Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Diese 22 Orte haben Augsburg den Unesco-titel gebracht
Die Unesco hält die historische Wasserversorgung der Stadt für besonders erwähnens- und schützenswert. Zum System zählen Kanäle, Wasserwerke, Kraftwerke und Brunnenkunst in Stadt und Landkreis. Außergewöhnlich macht sie das Zusammenspiel
Die Wasserversorgung in Augsburg hat eine lange Tradition und viele Orte und Denkmäler waren bzw. sind dafür von Bedeutung. In mehreren Expertenrunden hat die Stadt die 22 Stationen ausgesucht, mit denen man in die Bewerbung ging. Der Fokus liegt dabei zwar auch auf kunsthistorisch bedeutenden Elementen wie den Monumentalbrunnen in der Maximilianstraße. Im Mittelpunkt stehen aber die technischen Errungenschaften und Fortschritte. Eine Übersicht über die zentralen Elemente der Augsburger Bewerbung.
1 Die Lechkanäle in der Altstadt liefern seit Hunderten von Jahren Wasserkraft. Vor allem für die Energieversorgung der Handwerksbetriebe waren sie von Bedeutung. Das Wasser, das bis heute hier fließt, ist Lechwasser vom Hochablass, vom Lochbachanstich sowie aus den Quellbächen im Stadtwald. Die Wasseradern in der Stadt sind einschließlich des Wassers aus Wertach und Singold rund 160 Kilometer lang.
2 Das Wasserwerk am Roten Tor in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Betrieb genommen. Der Große Wasserturm ist im Kern der älteste erhaltene Wasserturm Mitteleuropas. 1470 wurde der Kleine Wasserturm angebaut. Der einige Meter entfernte, rote Kastenturm lieferte seit 1599 Wasser. Gebaut wurde er, um für mehr Wasser zu sorgen und damit den Wasserdruck zu erhöhen. Aktuell ist dieser Turm noch nicht saniert und deshalb für Besucher nicht zugänglich.
3 Das Wasserwerk am Vogeltor versorgte einst das Lechviertel mit Trinkwasser. 1774 wurde der heute noch existierende Vogelturm zum Wasserturm umfunktioniert.
4 Der Untere Brunnenturm am Mauerberg war das zweitälteste und zweitgrößte Wasserwerk der Stadt. Im Gebäude, das heute das Liliom beherbergt, lag einst das Pumpwerk der Anlage. Erbaut wurde es um 1450 über einem ehemaligen Wehrturm. Der Brunnenturm diente zur Wasserversorgung des Domviertels und der Jakobervorstadt.
5 bis 7 Die Monumentalbrunnen in der Maximilianstraße verschönerten das Stadtbild. Sie dienten teilweise der Wasserversorgung der Bürger.
8 Das Kanalwasser unter der Stadtmetzg wurde genutzt, um Fleisch zu kühlen. Das Gebäude wurde über dem Vorderen Lech errichtet.
9 Der Galgenablass ist das Relikt einer Wasserkreuzung im Stadtwald. Hier wurde Fluss- und Quellwasser, also Trink- und Antriebswasser, getrennt.
10 Die historische Technik des stromerzeugenden Wasserkraftwerks am Stadtbach ist teils noch zu sehen. Das Werk versorgte die Baumwollspinnerei am Stadtbach.
11 Das Kraftwerk Riedinger am Senkelbach war ein Turbinenhaus. Es wurde 1905 erbaut. Seit 1923 wird dort Strom erzeugt.
12 1885 wurde das Kraftwerk am Fabrikkanal als Turbinenhaus für die Transmission der Zwirnerei und Nähfadenfabrik Göggingen in Betrieb genommen – an einem neuen Kanal. Strom wird dort seit dem 20. Jahrhundert erzeugt.
13 Ein erstes Turbinenhaus der Zwirnerei und Nähfadenfabrik Göggingen ist das Relikt einer älteren Fabrik. Auch dort wird heute Strom erzeugt.
14 Das Kraftwerk auf der Wolfzahnau ging 1902 als erstes stromerwurde zeugendes Wasserkraftwerk innerhalb der Stadtgrenzen in Betrieb.
15 In Gersthofen ging 1901 das erste große stromerzeugende Wasserkraftwerk über dem Nördlichen Lechkanal in Betrieb.
16 In Langweid geht 1907 ein stromerzeugendes Wasserkraftwerk in Betrieb. Hier befindet sich heute das Lechmuseum Bayern.
17 Bei Besuchern ist das Wasserwerk am Hochablass beliebt. Mit seiner Inbetriebnahme 1879 beginnt die zentrale Trinkwasserversorgung in Augsburg.
18 Aus der Energiezentrale des Kraftwerks am Proviantbach lenkte das Textilunternehmen Dierig bis 1995 die Stromerzeugung seiner Wasserkraftwerke.
19 Zwei Zwillingsturbinen produzierten im Kraftwerk am Wertachkanal Strom für die Straßenbahn. Ein Großteil der historischen Technik erzeugt noch immer Strom.
20 Das stromerzeugende Wasserkraftwerk in Meitingen liegt am Ende des bis 1922 gegrabenen Nördlichen Lechkanals. Benötigt wurde es für die Stromversorgung von Siemens Plania, später Sigri.
21 Die olympische Kanuslalomstrecke am Eiskanal wurde 1972 als erste künstliche Kanustrecke der Welt gebaut.
22 Der heutige Hochablass (großes Bild) wurde bis 1912 als Stahlbetonkonstruktion erbaut. Das Vorgängerwehr aus Stein und Holz wurde bei einer Hochwasserkatastrophe im Juni 1910 völlig zerstört. Wenige Meter flussabwärts vom heutigen Wehr sind noch Relikte zu sehen.
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Fotos: Thomas Baumgartner, Peter Fastl, Martin Kluger, Norbert Liesz, Marcus Merk, Anne Wall, Ulrich Wagner, Silvio Wyszengrad, Kathrin Zander und Annette Zoepf.