Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Zwei torgefährliche Verteidiger
Eishockey Die Sezemsky-brüder spielen in Augsburg. Der eine schon in der DEL, der andere möchte noch dorthin. Ihr Traum: Irgendwann einmal gemeinsam im Team stehen
Eishockey hat im Leben der Sezemsky-brüder schon immer eine große Rolle gespielt. Vater Rainer arbeitete unter anderem als Physiotherapeut beim EV Füssen, „die Wochenende haben wir meistens im Stadion verbracht“, erzählt Simon Sezemsky. Der 26-Jährige hat Füssen und den dort ansässigen Oberligisten längst verlassen. Über die Ravensburg Towerstars (DEL2) führte ihn sein Weg nach Augsburg. Dort entwickelte sich der Verteidiger zum Nationalspieler. Sein Bruder Tim ist neun Jahre jünger – und will einen ähnlichen Weg gehen. Der 17-Jährige ist ebenfalls Verteidiger, spielt seit dieser Saison in der Dnl-mannschaft des AEV und wurde vor kurzem in die U-18-nationalmannschaft berufen.
„Es war schon ein großer Schritt, weg von Zuhause nach Augsburg“, sagt Tim Sezemsky. Parallel zum Sport absolviert er im Küchenstudio Carola Graul eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. „Ich habe eine 20-Stunden-woche und muss Donnerstags in die Berufsschule. Mein Arbeitgeber ist super flexibel und ermöglicht mir, dass ich viel Zeit für den Sport habe.“Selbstverständlich ist das nicht. Immer wieder
„Zwischen 17 und 19 sind die wichtigsten Jahre in der Entwicklung. Da entscheidet sich, wohin der Weg führt.“
Simon Sezemsky
scheitern junge talentierte Sportler an der Unvereinbarkeit von Schule oder Beruf mit dem Alltag eines Leistungssportlers. Den Kontakt hatte der ältere Bruder hergestellt, da das Unternehmen zum Sponsorenpool der Panther gehört. In Augsburg kommt Tim Sezemsky nun in den Genuss der Infrastruktur eines Profiklubs. Die Dnl-spieler dürfen zum Beispiel den Kraftraum der ersten Mannschaft nutzen. Deren Athletik-trainer Gregor Grutschnig nimmt dreimal pro Woche auch den Nachwuchs unter seine Fittiche. Dazu kommen fünf Einheiten auf dem Eis und die beiden Spiele am Wochenende. „Viel Zeit für Hobbys bleibt da nicht mehr. Aber das gehört dazu, wenn man Profi werden will.“
Sein Bruder Simon hat das alles schon hinter sich. Auch er absolvierte parallel zum Training eine Ausbildung. Er schaffte den Sprung zum Profi. Die Entwicklung von Tim beobachtet Simon sehr genau, auch wenn im Liga-alltag eher wenig Zeit bleibt, die Spiele der DNL zu besuchen. Ab und zu klappt es aber. „Er sagt mir dann schon, was ich besser machen kann und gibt mir Tipps“, sagt Tim, der über die Bruder-hilfe froh ist.
In der Spielweise ähneln sich die beiden ohnehin. Beide sind Rechtsschützen, was auf der Position des Verteidigers ein großer Vorteil ist. Beide begannen ihre Eishockeykarrieren als Stürmer und schulten dann auf die defensivere Variante um. Beide haben sich den Torriecher bewahrt, beide zieht es immer wieder auch ins gegnerische Drittel. Simon Sezemskys Schlagschuss ist in der ganzen DEL gefürchtet. Neun Tore hat er in dieser Saison schon erzielt. „Einen Unterschied gibt es aber schon“, sagt Simon und schmunzelt: „Tim checkt mehr als ich. Dafür schieße ich mehr.“
Für den jüngeren der beiden Sezemsky-brüder geht es jetzt darum, möglichst viel Erfahrung in der DNL zu sammeln. „Zwischen 17 und 19 sind die wichtigsten Jahre in der Entwicklung“, sagt Simon. „Da entscheidet sich, wohin der Weg
führt. Da wirst du körperlich zum Mann. Da brauchst du gute Trainer und musst auf einem möglichst hohen Niveau spielen.“Den direkten Sprung aus dem Nachwuchs in die DEL schaffen nur die Wenigsten. Die Meisten steigen weiter unten ein und arbeiten sich hoch. Welchen Weg Tim Sezemsky nimmt, ist noch offen. Nur einen Wunsch hat er: „Ich würde mich freuen, mal mit meinem Bruder zusammenzuspielen.“Das könnte in Augsburg passieren, was aber davon abhängt, ob Simon Sezemsky ein Panther bleibt. Sein Vertrag läuft nach dieser Saison aus, einen derart offensivstarken Verteidiger hätten auch die Topteams der DEL gerne im Kader. Gut möglich, dass Sezemsky Augsburg verlässt. Mit den Panthern habe es zwar Gespräche gegeben, entschieden sei aber noch nichts, sagt der Umworbene. Mit 26 Jahren hat seine beste Zeit als Verteidiger gerade erst begonnen. Die seines Bruders kommt noch.