Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Missstände in Heim aufgedeckt
Angehörige gehen an die Öffentlichkeit
Es war nicht schön, was Angehörige von Bewohnern des Pflegeheims „Haus am Schäfflerbach“im Juli berichteten: Verdreckte Toiletten, Einsparungen am Essen, verkotete Bettwäsche, überlastete Pflegekräfte, die sich um die rund 150 Senioren nicht ausreichend kümmern – als diese Missstände öffentlich wurden, schlug das hohe Wellen. Auch in der Politik.
Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml (CSU) ordnete an, dass ihr Ministerium sich von dem Fortgang im Augsburger Heim unterrichten lassen solle. Auf dem privaten Träger Korian, eine europäische Aktiengesellschaft mit Sitz in Paris und mit 234 Pflegeheimen allein in Deutschland, lastete plötzlich ein enormer öffentlicher Druck. Dieser Druck war letztendlich zwei Frauen zu verdanken, deren Mütter zu dem Zeitpunkt in dem Augsburger Heim lebten. Sie hatten die Nase voll von den Zuständen und wandten sich couragiert an die Medien. Bemerkenswert war aber auch, wie rasch von Seiten des Konzerns Fehler eingeräumt wurden. Man entschuldigte sich bei den Betroffenen.
Dabei blieb es aber nicht. Korian schickte Mitarbeiter des Qualitätsmanagements nach Augsburg. Sie überprüften über Wochen den Heimbetrieb und veranlassten Verbesserungen. Bewohner und Angehörige wurden mit einbezogen. Rasch wechselte die Heimleitung. Korian unternahm vieles für einen neuen Anfang im „Haus am Schäfflerbach“. Das Engagement überraschte sogar sonst so kritische Pflegeexperten. Nur weil die beiden Frauen den Pflegemissstand öffentlich machten, durften die Senioren einen Neustart erleben.