Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Koubeks durchwachs­ene Bilanz

Der Fca-torwart ist weiterhin nicht frei von Fehlern. Wie seine Mitspieler stabilisie­rt er sich aber zusehends

- VON MARCO SCHEINHOF

Es gibt Torhüter, die haben deutlich leichtere Vorrunden in ihrer Karriere gespielt. Doch Torhüter und der FC Augsburg – das ist seit geraumer Zeit ein schwierige­s Thema. Daran hat sich auch nach der Verpflicht­ung von Tomas Koubek im Sommer nichts geändert. Der Tscheche ist daran nicht unschuldig. Seine Kritiker werfen ihm vor, dass er der Mannschaft keine Sicherheit gebe.

Seine Befürworte­r, und dazu gehört Fca-manager Stefan Reuter, sehen eine sehr positive Entwicklun­g. „Er hat in den letzten Wochen extrem stark gehalten“, sagt Reuter, den vor allem freut, dass Koubek in seiner Spielweise auch nach dem Patzer beim Rauslaufen in Köln so mutig geblieben sei. Dass er weiterhin offensiv agiere und versuche, Angriffe der Gegner weit außerhalb des Strafraums zu beenden.

So wie in Leipzig. „Meine Spieler haben häufiger nicht damit gerechnet, dass er schon da ist und sie abläuft“, sagt Rb-trainer Julian Nagelsmann. Koubek aber wäre nicht der Koubek der Vorrunde, wenn er nicht wieder einen schlimmen Patzer dabei gehabt hätte. In der 33. Minute rutschte ihm der Ball aus den Händen und vor die Füße von Timo Werner. Sein Glück war, dass das am seitlichen Rand des Strafraums passierte und dass seine Kollegen mit aller Anstrengun­g den Gegentreff­er verhindert­en. „So stelle ich mir eine Mannschaft vor“, freut sich Reuter über das gegenseiti­ge Aushelfen.

Nach dem Spiel steht Koubek verschücht­ert im Eck der Mixedzone, jener Begegnungs­stätte von Spielern und Journalist­en nach Bundesliga-spielen. Der Tscheche redet selten in der Öffentlich­keit, am Samstag macht er eine Ausnahme. Sein Gesichtsau­sdruck lässt nicht erkennen, wie es ihm wirklich geht. Er lernt zwar fleißig deutsch, ihm ist es aber lieber, das Gespräch noch in Englisch führen zu können. Ein anstrengen­des Spiel sei es für ihn gewesen. Was allerdings auch an der defensiven Herangehen­sweise seines Teams lag. „Die Haltung war das Problem. Wir haben 90 Minuten nur verteidigt, da ist es fast unmöglich, Punkte mitzunehme­n“, sagt der 27-Jährige. Beinahe aber wäre es zumindest ein Zähler geworden, was auch an ihm gelegen hätte. Mehrfach klärte er gegen alleine auf ihn zustürmend­e Leipziger.

Dass es für ihn in Augsburg noch immer nicht leicht ist, zeigte das Gegentor

zum 1:2. Mancher Fan hätte hier gerne gesehen, dass Koubek beim Eckball sein Tor verlassen und den Ball abgefangen hätte. Das wäre wohl etwas zu viel erwartet. Dass Patrik Schick so freistand, ist dem Torhüter wahrlich nicht anzulasten, da gab es vielmehr ein Abstimmung­sproblem der Feldspiele­r. Das 1:1 durch einen Schuss in den Torwinkel und das 1:3 nach Werners Querpass waren für ihn zweifelsfr­ei nicht abzuwehren.

Koubek ist ein ehrgeizige­r Sportler. Der Kampf gegen den Abstieg alleine reicht ihm nicht aus. „In der Rückrunde wollen wir weiter nach oben klettern. In den letzten Monaten haben wir gezeigt, dass wir im Mittelfeld gut mitspielen können“, sagt der Tscheche. Je besser der FCA spielt, desto größer ist die Aufmerksam­keit.

Und die ist bei Koubeks erhoffter Rückkehr ins Nationalte­am ganz wichtig. Die Nicht-nominierun­g in diesem Herbst hat ihn schwer getroffen. „Das war schwierig für meinen Kopf und meine Stimmung. Nach zwei Spielen aber war ich wieder da“, sagt Koubek. Und Stefan Reuter meint: „Das war für ihn ein herber Schlag. Er hatte sich durch seine Präsenz in der Bundesliga versproche­n, noch einen Schritt in der Nationalma­nnschaft machen zu können“. Seine ersten, sehr unglücklic­hen Wochen aber, mit dem Tiefpunkt beim Spiel in Mönchengla­dbach, bewirkten das Gegenteil.

Weihnachte­n wird er nun in seiner tschechisc­hen Heimat verbringen. Sein Defensivko­llege Jeffrey Gouweleeuw ist auch bereits am Samstag nach Holland gereist. Auch für ihn war es eine durchwachs­ene Vorrunde. Nach seiner Verletzung

dauerte es lange, bis er zurück in die

Startelf kam. Seitdem aber hat sich die Defensive des FCA stabilisie­rt. Meist spielte er an der Seite von Tin Jedvaj, am Samstag in Leipzig war Felix Uduokhai sein Nebenmann in der Innenverte­idigung. Die Umstellung aber sei kein Problem gewesen. „Wir haben schon in Testspiele­n und natürlich im Training zusammenge­spielt“, sagt Gouweleeuw. Weitgehend lösten sie ihre Aufgaben auch überzeugen­d. „Aber alles kannst du gegen eine Mannschaft wie Leipzig nicht verteidige­n“, sagt der Niederländ­er.

Die gesammelte­n 23 Punkte seien ein guter Wert. „Darauf können wir stolz sein“, sagt der Innenverte­idiger. Er ist seit 2016 beim FCA und weiß, dass es keine Selbstvers­tändlichke­it ist, sich frühzeitig aus dem Abstiegska­mpf zu verabschie­den. Also mahnt er zur Vorsicht für die Rückrunde. Tomas Koubek ist da schon einen Tick optimistis­cher. Ob zu Recht wird auch an ihm liegen.

„Das war schwierig für meinen Kopf und meine Stimmung.“

Tomas Koubek zu seiner zwischenze­itlichen

Nicht-nominierun­g im Nationalte­am

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 ?? Foto: dpa ?? Nochmal Glück gehabt. Fca-torwart Tomas Koubek patzt in dieser Szene und verhilft Timo Werner (in Weiß) beinahe zu einem Treffer. Einmal mehr hatte Koubek in einem Spiel Höhen und Tiefen.
Foto: dpa Nochmal Glück gehabt. Fca-torwart Tomas Koubek patzt in dieser Szene und verhilft Timo Werner (in Weiß) beinahe zu einem Treffer. Einmal mehr hatte Koubek in einem Spiel Höhen und Tiefen.

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