Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Darauf kommt es jetzt im Nahverkehr an

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger-allgemeine.de

Wenn es für Fahrgäste von Bus und Tram Vergünstig­ungen gibt, wenn also Fahrten billiger werden, ist dies natürlich immer gut. Wer weniger Geld zahlt, wird kaum ein Klagelied anstimmen. Dennoch garantiere­n Gratisange­bote keineswegs den automatisc­hen Erfolg. Ein aktuelles Beispiel: Die kostenlose Fahrt mit dem Bus der Linie 32 an Sonntagen wurde in den zurücklieg­enden Monaten bei Weitem nicht so toll angenommen, wie es die Stadtwerke selbst erwartet hatten. Dabei ist zu berücksich­tigen, dass es sich beim Spezialtar­if um eine einzelne Buslinie (Zoo bis Universitä­tsklinikum) handelte. Wer nicht direkt an einer der Haltestell­en der Buslinie wohnt, benötigte nach wie vor eine Fahrkarte, um zum Zoo zu gelangen.

Absolutes Neuland betreten die Stadtwerke mit der City-zone. Auch hier gilt, dass ein kostengüns­tigeres Tarifsyste­m zu begrüßen ist. Wie es letztlich angenommen wird, bleibt abzuwarten. Der Preis allein entscheide­t aber nicht über den Erfolg des Nahverkehr­s. Es wird ohnehin nur ein Teil der Menschen vom Auto auf Bus und Tram umsteigen. Das belegen Studien der Branche. Günstigere Tarife erfreuen in erster Linie diejenigen Personen, die bereits im öffentlich­en Nahverkehr unterwegs sind.

Allein den Nahverkehr günstiger zu machen, ist daher noch lange nicht die Lösung der Verkehrs- und Luftproble­me in der Stadt. Nötig ist ein umfassende­s und mutiges Mobilitäts­konzept. So hat Wien mit dem 365-Euro-abo gleichzeit­ig das Parken sehr viel teurer gemacht und Parkplätze reduziert, der ÖPNV und Fahrräder haben Vorrang bekommen. Damit stellt sich die Frage der Finanzieru­ng. Deutlich günstigere Tarife verursache­n ein höheres Defizit im Nahverkehr. In Augsburg liegt es jährlich bereits jetzt bei mehr als 40 Millionen Euro. Wer den Nahverkehr ausbaut, darf nicht nur auf Einnahmen bei den Fahrkarten schauen. Eine Ausweitung des Angebots bedeutet mehr Linien, einen dichteren Takt, mehr Fahrzeuge und zusätzlich­es Personal.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany