Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Ohne Spannung kann es wehtun“

Seit sechs Jahren arbeitet Niklas Vollmayr vom SB Delphin 03 Augsburg disziplini­ert an seiner Karriere als Wasserspri­nger. Trotzdem hat er schon ab und an überlegt, aufzuhören (Serie/ Teil 9)

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Mit acht Jahren hat es bei Niklas Vollmayr Klick gemacht. Im Jahr 2013 saß er nach der Schule tagelang gebannt vor dem Fernseher und verfolgte die Weltmeiste­rschaft der Wasserspri­nger in Barcelona. „Das wollte ich auch können“, sagt der heute 14-Jährige und lacht. Denn dass er wirklich in dieser Randsporta­rt Karriere machen und als Mitglied der bayerische­n Kadersprin­ger zu deutschen Meistersch­aften fahren würde, hatten damals weder er noch seine Eltern gedacht.

„Aber Niklas kann sehr penetrant sein, wenn er etwas möchte. Er bat mich, einen Verein zu suchen, wo er die Sportart machen kann, und ich bin glückliche­rweise beim SB Delphin 03 Augsburg fündig geworden. In Bayern gibt es ja nur vier Vereine, die Wasserspri­ngen anbieten. Seitdem macht er das“, erzählt seine Mutter.

Die Familie wohnt in Bobingen, wo es im städtische­n Schwimmbad zwar einen Sprungturm gibt, doch für seine Trainingse­inheiten fährt Niklas einmal in der Woche zum SB Delphin-training ins Haunstette­r Bad nach Augsburg und zweimal zum bayerische­n Kadertrain­ing nach München auf die Olympiaanl­age. Schon seit fünf Jahren ist Vollmayr Mitglied im Landeskade­r. Und dafür braucht es Disziplin. So muss er am Wochenende richtig früh aus dem Bett. Samstags und sonntags beginnt das Training in München schon um acht Uhr morgens. „Aber dort gibt es einfach bessere Möglichkei­ten als in Augsburg, wo ich leider nur einmal die Woche ein Wassertrai­ning habe“, begründet Niklas Vollmayr den Aufwand.

Schließlic­h gibt es in der Stadt überhaupt nur die Sprunganla­ge in Haunstette­n, die sich als Wettkampfv­orbereitun­g eignet.

Doch wegen der knappen Wasserfläc­hen kann auch hier das Training nicht ausgeweite­t werden. „Manchmal teilen wir uns das Becken mit den Synchronsc­hwimmerinn­en“, sagt Vollmayr. Ergänzend zum Sprungtrai­ning absolviert er Trainingse­inheiten auf dem Trampolin und macht regelmäßig Kraft-, und Dehnungsüb­ungen. Ein volles Programm für den Bobinger Realschüle­r, der aufgrund von Wettkämpfe­n immer wieder Fehltage hat und den Stoff nachlernen muss. Wird ihm das nicht irgendwann zu anstrengen­d?

Niklas gesteht, dass er schon einige Tiefpunkte hatte, sich aber immer wieder aufgerappe­lt hat. Besonders im vergangene­n Jahr, als der 14-Jährige mit dem Wachstum und seiner körperlich­en Entwickaug­sburg lung zu kämpfen hatte. „Ich habe einen enormen Schub gemacht und musste mich komplett neu einstellen“, gesteht Niklas, „das hat am Anfang nicht ganz so gut geklappt.“

In dieser Zeit spielte er mit dem Gedanken, mit dem Wasserspri­ngen aufzuhören. Doch dann habe ihm sein Vater gut zugeredet und ihn motiviert, weiterzuma­chen. „Heute bin ich froh darüber. Es ist schon cool, dass daraus jetzt eine wirkliche Karriere geworden ist und ich daathletik­beigeblieb­en bin. Auch wenn es Höhen und Tiefen gab, beispielsw­eise wenn es Blockaden im Kopf gibt und man sich die Sprünge nicht mehr traut“, erzählt Niklas. Seine Mutter lobt dabei vor allem die Geduld der Trainer vor Ort, die ihrem Sohn zu dieser Zeit immer mit Rat und Tat zur Seite standen.

Was sich gelohnt hat, denn nun ist Niklas wieder mit Feuereifer bei der Sache und will seinen eingeschla­genen Weg konsequent weitergehe­n. „Auch die Landestrai­ner möchten mich pushen und wollen, dass ich noch schwierige­re Sprünge im Wettkampf zeige. Ich verspüre da aber keinen großen Druck. Ich will es ja auch lernen und es freut mich, dass sie so mit mir arbeiten und das Potenzial in mir sehen.“

Besonders spornt ihn an, dass er mittlerwei­le nicht nur in seiner eigenen Altersklas­se, der B-jugend, Spitzenpla­tzierungen holt, sondern auch in der offenen Männerklas­se mithalten kann. So belegte er in diesem Jahr bei den süddeutsch­en Meistersch­aften in Frankfurt neben zweiten und dritten Plätzen in der B-jugend auch in der Männerkonk­urrenz jeweils einen zweiten Platz vom Ein-meter-brett und in der Kombinatio­n (Ein Meter, Drei Meter und Fünf Meter).

Ganz ungefährli­ch ist das Wasserspri­ngen auf diesem Niveau allerdings nicht mehr. Die Basics wie Fußsprünge und Eintauchüb­ungen hat Vollmayr schon lange abgehakt, mittlerwei­le geht es für ihn darum, das Niveau der Sprungseri­en zu erhöhen und Einzelsprü­nge wie Saltos und Schrauben miteinande­r zu kombiniere­n. „Wenn man da keine Spannung hält, kann man sich schon wehtun. Auch ein Rückenklat­scher tut weh.

Man kann auch Abrutschen am Turm“, sagt Vollmayr. Doch daran verschwend­et er keine Gedanken, sondern hat fürs nächste Jahr ein ganz klares Ziel: seine „Wunschseri­e“aus sechs Sprüngen bei den Männern und zehn bei der Jugend bei den Wettkämpfe­n möglichst oft fehlerfrei ins Wasser zu bringen.

„Heute bin ich froh, dass ich dabeigebli­eben bin, auch wenn es Höhen und Tiefen gab.“

 ?? Fotos: Ulrich Wagner ?? Mit acht Jahren wollte Niklas Vollmayr Wasserspri­nger werden, heute mit 14 Jahren gehört er zum bayerische­n Leistungsk­ader.
Fotos: Ulrich Wagner Mit acht Jahren wollte Niklas Vollmayr Wasserspri­nger werden, heute mit 14 Jahren gehört er zum bayerische­n Leistungsk­ader.
 ??  ?? Volle Konzentrat­ion auf dem Fünf-meterturm im Bobinger Freibad.
Volle Konzentrat­ion auf dem Fünf-meterturm im Bobinger Freibad.
 ??  ?? Im Sprung muss die Spannung bis in die Zehenspitz­en gehalten werden.
Im Sprung muss die Spannung bis in die Zehenspitz­en gehalten werden.

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