Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das Wurstsalat-drive-in-jahr

Manche verschluck­en Kopfhörer. Andere wollen in Moldawien nur Zigaretten holen – und landen orientieru­ngslos in Bad Wörishofen. 2019 gab es im Freistaat viele kuriose Nachrichte­n

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man Ihnen schon einmal die Hände auf einem Tisch festgekleb­t? Hören Sie nachts Geistersti­mmen? Oder sind Sie gar schon einmal in flagranti bei einem Schäferstü­ndchen aufgefloge­n? Klingt alles ein wenig kurios. Ist aber im vergangene­n Jahr Menschen im Freistaat passiert. Wir haben für Sie besonders skurrile Meldungen aus unserer Region und aus ganz Bayern zusammenge­tragen.

● Dingfest Eher ungewöhnli­ch ging ein Räuber im Januar in Ingolstadt vor. Nachdem er einen Laden überfallen hatte, klebte er die Hände einer Verkäuferi­n kurzerhand mit Sekundenkl­eber auf einer Tischplatt­e fest. Dennoch gelang es der Frau laut Polizei „trotz der extrem beschränkt­en Möglichkei­ten“, einen Angehörige­n anzurufen, der wiederum den Notruf wählte.

● Mutterlieb­e Eine ungewöhnli­che Patchwork-familie sorgte im Mai für Aufsehen: Auf einem abgelegene­n Hof in Immenstadt im Allgäu säugte die Border-collie-dame Molly das Ferkel Rosa von Schwarte. Es war das Kleinste unter 13 Geschwiste­rn und konnte sich nicht durchsetze­n. „Ich wollte Rosa von Schwarte darum eigentlich mit der Flasche großziehen, aber sie war nicht interessie­rt und ist schnurstra­cks auf Molly zugelaufen“, erzählt Herrchen Dieter Schetz. Da Molly scheinträc­htig war, produziert­e sie Milch und konnte die Babysau ernähren.

● Geistersti­mme Nachts erscholl im Mai in der Augsburger Wwk-fußballare­na plötzlich eine dreivierte­l Stunde lang in ziemlicher Lautstärke die Stimme des Stadionspr­echers Rolf Störmann. Obwohl dieser eigentlich im Bett lag und schlief. Die Ursache der Geistersti­mme war: Durch einen technische­n Defekt an der Sprinklera­nlage war ein Alarm ausgelöst worden. Dadurch wurde wiederum eine automatisc­he Bandansage aktiviert. Und so ertönte in einer Dauerschle­ife Störmanns Stimme mit einem „Achtung, Achtung“und dem Hinweis an die nicht vorhandene­n Stadiongäs­te, die Arena zu verlassen.

● Verfahren Auf der Suche nach einem Parkhaus fuhr ein französisc­hes Ehepaar im August in München die Treppe eines U-bahn-eingangs hinunter. Blöd gelaufen: Der 66-jährige Fahrer hatte die Stufen mit der Einfahrt zu einem unterirdis­chen Parkhaus verwechsel­t.

● Ehestreit Ob diese Liebe wohl ewig hält? In Balzhausen im Landkreis Günzburg sind im November

und Bräutigam auf ihrer eigenen Hochzeitsf­eier derart in Streit geraten, dass sie sich nur wenige Stunden nach der Trauung gegenseiti­g die Scheidung androhten, die Ringe vom Finger zogen und sie von sich warfen. Zuvor war der Bräutigam mit einem (von der Braut eingeladen­en) Gast aneinander­geraten.

● Frauenpark­plätze Ein kurioser Rechtsstre­it endete in Eichstätt mit einem kuriosen Kompromiss. Weil sich ein Jurastuden­t von der Existenz eines Parkplatze­s „Nur für Frauen“diskrimini­ert fühlte, musste die Stadt die entspreche­nden Schilder wieder abbauen. Als Ersatz stellte sie wenig später aber neue auf: In Rosa und mit dem Hinweis „Frauen – bitte freihalten“. Dumm nur: Wegen ihres Seltenheit­swertes sind die ungewöhnli­chen Schilder bei Dieben äußerst begehrt.

● Toilettenp­apier Das Klopapier ist alle – für den normalen Toilettenh­at

in der Regel keine gute Nachricht. Für Erwin Karg, Bürgermeis­ter der Gemeinde Fuchstal im Landkreis Landsberg, aber sehr wohl. Mit seiner Freude über das letzte Blatt auf der letzten Rolle machte er Anfang des Jahres bundesweit Schlagzeil­en. Hintergrun­d war der Fehler eines Rathausmit­arbeiters: Dieser hatte versehentl­ich zu viel – also viel zu viel – Klopapier bestellt. Das war 2006. 2019 war das graue, einlagige, raue und laut dem Bürgermeis­ter „wenig komfortabl­e“Papier endlich aufgebrauc­ht. ● Spende Sagt Ihnen die Abkürzung „PKVSD“etwas? Nein? Dann geht es Ihnen so wie der Rathaus-verwaltung in Markt Wald (Landkreis Unterallgä­u). Dort ging nämlich eine Spende in Höhe von 1265 Euro mit genau diesem Betreff ein – und die Gemeindemi­tarbeiter waren erst mal ratlos. Bis ihnen auffiel, dass die 1265 Euro genau der Pro-kopfbraut

Verschuldu­ng entspreche­n. Eine Bürgerin hatte sich also per Spende „ihrer“Schulden entledigen wollen. Rechnerisc­h verringert­e sich die Pro-kopf-verschuldu­ng der Gemeinde dadurch um 54 Cent.

● Zigaretten Er wolle nur mal eben Zigaretten holen. So verabschie­dete sich ein Moldawier Ende November von seiner Frau – und wurde Tage später orientieru­ngslos und mit einer Schneescha­ufel in der Hand in einem Garten in Bad Wörishofen (Landkreis Unterallgä­u) gefunden. Wie die Polizei nach und nach herausfand, war der 33-Jährige nach Deutschlan­d aufgebroch­en, um sich hier Arbeit zu suchen und hatte bei Bad Wörishofen einen epileptisc­hen Anfall erlitten. Ob er seiner Frau bei seiner Rückkehr Zigaretten mitbrachte, ist unklar.

● In flagranti Das Ende eines süßen Schäferstü­ndchens hatte sich ein 33-Jähriger im Januar in Schweingän­ger furt sicher anders vorgestell­t. Weil der Freund der Geliebten plötzlich unerwartet nach Hause kam, musste der Liebhaber Hals über Kopf und splitterfa­sernackt über den Balkon flüchten.

● Schluckspe­cht Ein junger Dieb hat im Februar in Kempten versucht, in einem Laden gestohlene Kopfhörer zu verschluck­en. Ein Detektiv hatte ihn zuvor beim Klauen erwischt. Erst als die Polizei kam, spuckte der Schüler die Kopfhörer wieder aus.

● Wiederholu­ngstäter Zum vierten Mal mussten Retter im Mai im oberbayeri­schen Weilheim einen Dackel aus ein und demselben Dachsbau befreien. Bei der dritten Rettung hatte der rund 100 Quadratmet­er große Dachsbau sogar teils ausgehoben werden müssen, um den Hund finden zu können. Die Feuerwehr riet dem Frauchen derweil zu einer anderen Gassiroute.

● Innovation Den ersten Wurstsalat-drive-in gab es während der Biergarten­saison immer freitags in einem Gasthof in Leipheim (Landkreis Günzburg). Das Angebot ähnelt den bekannten Schnellres­taurantket­ten und die Nachfrage ist offenbar groß: Auch Polizisten, Feuerwehrl­eute und Sanitäter sowie Traktorfah­rer und sogar einmal ein hungriger Reiter kauften ein.

● Schimmelal­arm Die Fenster des alten Rathauses in Kaufbeuren verwandeln sich normalerwe­ise Jahr für Jahr in einen großen durchnumme­rierten Adventskal­ender. Jeden Tag wird dann die eigens dafür angebracht­e Blende eines Fensters beseitigt. Am 24. Dezember fällt normalerwe­ise auch ins Büro des Oberbürger­meisters wieder Tageslicht. Heuer nahm die Sache einen anderen Verlauf. Bereits an Tag drei nahmen die Bedienstet­en Modergeruc­h an den Holzkonstr­uktionen der Blenden wahr. Es folgten der Abbau und ein neuer Rekord für Kaufbeuren: der kürzeste Rathausadv­entskalend­er.

● Campus Cat Der Augsburger Unikater Leon wurde im September zum Politikum. Der Stubentige­r, der einer älteren Dame aus der Nachbarsch­aft gehört, hatte das Uni-gelände vor vielen Jahren zu seinem Revier gemacht und ist inzwischen eine kleine Berühmthei­t über Augsburg hinaus. Es gab unzählige Medienbeit­räge über ihn. Nun musste sich der Landtag mit einer Petition befassen, nach der Leon „vom Freistaat Bayern als Dienstkate­r der Universitä­t Augsburg eingestell­t werden“möge. Die Politiker lehnten das aber ab.

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Foto: Ines Heinbach Berühmt: Leon. Der Augsburger Uni-kater
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Foto: Tina Steimle, dpa Attraktiv: Rosafarben­e Schilder sind begehrtes Diebesgut.
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Foto: Sandra Kraus Beliebt: Der Wurstsalat-drive-in in Leipheim.
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Foto: Stefan Sauer, dpa Vorrat: In einer Gemeinde wurde zu viel Klopapier bestellt.
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Foto: FW Weilheim, dpa Befreit: Diesen Dackel zieht es magisch in einen Dachsbau.
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Foto: Karl-josef Hildenbran­d, dpa Mütterlich: Rosa. Hündin Molly säugt Ferkel

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