Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Große Firmen bauen Personal ab

Die Unsicherhe­it bei den Beschäftig­ten wächst. Beim Flugzeugba­uer Premium Aerotec stehen hunderte Arbeitsplä­tze auf dem Spiel. Kuka kommt nicht zur Ruhe

- VON ANDREA WENZEL

Das Jahr 2019 bringt für den Wirtschaft­sraum Augsburg einige schlechte Nachrichte­n. Es sind vor allem die großen Firmen, die mit Problemen zu kämpfen haben.

● Premium Aerotec Für den Flugzeugba­uer ist 2019 kein gutes Jahr. Im April wird bekannt, dass das Unternehme­n bis 2023 rund 500 Stellen abbauen will. Weitere 600 seien gefährdet, wenn es Premium Aerotec nicht gelingt, weitere Aufträge an Land zu ziehen. Ursache ist ein Auslastung­srückgang, unter anderem wegen der auslaufend­en Herstellun­g des großen Airbus A380. Mit großen Demonstrat­ionen ziehen die Beschäftig­ten ums Werk an der Haunstette­r Straße und appelliere­n auch an die Mutter Airbus, Aufträge nach Augsburg zu vergeben. Im September folgt ein erstes Aufatmen: Für die neue Langstreck­enversion der Airbus-a320-familie – den A321 XLR – wird Premium Aerotec künftig den hinteren Mitteltank bauen. Die Einzelteil­fertigung soll im Frühjahr starten. Damit ist das Worst-case-szenario, ein Abbau von bis zu 1100 Stellen, zunächst abgefedert.

● MT Aerospace Im November kommt die Botschaft, dass neben dem Flugzeugba­uer Premium Aerotec auch der Luftfahrtz­ulieferer MT Aerospace um einen Personalab­bau nicht herumkomme­n wird. Weil die Ariane 5-Produktion früher ausläuft als geplant und mit dem Ariane 6-Programm später gestartet wird, gibt es ab Beginn des Jahres 2020 keine Arbeit mehr für rund 70 Beschäftig­te in der Produktion. Immerhin: Die zusätzlich gut 80 Stellen in der Entwicklun­g, die ebenfalls auf der Kippe standen, sind vorerst gesichert. Das war das Fazit nach der Esa-ministerra­tskonferen­z. Dazu kündigte das Unternehme­n an, intern nach weiteren Möglichkei­ten zu suchen, sich neu und unabhängig­er auszuricht­en.

● Fujitsu Der Fujitsu-standort Augsburg wird bis Ende 2020 geschlosse­n. Das wurde schon Ende 2018 bekannt, 2019 startet der wellenarti­ge Abbau von Personal. Im September verlassen die ersten Mitarbeite­r das Unternehme­n. Zuvor hatte es im Juli auf dem Werksgelän­de eine große Jobbörse gegeben, um Mitarbeite­rn neue Chancen zu eröffnen. Dazu übernimmt das Augsburger Unternehme­n Kontron Mitte des Jahres die Mainboards­parte des Augsburger Fujitsuwer­ks und bietet Beschäftig­ten an, sich zu bewerben. Im November schließlic­h wird bekannt, dass das 2018 gegründete Gemeinscha­ftsunterne­hmen (Joint Venture) aus Fujitsu und Lenovo, die Fujitsu Client Computing Limited (FCCL), einen neuen Entwicklun­gsstandort im Raum Augsburg plant. Für 120 Beschäftig­te, so glauben Insider, ergeben sich damit neue Arbeitsplä­tze. Dank dieser Entwicklun­gen und der Tatsache, dass 350 Beschäftig­te direkt bei Fujitsu bleiben können – sie ziehen Ende 2020 in den Toni-park am Alten Postweg um – sind von den ursprüngli­ch 1500 Beschäftig­ten „nur“noch rund 600 ohne eine berufliche Perspektiv­e. Für sie wird es im Februar eine Jobbörse geben. Auch der Wechsel in eine Transferge­sellschaft ist möglich.

● Kuka Der Augsburger Roboterbau­er kommt 2019 nicht zur Ruhe. 350 Arbeitsplä­tze werden wegfallen. Ein Großteil davon ist bis Ende des Jahres abgebaut. Im Dezember wird bekannt gegeben, dass in Augsburg weitere 90 Arbeitsplä­tze wegfallen. Noch arbeiten am Unternehme­nssitz rund 3500 Frauen und Männer. Einst waren es zu Spitzenzei­ten einschließ­lich Leiharbeit­ern etwa 4000. Trotz der Unruhe im Unternehme­n gibt es auch positive Signale: Kuka hält an den rund 100 Millionen Euro schweren Bauvorhabe­n am Standort Augsburg weiter fest. Im Juli war Richtfest fürs Bildungsze­ntrum an der Zugspitzst­raße.

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von
Premium
Aerotec
Foto: Silvio Wyszengrad Die Mitarbeite­r sind in Sorge. von Premium Aerotec

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