des i10 ihren Einstand gibt.

Die große Welle der kleinen Autos könnte allerdings die letzte sein. Denn um kommende Schadstoff­normen zu erfüllen, müssen die Hersteller so viel Geld in die nächsten Generation­en stecken, dass sich die Autos am Ende womöglich kein Kunde mehr leisten will, befürchtet Vw-chef Herbert Diess. „Für Modelle wie den Up ist das Ende damit besiegelt, und hinter den Polo setzen wir ein Fragezeich­en.“

Oder man macht es so wie die Franzosen: Den neuen Peugeot 208 wird es genau wie den davon abgeleitet­en Opel Corsa auch mit Elektroant­rieb geben, teilen die Hersteller mit und stellen Reichweite­n von bis zu 340 Kilometer in Aussicht. BMW baut zum Herbst nach eigenen Angaben zum ersten Mal einen elektrisch­en Mini. Und auch Renault setzt für den Stadtverke­hr der Zukunft weiter auf Strom – selbst wenn es beim neuen Clio nur für einen Mild-hybrid-antrieb reicht. Aber dafür gibt es ja bei ihnen im gleichen Format als dezidierte­s Elektroaut­o noch den Zoe.

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Foto: Renault Für den Renault Twingo wird das erste Facelift erwartet.
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Foto: Opel Noch geht der neue Opel Corsa nur getarnt auf Testfahrt.
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Foto: Peugeot Der neue Peugeot 208 soll auch als reinrassig­er Stromer kommen.
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Foto: Renault Der neue Clio soll auch mit Mild-hybrid-antrieb vorfahren.

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