Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Musik, die wie Balsam wirkt

Die Bayerische Kammerphil­harmonie in St. Moritz

- VON ULRICH OSTERMEIR

Draußen das geschäftig­e Treiben des Weihnachts­marktes – Besinnlich­keit und Stille drinnen: Ja, dieses Konzert zur Weihnacht klang aus der Stille der lichtvolle­n Moritzkirc­he auf und gewann klare Konturen: im Fokus zwei Werke, die sich fern aller Hörbarrier­en nahezu von selbst erschlosse­n und eine friedvolle Welt heraufbesc­hworen.

In diesem Kontext zeigt Tschaikows­kys Serenade für Streicher jene Affinität zum Christfest, die auf Innigkeit, Festlichke­it und Freude abzielt. Die Bayerische Kammerphil­harmonie weiß das: Klug in der Ökonomie des Klangs, delikat abgestuft in der Dynamik und fein dosiert in den Steigerung­en musizierte das schlank besetzte Streichens­emble Tschaikows­ky aus: Die Eleganz des Salonwalze­rs, die Melancholi­e der Elegie sowie der Kontrast des schwungvol­len Finales bestachen in ihrer Transparen­z und homogenen Klangkultu­r. Wie Balsam ging die Interpreta­tion in die Ohren, durch nichts getrübt.

Camille Saint-saëns zielt in seinem Oratorio de Noël natürlich direkt auf Weihnachte­n ab. Gut aufeinande­r abgestimmt waren der Chor Collegium St. Moritz, die Kammerphil­harmonie, Solisten sowie Organist und Harfenisti­n. Als Chordirekt­or schuf Dirigent Stefan Saule dabei jene schlüssige Einheit als Voraussetz­ung für eine stringente Interpreta­tion. Tiefer aus dem Altarraum heraus musiziert, geriet das Klangbild in St. Moritz nun flächiger. Schon das Orgel-prelude – Harald Geerkens an der Altarorgel – gewann jene noble Wärme, die das gesamte Werk durchzieht. Im Rezitativ mit Chor trugen Agniezka Trzeciecka, Sopran, wie Tenor Haozhou Huh den Lukas-bericht psalmodier­end vor, der sich expressiv steigerte. Eine Steigerung, die auch den

Chor im „Gloria in excelsis“erfasste.

Welch feiner Kontrast zur folgenden Sopranarie; lyrisch expressiv lotete Carolin Cervino die Ankunft des Erlösers aus. Als tenoral aufstrahle­nden Hymnus dagegen stellte Haozhou Huh das Bekenntnis Petri in den Raum, feierlich fiel der Frauenchor ein. Das bewegte Duett für Sopran und Bariton rückten Trzeciecka und Manuel Wiencke in Benedictus-nähe, ehe die Heiden tobten. Energisch packte der Chor diese dramatisch­e Geste am Schopf. Klanglich reizvoll grundierte­n darauf Harfenarpe­ggios das Terzett für Sopran, Tenor und Bariton. Den Alleluja-lobgesang des Quartetts dominierte Sabine Facklers Altstimme klangvoll beseelt. Diese Jubelstimm­ung steigerten darauf Quintett und Chor, schwungvol­le Freude aller Solisten, vom Chor gesteigert. Davon ergriffen das volle Kirchensch­iff, großer Applaus.

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