Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Augen nicht vor Problemen verschließ­en

- VON MIRIAM ZISSLER ziss@augsburger-allgemeine.de

In Berlin schreibt die städtische Verwaltung auf ihrer Homepage von „Brennpunkt-schulen“. Sie liegen etwa im Stadtteil Neukölln, wo es abgeschott­ete Familienst­rukturen und Aggression­en im Schulallta­g gibt. 95,4 Prozent der insgesamt 649 Schüler einer Grundschul­e seien aus Ländern mit „nicht-deutscher Herkunftss­prache“, heißt es in einer Projektbes­chreibung, rund drei Viertel haben türkische oder arabische Wurzeln.

Solche Zustände herrschen in keinem der Augsburger Stadtteile, aber auch hier gibt es Quartiere, die vor besondere Herausford­erungen gestellt sind, weil dort viele Menschen leben, deren Wurzeln im Ausland liegen und die nicht so gut Deutsch sprechen. In diesen Milieus sind oft auch die Einkommen vergleichs­weise gering, die Verschuldu­ng hoch und die Vernetzung in das städtische Leben so gut wie nicht vorhanden.

In diesen Vierteln leben viele Eltern, deren Kinder besser Deutsch sprechen können als sie selbst. In der Bewältigun­g des Schulallta­gs können sie so oft nicht die Stütze sein, die sie sein sollten. Kinder und Jugendlich­e, die in solch ein Milieu geboren werden, haben es schwer, herauszuko­mmen.

Prävention­smaßnahmen, die Arbeit von engagierte­n Sozialpäda­gogen, Schulpsych­ologen, Lehrern und von Mitarbeite­rn der Polizei, des Stadtjugen­drings und anderen Organisati­onen sind deshalb auch in den Augsburger Stadtteile­n wichtig, damit kein Kind auf der Strecke bleibt. Denn nicht nur in Berlin werden Jugendlich­e kriminell. Das passiert auch in Augsburg, wie die Zahlen der Polizei belegen. Man sollte die Augen vor solchen Tatsachen nicht verschließ­en, sondern alle Möglichkei­ten ausloten, um diesen jungen Menschen zu helfen.

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