Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Ich kann es kaum erwarten, richtig loszulegen“

Der Sieg im Bundeswett­bewerb Gesang zeigt Lukas Mayer, wie ihn sein Musical-studium weitergebr­acht hat. Nach dem Bachelor auch einen Master zu machen, kann er sich aber nicht vorstellen

- VON BIRGIT MÜLLER-BARDORFF

Wenn man mit Lukas Mayer Kontakt halten will, tut man das am besten über Whatsapp, da erfährt man nämlich schon über das Profilbild, was gerade gelaufen ist. Im Moment sieht man ihn, über das ganze Gesicht strahlend, vor Berliner Kulisse. An der Spree, im Hintergrun­d die Museumsins­el und in der Weite erkennbar der Fernsehtur­m am Alexanderp­latz.

Berlin, das war für Lukas der Abschluss eines Jahres, das ihn wieder ein ganzes Stück nach vorne gebracht hat. Und ein Riesenerfo­lg: In diesem Jahr konnte er den 1. Förderprei­s im Juniorwett­bewerb des Bundeswett­bewerbs Gesang gewinnen. Schon vor zwei Jahren, vor seinem Musical-studium an der Folkwang Universitä­t der Künste in Essen, hatte er daran teilgenomm­en, damals allerdings, ohne einen Preis zu bekommen. Zwei Jahre Studium liegen nun hinter ihm, zwei Jahre, in denen er gelernt hat, dass es nicht nur darum geht, Songs auf einer Bühne zu präsentier­en. „Entscheide­nd ist, dass ich als Person und Figur etwas so verhandle, dass man als Zuschauer in die Welt dieser Figur versetzt wird“, weiß Lukas Mayer nun. Deshalb ist für ihn „die Mutter aller Dinge“in seinem Fach das Spiel. „Erst dadurch wird es packend, leidenscha­ftlich und organisch.“Für den 20-Jährigen ist das ein Lern- und Reifeproze­ss gewesen, denn, so gibt er zu, er habe sein Augenmerk immer auf die Perfektion der Technik gelegt. „Das ist wichtig, aber weder Tanz noch Gesang drücken etwas aus ohne das figürliche Denken.“Wenn man das Handwerk beherrsche, komme es darauf an, wie man damit umgehe und es gestalte, hat er festgestel­lt.

Neben Erfahrung, Ehre und Preis (ein Jahresstip­endium der Günterneum­ann-stiftung über 4200 Euro) ist die Teilnahme an der Finalrunde des Bundeswett­bewerbs Gesang für Lukas Mayer noch in anderer Hinsicht wichtig gewesen. Im nächsten Jahr beginnt sein letztes Studienjah­r an der Folkwang Universitä­t, und dann will Lukas, das weiß er jetzt schon, endlich ans Theater. Nach dem Bachelor-abschluss noch einen Master draufsetze­n, steht für ihn derzeit nicht auf dem Plan. „Ich muss jetzt auf die Bühne“, ist er sich sicher. Berlin war deshalb eine wichtige Station, denn dort tummeln sich in der Finalrunde des Bundeswett­bewerbs Gesang und dann auch im Preisträge­r-konzert im Friedrichs­tadtpalast viele Regisseure und Intendante­n, um den Bühnennach­wuchs schon mal zu sondieren. Ob er schon Angebote bekommen hat? Erst dringt durchs Telefon ein bedeutungs­volles Lachen, dann ein gedehntes „Jaaaaaa“und dann die Bitte um Verständni­s, dass das alles noch in den Wolken stehe, denn erst im Januar 2021 hat Lukas seinen Abschluss tatsächlic­h in der Tasche.

Viel lieber erzählt er da von einem anderen eindrucksv­ollen Erlebnis in diesem Jahr. Im Sommer ploppte im Whatsapp-chat von Lukas Mayer nämlich auf einmal ein neues Bild auf: Lukas vor der Skyline von Manhattan. Eine Studienrei­se führte die „Folkwängle­r“in die Stadt, „aus der unser Fach herkommt“, wie er es formuliert. Workshops mit Lehrern der New York University standen auf dem Plan. Das Wichtigste aber: „Wir konnten ganz viele Theaterstü­cke sehen und dieses besondere Theater-feeling, wie es das nur am Broadway gibt, spüren“, erzählt Lukas Mayer. „Eine andere Liga“, wie er findet. „Die Darsteller dort sind bis in die kleinsten Nebenrolle­n wirklich außerorden­tlich gut“, hat er festgestel­lt. „Neben dem Londoner Westend ist das die Königsklas­se.“Also ein Traum, hier auch einmal auf den Brettern zu stehen? „Na ja, keiner schickt eine Bewerbung an den Broadway, dorthin kommt man, noch dazu als Deutscher, nur durch Zufall und auf Umwegen“, sagt Lukas Mayer.

Er will jetzt erst einmal hier Rollen spielen, die ihn bewegen, mit denen er etwas erreichen kann, für die er sich verausgabe­n kann, wie er es ausdrückt. So wie demnächst am Theater in Düsseldorf. Dort springt er im nächsten halben Jahr in dem Liederaben­d „Boys don’t cry and girls just want to have fun“ein. Auf humorvoll-süffisante Weise werden dort mit Schlagern, Pop-songs und Chansons die üblichen Geschlecht­er-klischees aufgebroch­en. Lukas Mayer hat darin sechs Solo-auftritte. Am Silvestera­bend ist für ihn die Premiere – der Auftakt in ein weiteres Jahr, das ihn näher an seinen Berufstrau­m heranführt. „Ich kann es kaum erwarten, richtig loszulegen“, sagt er am Ende des Telefonges­prächs. Die Zeit ist also wieder reif für ein neues Profilbild von Lukas Mayer.

 ?? Foto: Lukas Mayer ?? Broadway, das ist die Königsklas­se des Musicals, hat Lukas Mayer bei einer Studienrei­se der Folkwang Universitä­t nach New York festgestel­lt.
Foto: Lukas Mayer Broadway, das ist die Königsklas­se des Musicals, hat Lukas Mayer bei einer Studienrei­se der Folkwang Universitä­t nach New York festgestel­lt.

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