Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Was Studenten in ihre WG mitbringen
Vier Augsburger Studierende zeigen ihren liebsten Gegenstand. Warum er ihnen besonders ans Herz gewachsen ist, seit sie nicht mehr bei ihren Eltern wohnen
Freitagvormittag in einer Studenten-wg im Antonsviertel. In der gemütlichen Küche geht es trubelig zu, Michaela Drews, 23, kocht noch eben Kaffee, während Lukas Thomiczek, 23, das Wasser für die Frühstückseier aufsetzt. Die Semmeln sind im Ofen, am gedeckten Tisch sitzen Lillian Riedmann, 21, und Lukas Mybs, 30. Sie wohnen gerne zusammen, wie sie sagen. aber jedem ist etwas anderes besonders wichtig.
Dass in der Wohngemeinschaft gemeinsam gefrühstückt wird, ist keine Seltenheit. „Essen verbindet“, findet Mybs. „Bevor ich hier eingezogen bin, habe ich eineinhalb Jahre allein gewohnt. Gerade das gemeinsame Kochen hat mir gefehlt.“Eine große Pfanne gehört für ihn deshalb zum Grundinventar einer WG. Von Rührei bis Pasta, alles könne darin zubereitet werden. „Bei meinem Auszug hatte ich erst eine kleinere Pfanne mitgenommen. Als ich dann nach drei Monaten mal zu Eltern gefahren bin, habe ich sie gegen eine größere ausgetauscht“, erzählt er. Und diese habe sich bewährt: „Ich halte sie immer noch für die beste Pfanne in unserem Haushalt. Eine große Pfanne braucht man einfach!“Gerade beim Kochen für mehrere Personen sei eine große Pfanne unabdingbar. „Gegen Ende des letzten Semesters haben wir fast jeden Abend zusammen gekocht. Da kann man sich dann erzählen, was tagsüber so passiert ist, das ist schön“, so Drews.
Die 23-Jährige ist vergangenes Jahr in die Wohngemeinschaft eingezogen, zuvor hatte sie mit ihrem damaligen Freund zusammengewohnt. Das meiste besorgten die beiden sich damals neu. Für Michaela Drews aber unersetzbar ist ihr Kopfkissen. „Ich bin es einfach gewohnt, auf eine bestimmte Art zu schlafen.“Ihr sei irgendwann aufgefallen, wie schlecht sie ohne ihr Kissen, das speziell für Seitenschläfer geeignet ist, schlafe. Deshalb nimmt sie es nun immer mit. „Wenn man bequem liegen kann, ist man auch besser gelaunt in der früh.“Und das sei gerade in einer WG wichtig, wo beinahe immer etwas los ist.
„Hier wird’s einem definitiv nicht langweilig“, sagt Lillian Riedmann. Bevor sie vor einem halben Jahr zu den anderen stieß, hat sie in einem Wohnheim in Göggingen gewohnt. „Dort war es in den Semesterferien immer total ausgestorben“, erzählt sie. In ihrem neuen Zuhause sei das anders. Dort wohnen mehrere WGS in einem Haus. Lauter junge Leute und lauter neue Gesichter. Umso wichtiger, die alten Gesichter nicht zu vergessen, findet Riedmann.
Um sich in einem neuen Heim wohlzufühlen, nehme sie immer Fotos mit. Zum Gespräch hat sie ein eingerahmtes Bild mitgebracht, auf dem sie gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester zu sehen ist. „Das hat mir meine Schwester mal zum Geburtstag geschenkt.“Die beiden stehen in einem engen Verhältnis zueinander, wie die Studentin erzählt. „Ich habe eigentlich immer mehr mit meiner Schwester zusammengewohnt als mit meiner Mama. Denn sie war alleinerziehend und musste zu ihrer Arbeitsstelle pendeln.“So seien die Schwestern besonders zusammengewachsen. Das Foto der beiden ist Riedmann desmeinen halb sehr wichtig, sowohl im Wohnheim als auch hier in der WG hat sie es gleich in ihrem Zimmer aufgestellt. „So habe ich meine Schwester immer bei mir.“
Wie es ist, die Familie zu vermissen, weiß jedes der Wg-mitglieder. Auszuziehen könne aber auch gut fürs Familienleben sein. „Das Verhältnis zu meiner Mutter hat sich nach meinem Auszug daheim definitiv verbessert“, erzählt Drews. Ähnlich sieht das auch Mybs: „Das Nest zu verlassen, bringt einen nur weiter. Man muss zwar erst mal lernen, zu haushalten und Verantwortung zu übernehmen, aber das eignet man sich mit der Zeit an.“„Bestimmte Sachen lernt man aber auch erst zu schätzen, wenn man daheim auszieht“, sagt Lukas Thomiczek. Die Wäsche etwa wasche sich nicht von selbst. „Und allein schon so etwas wie das richtige Lüften ist nicht selbstverständlich.“
Im Gespräch hat er sich bislang eher zurückgehalten, hat immer mal wieder auf einer Art Blechschüssel herumgetrommelt, die auf seinem
Schoß liegt. „Das ist eine Handpan“, erklärt er. Seit einem Jahr übt Thomiczek auf dem Blechklanginstrument. Es es ist nach Klavier und Saxofon das dritte Instrument, das er spielt. Und aktuell ist es der Gegenstand, den er bei einem Auszug als Erstes einpacken würde. „Wenn ich etwas Neues anfange, fokussiere ich mich erst mal darauf“, sagt Thomiczek.
Begegnet ist er dem Instrument zum ersten Mal in Bratislava. „Dort habe ich ewig lange einer Straßenmusikerin zugehört, die darauf gespielt hat.“Sie hat ihm die Adresse gegeben, wo sie ihres gekauft hatte. Gerade spart der Student für eine neue Handpan, eine bessere, die eine tiefere Tonlage und mehr Töne als seine jetzige hat.
Fühlen sich die anderen von seinem Üben manchmal auch gestört? Kopfschütteln. Beim Zusammenwohnen gehe es ja auch darum, Unterschiede zu akzeptieren, sagt Mybs. Und wenn man sich doch einmal gestört fühle, dann solle man das eben ansprechen.