Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Darauf kommt es jetzt im Nahverkehr an
Wenn es für Fahrgäste von Bus und Tram Vergünstigungen gibt, wenn also Fahrten billiger werden, ist dies natürlich immer gut. Wer weniger Geld zahlt, wird kaum ein Klagelied anstimmen. Dennoch garantieren Gratisangebote keineswegs den automatischen Erfolg. Ein aktuelles Beispiel: Die kostenlose Fahrt mit dem Bus der Linie 32 an Sonntagen wurde in den zurückliegenden Monaten bei Weitem nicht so toll angenommen, wie es die Stadtwerke selbst erwartet hatten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich beim Spezialtarif um eine einzelne Buslinie (Zoo bis Universitätsklinikum) handelte. Wer nicht direkt an einer der Haltestellen der Buslinie wohnt, benötigte nach wie vor eine Fahrkarte, um zum Zoo zu gelangen.
Absolutes Neuland betreten die Stadtwerke mit der City-zone. Auch hier gilt, dass ein kostengünstigeres Tarifsystem zu begrüßen ist. Wie es letztlich angenommen wird, bleibt abzuwarten. Der Preis allein entscheidet aber nicht über den Erfolg des Nahverkehrs. Es wird ohnehin nur ein Teil der Menschen vom Auto auf Bus und Tram umsteigen. Das belegen Studien der Branche. Günstigere Tarife erfreuen in erster Linie diejenigen Personen, die bereits im öffentlichen Nahverkehr unterwegs sind.
Allein den Nahverkehr günstiger zu machen, ist daher noch lange nicht die Lösung der Verkehrs- und Luftprobleme in der Stadt. Nötig ist ein umfassendes und mutiges Mobilitätskonzept. So hat Wien mit dem 365-Euro-abo gleichzeitig das Parken sehr viel teurer gemacht und Parkplätze reduziert, der ÖPNV und Fahrräder haben Vorrang bekommen. Damit stellt sich die Frage der Finanzierung. Deutlich günstigere Tarife verursachen ein höheres Defizit im Nahverkehr. In Augsburg liegt es jährlich bereits jetzt bei mehr als 40 Millionen Euro. Wer den Nahverkehr ausbaut, darf nicht nur auf Einnahmen bei den Fahrkarten schauen. Eine Ausweitung des Angebots bedeutet mehr Linien, einen dichteren Takt, mehr Fahrzeuge und zusätzliches Personal.