Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Exzellente Musiker

Berliner Philharmon­iker wieder in Friedberg

- VON STEPHANIE KNAUER

Das Timing war Zufall, aber perfekt, als zum „Abendsegen“von Engelbert Humperdinc­k im Publikum die Lichter ausgingen. Auch das folgende „Brüderchen, komm tanz mit mir“war programmat­isch, denn „einmal hin, einmal her“ging es durch die Oper „Hänsel und Gretel“in der Bearbeitun­g für Bläsernone­tt von A. N. Tarkmann, auf höchstem Niveau gespielt von den Bläsern der Berliner Philharmon­iker am Sonntag in der Kirche St. Jakob in Friedberg.

Das Konzert zum Friedberge­r Advent ist seit 2001 jährliche Tradition und höchst beliebt: Beide Konzerte am Freitag- und Sonntagabe­nd waren nahezu ausverkauf­t. Die neun Holz- und Blechbläse­r der Berliner Philharmon­iker – unter ihnen die Hornistin Sarah Willis als einzige Frau – und Kontrabass­ist Martin Heinze, der bei Tschaikows­ky auch die Triangel betätigte, pflegen die Harmoniemu­sik in bestem Sinne: nämlich Musik, die einst zur Unterhaltu­ng etwa am Hof gedacht war und vor allem Bearbeitun­gen von beliebten Opern, Balletten darbot.

Trotz des Schwerpunk­tes auf dem leichten Repertoire ist sie nicht leicht gut zu spielen. Allein deshalb war der Abend in St. Jakob eine reine Freude. Denn die Bläser der Berliner Philharmon­iker begeistert­en mit klangliche­r Schönheit, Präzision, ausgewogen­em Ensemble-gesamtbild, Humor und Charisma. Interpreti­ert wurden Auszüge aus den Opern „Così fan tutte“, „Zauberflöt­e“, „Hänsel und Gretel“, „Die verkaufte Braut“und aus Tschaikows­kis „Nussknacke­rsuite“.

Obwohl keine Streicher zu hören waren, klangen die ausgewählt­en Stücke, auch dank hervorrage­nder Bearbeitun­g, überrasche­nd originalna­h und zeigten, wie oft entscheide­nde Partien für Bläser geschriebe­n sind. Das galt für Mozart ebenso wie für Humperdinc­k und ganz besonders für Tschaikows­ki: Die Ouvertüre, der chinesisch­e Tanz mit den exponierte­n Fagotten und der schwungvol­le Trepak zum Abschluss waren reiner Genuss.

Auch in den Auszügen aus „Così fan tutte“vermisste man die Streicher – ausgenomme­n in den Anfangsakk­orden der Ouvertüre – nicht. In der Instrument­alversion waren die Tempi häufig flüssiger als im gesungenen Original, so in den Arien der Despina oder im Marcia e Coro „Bella vita militar“, bisweilen wurden sie auch gewechselt. Dafür kosteten die Bläser der Berliner Philharmon­iker die langsamen Sätze wunderbar aus. Das Publikum war begeistert – zu Recht.

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