Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der Motivator an der Bande
Mit Trainer Vogler soll die U20 des AEV in die Spur finden. Wie der 35-Jährige seine Spieler überzeugen will
Heiko Vogler also. Das ist der Mann, der den Augsburger EV vor dem Abstieg aus der höchsten Nachwuchsliga bewahren soll. Der die U20-mannschaft in der Deutschen Nachwuchs Liga (DNL) in die Erfolgsspur führen und für Ruhe sorgen soll, nachdem in den vergangenen Wochen und Monaten wenig im Sinne des Vereins gelaufen war.
Vogler hat im Trainerkämmerchen des Curt-frenzel-stadions auf einem Drehstuhl Platz genommen. Ruhig sitzen, das fällt dem 35-Jährigen schwer. Ständig ist sein muskulös massiger Oberkörper in Bewegung, bricht sich Energie Bahn. Wenn der ehemalige Eishockeyprofi erzählt, wenn er gestikuliert und plakative Sätze von sich gibt, kann man sich gut vorstellen, wie er seine Mannschaft überzeugen will.
Emotional packt er sie in der Kabine. Eishockey, das sei kein Job, sondern Leidenschaft, meint er. Für den AEV zu arbeiten, sei immer ein Traum für ihn gewesen. „Darauf habe ich lange gewartet und hingearbeitet. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein“, sagt Vogler und schwärmt sogleich von den Rahmenbedingungen in Augsburg – auch wenn Konkurrenten aus Mannheim, Berlin oder Köln finanziell bessere Möglichkeiten hätten.
Bereits im Sommer sollte Vogler als U20-trainer einsteigen. Damals sagte er aus persönlichen Gründen ab. Anfang Dezember, nach der Entlassung von Niels Garbe, fühlte sich Vogler bereit, an seine alte Arbeitsstätte zurückzukehren. Hier spielte er schon einmal kurz für die
Augsburger Panther und schaute als Hospitant Ex-trainer Mike Stewart über die Schulter. Dass er nun nicht mehr Senioren in der Oberliga befehligt, sondern Nachwuchsspieler aufs Profidasein vorbereitet, versteht Vogler nicht als Rückschritt. Vielmehr sieht er sich berufen, jungen Spielern zu ermöglichen, was ihm verwehrt geblieben war. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, als junger deutscher Spieler in diesem Geschäft Fuß zu fassen.“
Seit dieser Saison haben sich die
Del-klubs verpflichtet, zwei U23-spieler mit deutschem Pass für jede Partie im Kader zu haben. Zusätzlich ist eine alte Diskussion aufgekommen. Während der Deutsche Eishockey Bund (DEB) den Erfolg der Nationalmannschaft im Auge hat und sich für eine Reduzierung ausländischer Spieler (sechs) stark macht, will die Deutsche Eishockey Liga (DEL) an neun Importspielern festhalten. Vogler äußert sich diplomatisch, spricht davon, dass ausländische Spieler die DEL bereichern. Er sagt aber auch: Würde man die
Zahl reduzieren, wäre das für deutsche Nachwuchsspieler eine zusätzliche Motivation. Denn: Ihre Chancen, in der DEL Fuß zu fassen, würden sich erhöhen. Marco Sternheimer, aktuell U23-spieler der Augsburger Panther, war Schützling Voglers, als dieser Trainer des Oberligisten Sonthofen war. Eine Aufgabe Voglers besteht darin, weitere Sternheimers hervorzubringen. Sein Anspruch sei es, so der 35-Jährige, Nachwuchsspieler für den Ernstfall vorzubereiten. In den ersten Wochen seines Wirkens geht es jedoch um andere Dinge. Weniger um das große Ganze, mehr um kurzfristigen Erfolg in der Liga.
Michael Bakos hatte im Sommer ein Vakuum hinterlassen, das Niels Garbe nicht füllen konnte. In der Liga drohte nach einem Negativlauf der Absturz in die Zweitklassigkeit, in der Kabine hatte der Trainer einen schweren Stand. Aev-präsident Wolfgang Renner räumte Disziplinprobleme ein. Vogler wird zugetraut, seine Spieler zu Gefolgsleuten zu machen. Einerseits ist er Kumpel, andererseits Disziplinfanatiker. „Wenn ich mir von Spielern auf der Nase rumtanzen lasse, dann läuft etwas falsch“, betont er.
Dem 35-Jährigen ist im Eishockey wenig in den Schoß gefallen, vieles musste er sich erarbeiten. Weil es nie für die ganz große Profikarriere reichte, baute er sich nebenbei weitere Standbeine auf. Er hat abgeschlossene Ausbildungen als Kfz-mechaniker, Garten- und Landschaftsgärtner sowie Fahrlehrer. Über sich sagt Vogler lachend: „Ich habe ab und an eine große Klappe.“Prinzipiell sieht er sich aber schon als Macher.
Seine hemdsärmelige Art überträgt der gebürtige Heilbronner aufs Eishockey. Spieler lässt er defensiv arbeiten, erst dann dürfen sie offensiv glänzen. Das Motto des A-lizenzinhabers: „Arbeit schlägt Talent, wenn Talent nicht arbeitet.“
In seiner Herangehensweise bestätigt fühlen durfte sich Vogler in den jüngsten Ergebnissen vor der Weihnachtspause. Zunächst schlug der AEV Tabellenführer Köln, ehe er den Tabellenvierten Regensburg in die Schranken wies.