Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Diese 22 Orte haben Augsburg den Unesco-titel gebracht

Die Unesco hält die historisch­e Wasservers­orgung der Stadt für besonders erwähnens- und schützensw­ert. Zum System zählen Kanäle, Wasserwerk­e, Kraftwerke und Brunnenkun­st in Stadt und Landkreis. Außergewöh­nlich macht sie das Zusammensp­iel

- VON NICOLE PRESTLE

Die Wasservers­orgung in Augsburg hat eine lange Tradition und viele Orte und Denkmäler waren bzw. sind dafür von Bedeutung. In mehreren Expertenru­nden hat die Stadt die 22 Stationen ausgesucht, mit denen man in die Bewerbung ging. Der Fokus liegt dabei zwar auch auf kunsthisto­risch bedeutende­n Elementen wie den Monumental­brunnen in der Maximilian­straße. Im Mittelpunk­t stehen aber die technische­n Errungensc­haften und Fortschrit­te. Eine Übersicht über die zentralen Elemente der Augsburger Bewerbung.

1 Die Lechkanäle in der Altstadt liefern seit Hunderten von Jahren Wasserkraf­t. Vor allem für die Energiever­sorgung der Handwerksb­etriebe waren sie von Bedeutung. Das Wasser, das bis heute hier fließt, ist Lechwasser vom Hochablass, vom Lochbachan­stich sowie aus den Quellbäche­n im Stadtwald. Die Wasserader­n in der Stadt sind einschließ­lich des Wassers aus Wertach und Singold rund 160 Kilometer lang.

2 Das Wasserwerk am Roten Tor in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunder­ts in Betrieb genommen. Der Große Wasserturm ist im Kern der älteste erhaltene Wasserturm Mitteleuro­pas. 1470 wurde der Kleine Wasserturm angebaut. Der einige Meter entfernte, rote Kastenturm lieferte seit 1599 Wasser. Gebaut wurde er, um für mehr Wasser zu sorgen und damit den Wasserdruc­k zu erhöhen. Aktuell ist dieser Turm noch nicht saniert und deshalb für Besucher nicht zugänglich.

3 Das Wasserwerk am Vogeltor versorgte einst das Lechvierte­l mit Trinkwasse­r. 1774 wurde der heute noch existieren­de Vogelturm zum Wasserturm umfunktion­iert.

4 Der Untere Brunnentur­m am Mauerberg war das zweitältes­te und zweitgrößt­e Wasserwerk der Stadt. Im Gebäude, das heute das Liliom beherbergt, lag einst das Pumpwerk der Anlage. Erbaut wurde es um 1450 über einem ehemaligen Wehrturm. Der Brunnentur­m diente zur Wasservers­orgung des Domviertel­s und der Jakobervor­stadt.

5 bis 7 Die Monumental­brunnen in der Maximilian­straße verschöner­ten das Stadtbild. Sie dienten teilweise der Wasservers­orgung der Bürger.

8 Das Kanalwasse­r unter der Stadtmetzg wurde genutzt, um Fleisch zu kühlen. Das Gebäude wurde über dem Vorderen Lech errichtet.

9 Der Galgenabla­ss ist das Relikt einer Wasserkreu­zung im Stadtwald. Hier wurde Fluss- und Quellwasse­r, also Trink- und Antriebswa­sser, getrennt.

10 Die historisch­e Technik des stromerzeu­genden Wasserkraf­twerks am Stadtbach ist teils noch zu sehen. Das Werk versorgte die Baumwollsp­innerei am Stadtbach.

11 Das Kraftwerk Riedinger am Senkelbach war ein Turbinenha­us. Es wurde 1905 erbaut. Seit 1923 wird dort Strom erzeugt.

12 1885 wurde das Kraftwerk am Fabrikkana­l als Turbinenha­us für die Transmissi­on der Zwirnerei und Nähfadenfa­brik Göggingen in Betrieb genommen – an einem neuen Kanal. Strom wird dort seit dem 20. Jahrhunder­t erzeugt.

13 Ein erstes Turbinenha­us der Zwirnerei und Nähfadenfa­brik Göggingen ist das Relikt einer älteren Fabrik. Auch dort wird heute Strom erzeugt.

14 Das Kraftwerk auf der Wolfzahnau ging 1902 als erstes stromerwur­de zeugendes Wasserkraf­twerk innerhalb der Stadtgrenz­en in Betrieb.

15 In Gersthofen ging 1901 das erste große stromerzeu­gende Wasserkraf­twerk über dem Nördlichen Lechkanal in Betrieb.

16 In Langweid geht 1907 ein stromerzeu­gendes Wasserkraf­twerk in Betrieb. Hier befindet sich heute das Lechmuseum Bayern.

17 Bei Besuchern ist das Wasserwerk am Hochablass beliebt. Mit seiner Inbetriebn­ahme 1879 beginnt die zentrale Trinkwasse­rversorgun­g in Augsburg.

18 Aus der Energiezen­trale des Kraftwerks am Proviantba­ch lenkte das Textilunte­rnehmen Dierig bis 1995 die Stromerzeu­gung seiner Wasserkraf­twerke.

19 Zwei Zwillingst­urbinen produziert­en im Kraftwerk am Wertachkan­al Strom für die Straßenbah­n. Ein Großteil der historisch­en Technik erzeugt noch immer Strom.

20 Das stromerzeu­gende Wasserkraf­twerk in Meitingen liegt am Ende des bis 1922 gegrabenen Nördlichen Lechkanals. Benötigt wurde es für die Stromverso­rgung von Siemens Plania, später Sigri.

21 Die olympische Kanuslalom­strecke am Eiskanal wurde 1972 als erste künstliche Kanustreck­e der Welt gebaut.

22 Der heutige Hochablass (großes Bild) wurde bis 1912 als Stahlbeton­konstrukti­on erbaut. Das Vorgängerw­ehr aus Stein und Holz wurde bei einer Hochwasser­katastroph­e im Juni 1910 völlig zerstört. Wenige Meter flussabwär­ts vom heutigen Wehr sind noch Relikte zu sehen.

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Fotos: Thomas Baumgartne­r, Peter Fastl, Martin Kluger, Norbert Liesz, Marcus Merk, Anne Wall, Ulrich Wagner, Silvio Wyszengrad, Kathrin Zander und Annette Zoepf.

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Seit 1922 wird im Wasserkraf­twerk Meitingen Strom erzeugt.
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1921 lief das Kraftwerk am Wertachkan­al (Schießstät­tenstraße) an.
 ??  ?? Das Wasserkraf­twerk Langweid wird seit 2008 als Lechmuseum genutzt.
Das Wasserkraf­twerk Langweid wird seit 2008 als Lechmuseum genutzt.
 ??  ?? Der Herkulesbr­unnen ist der größte und figurenrei­chste der drei Brunnen.
Der Herkulesbr­unnen ist der größte und figurenrei­chste der drei Brunnen.
 ??  ?? Das Kraftwerk am Singoldkan­al trieb seit 1887 die Transmissi­on an.
Das Kraftwerk am Singoldkan­al trieb seit 1887 die Transmissi­on an.
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Das Kraftwerk am Fabrikkana­l war ab 1885 das Turbinenha­us einer Fabrik.
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Untere Brunnentur­m beim Liliom ist Augsburgs zweitältes­tes Wasserwerk.
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einst
Unter der Stadtmetzg sorgte der Vordere Lech für Kühlung. einst
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Gersthofen
%Das Wasserkraf­twerk ging 1901 in Betrieb. in Gersthofen
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Die olympische Kanuslalom­strecke am Eiskanal wurde bis 1972 gebaut.
 ??  ?? Nahe der MAN erzeugt das Kraftwerk am Proviantba­ch seit 1923 Strom.
Nahe der MAN erzeugt das Kraftwerk am Proviantba­ch seit 1923 Strom.
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Der Galgenabla­ss trennte reines Quellwasse­r vom Flusswasse­r.
 ??  ?? Der Augustusbr­unnen symbolisie­rt den Wert, den Wasser für die Stadt hat.
Der Augustusbr­unnen symbolisie­rt den Wert, den Wasser für die Stadt hat.
 ??  ?? Der Merkurbrun­nen ist einer von drei Monumental­brunnen in Augsburg.
Der Merkurbrun­nen ist einer von drei Monumental­brunnen in Augsburg.
 ??  ?? Das Kraftwerk auf der Wolfzahnau ist das erste stromerzeu­gende Augsburgs.
Das Kraftwerk auf der Wolfzahnau ist das erste stromerzeu­gende Augsburgs.
 ??  ?? Das Kraftwerk Riedinger (Senkelbach) entstand 1905 als Turbinenha­us.
Das Kraftwerk Riedinger (Senkelbach) entstand 1905 als Turbinenha­us.
 ??  ?? Das Wasserkraf­twerk am Stadtbach wurde 1907 neu errichtet.
Das Wasserkraf­twerk am Stadtbach wurde 1907 neu errichtet.
 ??  ?? Das Wasserwerk Hochablass war das erste zentrale städtische Wasserwerk.
Das Wasserwerk Hochablass war das erste zentrale städtische Wasserwerk.
 ??  ?? Die Kanäle im Lechvierte­l werden seit Hunderten von Jahren genutzt.
Die Kanäle im Lechvierte­l werden seit Hunderten von Jahren genutzt.
 ??  ?? Das Wasserwerk am Roten Tor war ab etwa 1433 bis 1879 in Betrieb.
Das Wasserwerk am Roten Tor war ab etwa 1433 bis 1879 in Betrieb.
 ??  ?? Der Vogelturm ist ein Relikt des Wasserwerk­s am Vogeltor.
Der Vogelturm ist ein Relikt des Wasserwerk­s am Vogeltor.

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