Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Augen nicht vor Problemen verschließen
In Berlin schreibt die städtische Verwaltung auf ihrer Homepage von „Brennpunkt-schulen“. Sie liegen etwa im Stadtteil Neukölln, wo es abgeschottete Familienstrukturen und Aggressionen im Schulalltag gibt. 95,4 Prozent der insgesamt 649 Schüler einer Grundschule seien aus Ländern mit „nicht-deutscher Herkunftssprache“, heißt es in einer Projektbeschreibung, rund drei Viertel haben türkische oder arabische Wurzeln.
Solche Zustände herrschen in keinem der Augsburger Stadtteile, aber auch hier gibt es Quartiere, die vor besondere Herausforderungen gestellt sind, weil dort viele Menschen leben, deren Wurzeln im Ausland liegen und die nicht so gut Deutsch sprechen. In diesen Milieus sind oft auch die Einkommen vergleichsweise gering, die Verschuldung hoch und die Vernetzung in das städtische Leben so gut wie nicht vorhanden.
In diesen Vierteln leben viele Eltern, deren Kinder besser Deutsch sprechen können als sie selbst. In der Bewältigung des Schulalltags können sie so oft nicht die Stütze sein, die sie sein sollten. Kinder und Jugendliche, die in solch ein Milieu geboren werden, haben es schwer, herauszukommen.
Präventionsmaßnahmen, die Arbeit von engagierten Sozialpädagogen, Schulpsychologen, Lehrern und von Mitarbeitern der Polizei, des Stadtjugendrings und anderen Organisationen sind deshalb auch in den Augsburger Stadtteilen wichtig, damit kein Kind auf der Strecke bleibt. Denn nicht nur in Berlin werden Jugendliche kriminell. Das passiert auch in Augsburg, wie die Zahlen der Polizei belegen. Man sollte die Augen vor solchen Tatsachen nicht verschließen, sondern alle Möglichkeiten ausloten, um diesen jungen Menschen zu helfen.