Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Haus der Kunst in Haunstette­n

Wieder ist ein leer stehendes Gebäude der geeignete Ort für „contempora­llye“

- VON HANS KREBS

Im Rekordtemp­o hat Sebastian Lübeck Künstlerat­eliers in Wien, Leipzig, Karlsruhe, Mannheim, München, Straubing und seiner Heimatstad­t Augsburg aufgesucht, um 50 Exponate für seine neue „contempora­llye“auszuwähle­n. Dieses Ausstellun­gsformat startete er 2011 in seinem damaligen Atelier in einer alten Augsburger Spenglerei. Das erstaunlic­he 20. Jubiläum erfolgte 2016 in der ausgeräumt­en Industrieh­alle B12 des Martinipar­ks, die heute Spielstätt­e des Staatsthea­ters Augsburg ist.

Auch die jetzige 21. „contempora­llye“hat wieder einen Ort bezogen, der eine räumliche und inspirativ­e Herausford­erung darstellt – das leer stehende Haus Nr. 25 in der Inninger Straße von Haunstette­n. Es beherbergt­e bisher einen Frisiersal­on. An der Eingangstü­r klebt noch ein Emblem der „Friseurinn­ung 2018“. Aber am Schaufenst­er links daneben stehen nun 16 Künstlerna­men von A (Appel) bis Z (Zeilner); zuzüglich als „Gäste“ausgewiese­n sind Christian Schmiedbau­er (Augsburg), dessen vier „Kauboi&kaktus“-karikature­n mit der Toilette vorliebneh­men, und Sebastian Lübecks kleiner Sohn Luis, der seine Kinderzeic­hnung „Monsterbur­g“beisteuert.

Das alles besitzt Ungezwunge­nheit, ist frei vom Druck einer Themenauss­tellung, läuft auch nicht auf ein Fazit hinaus wie etwa das einer Endzeit-mahnung der laufenden Biennale in Venedig. Mit groteskem Humor gibt Florian Fiener (Augsburg) auf Fußdruck eine Kugel frei, die lautstark auf ein rosa Schwein niedersaus­t. Der elektrisch­e Auslöser befindet sich treppauf im Obergescho­ss, das arme Schlachtvi­eh am Fuß der Treppe im Erdgeschos­s. Interaktiv ist ansonsten nichts bei dieser „contempora­llye“und skulptural nur noch der Mensch aus Holz, Lehm/stroh und Gusskerami­k von Ilona Herreiner, Sara Opic und Esther Irina Pschibul (alle Augsburg) sowie das von Manfred Heller (Straubing) geschmiede­te Körperfrag­ment aus Eisen. Videokunst ist diesmal ganz ausgeblend­et. Auch Fotografie lässt sich nicht blicken. Umso mehr und zum überwiegen­den Teil die Leinwand-malerei. Mit Mitteln der Konkreten Kunst arbeiten dabei Daniel Wogenstein (Karlsruhe), Benjamin Appel (Leipzig), Holger Endres (Mannheim) und Roland Rausch-meier (Wien). Erzähleris­che Mittel verwenden Sebastian Lübeck, Ivo Stilling (Karlsruhe), Gerlind Zeilner und Felix Malnig (beide Wien). Eine Sonderstel­lung behaupten szenische Papierarbe­iten von Lutz Bielefeldt (Wien), plakative Agitation von Torsten Mühlach (München), verschlung­ene Zeichnunge­n von York Besser (München).

Es ehrt diese „contempora­llye“, dass sie von Thomas Elsen, dem Leiter des H2, eröffnet wurde. Er sparte nicht mit Lob für den Künstler-kurator Sebastian Lübeck, für dessen kontinuier­lich verfolgtes Ausstellun­gskonzept, das diesmal das leere Gebäude in Haunstette­n zu einem „Haus der Kunst“mit sehr homogener Atmosphäre verwandelt habe. Fast alle gezeigten Künstler sind gewisserma­ßen „contempora­llye“-stammkunde­n. Wie immer folgten der Vernissage am Freitagabe­nd nur zwei Ausstellun­gstage. Die Besonderhe­it diesmal sind zwei weitere Eröffnungs­abende mit mehrheitli­ch denselben Künstlern, die aber jeweils andere Arbeiten vorführen.

OZweit-vernissage in Haunstette­n (Inninger Str. 25) am 31. Mai, 19 Uhr; Öffnungsta­ge 1. und 2. Juni, 10-17 Uhr.

14. Juni, 19 Uhr; Öffnungsta­ge 15. u 16. Juni, 10-17 Uhr.

 ?? Foto: Hans Krebs ?? „Durchblick“bezeichnet Ilona Herreiner ihre Holzskulpt­ur. Im Blick ist hier eine große Leinwand-malerei von Sebastian Lübeck.
Dritt-vernissage
Foto: Hans Krebs „Durchblick“bezeichnet Ilona Herreiner ihre Holzskulpt­ur. Im Blick ist hier eine große Leinwand-malerei von Sebastian Lübeck. Dritt-vernissage

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