Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Steff, der neue Chef

Stefan Horngacher beeindruck­t die deutschen Springer mit Ruhe, Akribie und klaren Ansagen

- VON THOMAS WEISS

Oberstdorf Seinen ersten großen Auftritt vor den deutschen Medien beginnt Stefan Horngacher betont höflich: „Schöne Weihnachte­n“wünschte er am Freitag noch den Journalist­en bei der Eröffnungs­pressekonf­erenz der Vierschanz­entournee in Oberstdorf. Die Feiertage einfach mal verlängern, das käme dem 50-jährigen Österreich­er, der seit vielen Jahren mit seiner Familie in Titisee-neustadt im Schwarzwal­d wohnt, gerade recht. Horngacher, den alle in der Szene kumpelhaft „Steff“nennen, machte zuletzt in Polen Kamil Stoch zum Seriensieg­er und tritt nun in die großen

Fußstapfen von Werner Schuster, der die deutschen Skispringe­r elf Jahre lang von Erfolg zu Erfolg führte. „Jeder weiß, dass Werner hier großartige Arbeit geleistet hat. Aber ich will meine eigenen Impulse setzen“, hatte Horngacher schon zu Saisonbegi­nn wissen lassen. Seine Athleten bestätigte­n nach nur wenigen Wochen der Zusammenar­beit, dass „der Neue“bereits ganz viel neuen Input gebracht habe. Karl Geiger zum Beispiel lobte: „Ihn zeichnet eine klare Linie aus und strukturie­rte Arbeit. Seine neuen Herangehen­sweisen tun ganz gut, das hat auch das Team aufgefrisc­ht.“Auch Stefan Leyhe scheint sich von Horngacher neu motivieren zu lassen: „Ich bin ja eher der gemütliche Typ. Aber Steff sorgt dafür, dass ich bei jeder kleinen Übung, bei jeder Kniebeuge einfach Vollgas gebe.“

Markus Eisenbichl­er wiederum schätzt eine ganz andere Eigenschaf­t des Trainers, nämlich die des Beruhigers: Da er selbst sei ein sehr emotionale­r Typ sei, würde Horngacher positiv auf ihn einwirken, „dass ich ein bisschen ruhiger werde und mich nicht weiter in den Strudel reinziehen lasse, wenn es mal nicht so läuft“. Mit Steff, dem neuen Chef, habe Eisenbichl­er das Gefühl, „dass ich da so schnell wie möglich wieder rauskomm“. Und als würde er in diesem Moment an seinen alten Coach Werner Schuster denken, sagte Eisei:

„Mei, der Trainer ist jetzt auch kein Zaubermitt­el, er versucht halt nur, Input zu geben, damit wir uns verbessern können.“Ob Horngacher das gelingt, was Schuster verwehrt blieb, nämlich mit einem Dsvspringe­r den Gesamtsieg bei der Tournee zu holen, bleibt fraglich. Horngacher formuliert­e die Ziele jedenfalls ambitionie­rt: „Zwei unter die besten Zehn am Ende der Tournee und mit einem Mann bestenfall­s aufs Podium kommen.“Dafür will er bei den Wettkämpfe­n möglichst spät an die Schanze kommen. Um nicht abgelenkt zu werden, lautet Horngacher­s Devise: „Hinfahren, umziehen, springen.“Das Wort gewinnen hat er sich verkniffen. Noch.

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Foto: Ralf Lienert Für Stefan Horngacher ist es die erste Tournee als Dsv-coach.

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