Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Exzellente Musiker
Berliner Philharmoniker wieder in Friedberg
Das Timing war Zufall, aber perfekt, als zum „Abendsegen“von Engelbert Humperdinck im Publikum die Lichter ausgingen. Auch das folgende „Brüderchen, komm tanz mit mir“war programmatisch, denn „einmal hin, einmal her“ging es durch die Oper „Hänsel und Gretel“in der Bearbeitung für Bläsernonett von A. N. Tarkmann, auf höchstem Niveau gespielt von den Bläsern der Berliner Philharmoniker am Sonntag in der Kirche St. Jakob in Friedberg.
Das Konzert zum Friedberger Advent ist seit 2001 jährliche Tradition und höchst beliebt: Beide Konzerte am Freitag- und Sonntagabend waren nahezu ausverkauft. Die neun Holz- und Blechbläser der Berliner Philharmoniker – unter ihnen die Hornistin Sarah Willis als einzige Frau – und Kontrabassist Martin Heinze, der bei Tschaikowsky auch die Triangel betätigte, pflegen die Harmoniemusik in bestem Sinne: nämlich Musik, die einst zur Unterhaltung etwa am Hof gedacht war und vor allem Bearbeitungen von beliebten Opern, Balletten darbot.
Trotz des Schwerpunktes auf dem leichten Repertoire ist sie nicht leicht gut zu spielen. Allein deshalb war der Abend in St. Jakob eine reine Freude. Denn die Bläser der Berliner Philharmoniker begeisterten mit klanglicher Schönheit, Präzision, ausgewogenem Ensemble-gesamtbild, Humor und Charisma. Interpretiert wurden Auszüge aus den Opern „Così fan tutte“, „Zauberflöte“, „Hänsel und Gretel“, „Die verkaufte Braut“und aus Tschaikowskis „Nussknackersuite“.
Obwohl keine Streicher zu hören waren, klangen die ausgewählten Stücke, auch dank hervorragender Bearbeitung, überraschend originalnah und zeigten, wie oft entscheidende Partien für Bläser geschrieben sind. Das galt für Mozart ebenso wie für Humperdinck und ganz besonders für Tschaikowski: Die Ouvertüre, der chinesische Tanz mit den exponierten Fagotten und der schwungvolle Trepak zum Abschluss waren reiner Genuss.
Auch in den Auszügen aus „Così fan tutte“vermisste man die Streicher – ausgenommen in den Anfangsakkorden der Ouvertüre – nicht. In der Instrumentalversion waren die Tempi häufig flüssiger als im gesungenen Original, so in den Arien der Despina oder im Marcia e Coro „Bella vita militar“, bisweilen wurden sie auch gewechselt. Dafür kosteten die Bläser der Berliner Philharmoniker die langsamen Sätze wunderbar aus. Das Publikum war begeistert – zu Recht.