Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ultras drücken ihren Protest aus
Einmal mehr boykottiert die aktive Fanszene des FC Augsburg das Auswärtsspiel in Leipzig. Andere Anhänger unterstützen hingegen die Profis vor Ort
Seit Jahren pflegen die Fußballbundesligisten FC Augsburg und RB Leipzig ein spezielles Verhältnis. Verantwortliche beider Klubs lassen keine Gelegenheit aus, ihre gegenseitige Abneigung auszuleben. So zählt Fca-präsident Klaus Hofmann zu den schärfsten Kritikern des Fußballkonstrukts, das auf den Millionen eines Brause-herstellers basiert. Nimmermüde erzählt er davon, dass er Mitglied bei den Leipzigern werden wolle, obwohl deren Organisation nichts mit geläufigen Vereinsstrukturen gemein hätte. Wenn Hofmann Spitzen gen Leipzig schickt, hat er in Oliver Mintzlaff, dem Vorstandsvorsitzenden und Geschäftsführer von RB, einen Widerpart, der bereitwillig zurückschießt.
Die Augsburger Ultras leben ihre Feindschaft zu Leipzig unter anderem dadurch aus, dass sie Auswärtsspielen ihres Klubs in der Sachsenmetropole nicht besuchen. Ihrer Linie bleiben sie auch vor der Partie am Samstag treu (15.30 Uhr/sky). In den Supporter News, dem Flugblatt, das die Fanszene an Heimspielen verteilt, erneuerten die Ultras jüngst ihre Kritik. Zusammengefasst: RB Leipzig sei eine reine Marketingmaßnahme, hätte mit einem Fußballverein nichts zu tun und stelle eine Zäsur in der Entwicklung des modernen Fußballs dar.
Wie in der Vergangenheit auch versuchten die Ultras, die in der Szene Fuggerstadt organisiert sind, diesmal Stimmung zu machen und ihren Willen aufzuzwingen. Ihnen ist ein Dorn im Auge, dass andere Anhänger nicht ihrem Boykottbeispiel folgen und die Reise antreten. „Wir haben vor ein paar Wochen den Versuch gestartet, nochmals mit allen Fans und Fanklubs in den Diskurs zu gehen“, schreibt die Szene. Und: Die Debatte fahren/nicht fahren werde wohl nie an Emotionalität verlieren.
In der Vergangenheit bemühte sich die aktive Fanszene um ein Alternativprogramm in Augsburg. Einmal veranstaltete sie einen Traditionsspieltag im Rosenaustadion, ein anderes Mal organisierte sie mit der AG Soziales und dem Bayerischen Roten Kreuz im Businessbereich der Arena eine Blutspende. Dieses Mal wollen die Ultras möglichst viele Fans für ihren Christkindlesmarkt an der Arena begeistern. Fanklubs betreiben Stände, das Fanprojekt bietet ein Programm für Kinder an. Beginn ist um 12 Uhr, der Erlös soll der Sozialeinrichtung Simpertschule zu Gute kommen. Parallel dazu läuft die
Partie in Leipzig in der Fankneipe nebenan.
Die Begegnung verspricht hohen Unterhaltungswert, schließlich treffen die formstärksten Teams der
Liga aufeinander. Sowohl der FCA als auch Leipzig haben jüngst 16 Punkte in sechs Spielen geholt.
Die Fans, die die Reise nach Leipzig antreten, dürften dies mit reichlich Vorfreude tun. Wie Fcasprecher Dominik Schmitz auf der Spieltagspressekonferenz verkündete, werden rund 500 Fans aus Augsburg das Spiel vor Ort verfolgen. Auch sie setzen sich meist kritisch mit dem Fußballmodell aus Leipzig auseinander, weit wichtiger scheint ihnen allerdings die Unterstützung des eigenen Teams zu sein. In den sozialen Medien schreiben Fans sinngemäß, die eigene Mannschaft anzufeuern, stehe über der Pflege der Feindschaft zu Leipzig.
Augsburger Spieler und Trainer äußerten in der Vergangenheit, sie wünschten sich die Unterstützung aller Fans, auch die der Ultras. Vor dem Spiel im März dieses Jahres hatte Kapitän Daniel Baier Verständnis für das Ansinnen der aktiven Fans gezeigt. Hatte aber auch betont: „Wenn du in Leipzig ohne Fans antrittst, ist das schade für uns als Mannschaft. Ihnen muss bewusst sein, dass sie ein wichtiger Teil für uns sind.“