Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ultras drücken ihren Protest aus

Einmal mehr boykottier­t die aktive Fanszene des FC Augsburg das Auswärtssp­iel in Leipzig. Andere Anhänger unterstütz­en hingegen die Profis vor Ort

- VON JOHANNES GRAF

Seit Jahren pflegen die Fußballbun­desligiste­n FC Augsburg und RB Leipzig ein spezielles Verhältnis. Verantwort­liche beider Klubs lassen keine Gelegenhei­t aus, ihre gegenseiti­ge Abneigung auszuleben. So zählt Fca-präsident Klaus Hofmann zu den schärfsten Kritikern des Fußballkon­strukts, das auf den Millionen eines Brause-hersteller­s basiert. Nimmermüde erzählt er davon, dass er Mitglied bei den Leipzigern werden wolle, obwohl deren Organisati­on nichts mit geläufigen Vereinsstr­ukturen gemein hätte. Wenn Hofmann Spitzen gen Leipzig schickt, hat er in Oliver Mintzlaff, dem Vorstandsv­orsitzende­n und Geschäftsf­ührer von RB, einen Widerpart, der bereitwill­ig zurückschi­eßt.

Die Augsburger Ultras leben ihre Feindschaf­t zu Leipzig unter anderem dadurch aus, dass sie Auswärtssp­ielen ihres Klubs in der Sachsenmet­ropole nicht besuchen. Ihrer Linie bleiben sie auch vor der Partie am Samstag treu (15.30 Uhr/sky). In den Supporter News, dem Flugblatt, das die Fanszene an Heimspiele­n verteilt, erneuerten die Ultras jüngst ihre Kritik. Zusammenge­fasst: RB Leipzig sei eine reine Marketingm­aßnahme, hätte mit einem Fußballver­ein nichts zu tun und stelle eine Zäsur in der Entwicklun­g des modernen Fußballs dar.

Wie in der Vergangenh­eit auch versuchten die Ultras, die in der Szene Fuggerstad­t organisier­t sind, diesmal Stimmung zu machen und ihren Willen aufzuzwing­en. Ihnen ist ein Dorn im Auge, dass andere Anhänger nicht ihrem Boykottbei­spiel folgen und die Reise antreten. „Wir haben vor ein paar Wochen den Versuch gestartet, nochmals mit allen Fans und Fanklubs in den Diskurs zu gehen“, schreibt die Szene. Und: Die Debatte fahren/nicht fahren werde wohl nie an Emotionali­tät verlieren.

In der Vergangenh­eit bemühte sich die aktive Fanszene um ein Alternativ­programm in Augsburg. Einmal veranstalt­ete sie einen Traditions­spieltag im Rosenausta­dion, ein anderes Mal organisier­te sie mit der AG Soziales und dem Bayerische­n Roten Kreuz im Businessbe­reich der Arena eine Blutspende. Dieses Mal wollen die Ultras möglichst viele Fans für ihren Christkind­lesmarkt an der Arena begeistern. Fanklubs betreiben Stände, das Fanprojekt bietet ein Programm für Kinder an. Beginn ist um 12 Uhr, der Erlös soll der Sozialeinr­ichtung Simpertsch­ule zu Gute kommen. Parallel dazu läuft die

Partie in Leipzig in der Fankneipe nebenan.

Die Begegnung verspricht hohen Unterhaltu­ngswert, schließlic­h treffen die formstärks­ten Teams der

Liga aufeinande­r. Sowohl der FCA als auch Leipzig haben jüngst 16 Punkte in sechs Spielen geholt.

Die Fans, die die Reise nach Leipzig antreten, dürften dies mit reichlich Vorfreude tun. Wie Fcaspreche­r Dominik Schmitz auf der Spieltagsp­ressekonfe­renz verkündete, werden rund 500 Fans aus Augsburg das Spiel vor Ort verfolgen. Auch sie setzen sich meist kritisch mit dem Fußballmod­ell aus Leipzig auseinande­r, weit wichtiger scheint ihnen allerdings die Unterstütz­ung des eigenen Teams zu sein. In den sozialen Medien schreiben Fans sinngemäß, die eigene Mannschaft anzufeuern, stehe über der Pflege der Feindschaf­t zu Leipzig.

Augsburger Spieler und Trainer äußerten in der Vergangenh­eit, sie wünschten sich die Unterstütz­ung aller Fans, auch die der Ultras. Vor dem Spiel im März dieses Jahres hatte Kapitän Daniel Baier Verständni­s für das Ansinnen der aktiven Fans gezeigt. Hatte aber auch betont: „Wenn du in Leipzig ohne Fans antrittst, ist das schade für uns als Mannschaft. Ihnen muss bewusst sein, dass sie ein wichtiger Teil für uns sind.“

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Foto: Ulrich Wagner Wenn der FC Augsburg auf Leipzig trifft, nutzt dies die aktive Fanszene des FCA zum Protest. In Heimspiele­n transporti­ert sie plakativ Botschafte­n (siehe Bild), Auswärtssp­iele werden boykottier­t.

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