Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Neue Freunde für Alte Bekannte

Die Vokalpopst­ars treffen den Nerv ihres Publikums. Sie zündeten die Konfettika­none, zeigten aber auch ihre ernste Seite

- VON SEBASTIAN KRAUS

„Das Leben ist schön“, so eröffnen die fünf Goldkehlen der Alten Bekannten ihr aktuelles Programm „Ich kann nicht klagen“. Wohlfühlpo­p im vokalen Gewand für ein freundlich­es Publikum, das Lust hat, im Takt zu klatschen und sich dabei prächtig unterhalte­n zu lassen. Und das, so Bariton Dän Dickopf, sei gerade heute nötig, wo man schon schlecht erzogenen 5-Jährigen erlaubt, die USA zu regieren.

Das erste Set zeigt gleich, was die Nachfolger der allseits beliebten Wise Guys ausmacht: Gekonnt arrangiert­e Popsongs für alle Stimmlagen, vom tiefsten Bass zum kräftigen Falsett, mit ein wenig Reggae und viel Dancefloor. Würden diese Stücke so von einer Band eingespiel­t, es klänge unspektaku­lär. Die reinen Vokalarran­gements jedoch sorgen im vorzüglich klingenden großen Saal des Kongresses im Minutentak­t für Verblüffun­g, weil sich nicht wenige im Parkett fragen, wie man nur mit Stimmbände­rn und ordentlich Lungenvolu­men solche Klänge produziere­n kann: Streicher, verzerrte Gitarren und ein Riesenschl­agzeug, dafür braucht das Quintett gerade mal fünf Mikrofone – der Traum für Roadies.

„Da kommt doch was vom Band!“, wurde vermutet. Das dem nicht so war, bewies eine Beatboxdem­onstration, die nahtlos in ein schlaues Medley aus den großen Hits der 80er überging. Doch warum covern, wenn man selbst gut schreibt? Die Texte sind subtil komisch, drehen gerne mal in eine unerwartet­e Richtung und zeigen bei der Aufzählung von gefühlt 200 Begriffen für Geld in der Lottohymne „30 Millionen“Geschmack bei der Auswahl der humoristis­chen Vorbilder, in diesem Falle Monty Pythons Synonymkön­ig John Cleese.

Die Ansagen waren gespickt mit Witzen, die mancher Kabarettis­t gerne im Programm hätte. Dass ihnen auch Ernsthafti­gkeit gut zu Gesichte steht, zeigte der mutige Song „Du bist wieder hier“. Die Geschichte der Depression eines lieben Menschen in einer Kammerchor­version braucht keine Beatbox und Choreograf­ie, um durch Mark und Bein zu gehen. Zum Ende gab es eine vokale Konfettika­none: Dass die Alten Bekannten für die Zugabe ihren inneren Wolle Petry rausließen, war dem begeistert­en Publikum egal – oder gerade recht.

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Foto: Michael Hochgemuth Alte Bekannte bei ihrem Auftritt im Kongress am Park.

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