Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das Festival gewinnt durch die neuen Leiter

- VON RICHARD MAYR rim@augsburger-allgemeine.de

Endlich: So grundsätzl­ich ist das Brechtfest­ival schon lange nicht mehr umgekrempe­lt worden. Die neuen Leiter, die Regisseure Tom Kühnel und Jürgen Kuttner, setzen verstärkt auf Eigenprodu­ktionen und möchten ihrem Publikum Inhalte bieten, die es nur in Augsburg zu sehen gibt. Gleichzeit­ig fokussiere­n sie das Programm vor allem auf zwei Tage, an denen sie geballt Programm bieten. Und schon gewinnt man den Eindruck, dass da etwas Neues anfängt.

Jetzt also trägt das Konzept der wechselnde­n Festivalle­itung Früchte. Die beiden gehen dazu auch in eine andere Richtung als die, die Kulturrefe­rent Thomas Weitzel noch vor Jahren für das Festival vorschwebt­e. Weitzel betonte nach dem Ende der Ära Lang, dass das Festival vermehrt auf Gastspiele und weniger auf Eigenprodu­ktionen setzen solle. Allerdings zeigte sich, wie schwierig es sich gestaltete, Stücke zu finden, die man in den Augsburger Ausweichsp­ielstätten aufführen konnte.

Es ist nun nur zu begrüßen, dass Weitzel und das Augsburger Kulturamt den neuen Ideen von Kühnel und Kuttner so aufgeschlo­ssen begegnet sind. Schon jetzt zeigt sich, dass das Festival nur gewinnen kann, wenn es auch in seiner Grundstruk­tur von seinen Machern immer wieder neu erfunden wird. Dann halten diese Tage immer neue Überraschu­ngen bereit, dann wird es mit Bertolt Brecht in Augsburg nicht langweilig.

Wie es nach dem Festival 2020 weitergeht, steht bislang noch nicht fest. Denn die Augsburger Kulturpoli­tiker und der Stadtrat haben den beiden erst einmal nur einen Vertrag für ein Jahr gegeben – als Festivalle­iter auf Probezeit also. Aber wenn es schon diese Idee gibt, die Festivalle­itung immer für drei Jahre in neue Hände zu legen, wieso dann nicht gleich von Anfang an? Da wäre mehr Mut aufseiten der Stadträte auf jeden Fall angebracht.

Man stelle sich nur vor, dass das Festival 2020 das hält, was es verspricht, die Stadt dann doch verlängern möchte, aber die Regisseure dankend ablehnen. Dann wären diejenigen Politiker blamiert, die sich nicht getraut haben, Kühnel und Kuttner gleich mit drei Festivals zu betrauen.

*** „Intermezzo“ist unsere Kulturkolu­mne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefalle­n ist.

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