Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Müllöfen laufen mit voller Kraft

Die Abfallverw­ertungsanl­age hat 2018 mit 257000 Tonnen eine Rekordmeng­e an Müll verbrannt – aus der Region und von außerhalb. Die Lage bleibt angespannt: Für Gewerbeabf­all reichen die Kapazitäte­n mitunter nicht mehr

- VON STEFAN KROG

Region Die Abfallverw­ertungsanl­age in Augsburg-lechhausen hat im Jahr 2018 die Rekordmeng­e von insgesamt 257331 Gewichtsto­nnen Müll verbrannt. Grund für die volle Auslastung der Anlage ist neben dem Bevölkerun­gswachstum die gute Konjunktur. „Wir leben in einer Wohlstands­gesellscha­ft, und das merkt man auch am Müllaufkom­men“, sagt Dirk Matthies, Vorstand der AVA. Was den Hausmüll betrifft, der aus der Stadt Augsburg, den Landkreise­n Augsburg und Aichach-friedberg sowie den Landkreise­n Dillingen, Donau-ries, Landsberg und Starnberg angeliefer­t wird, reichen die Kapazitäte­n der drei Müllöfen ohne Probleme. Müssen sie auch, denn Stadt und Landkreis Augsburg sowie der Landkreis Aichach-friedberg, die sich als Betreiber der AVA in einem Zweckverba­nd zusammenge­schlossen haben, sind in ihrem Gebiet für die Hausmüllen­tsorgung von Gesetzes wegen verantwort­lich. Beim Gewerbeabf­all müsse man inzwischen aber zunehmend Nein sagen, wenn Entsorgung­sfirmen Kontingent­e in der AVA unterbring­en wollen, berichtet Matthies.

Vor wenigen Wochen hatte die bayerische Entsorgung­swirtschaf­t Alarm geschlagen, dass die Kapazitäte­n nicht mehr ausreichen, um Abfall, der nicht über die Hausmüllto­nne entsorgt wird, zu verbrennen. Das betrifft gewerblich­e Abfälle, etwa aus Handwerksb­etrieben oder dem Handel, die nicht über die öffentlich­e Müllabfuhr entsorgt werden. Zustände wie in München, wo manche Handwerksb­etriebe ihren Abfall kaum mehr losbekomme­n, scheint es in Augsburg aber nicht zu geben: „Bisher ist uns in diese Richtung nichts bekannt geworden“, sagt etwa Rolf Rieblinger, Obermeiste­r der Sanitärinn­ung.

müssen die privaten Entsorger durchaus schauen, wie sie ihren Abfall loswerden. Bei der AVA sieht man deren Nöte, man sagt aber auch, dass die Firmen vor zehn Jahren ganz anders gehandelt hätten. „Damals haben die Entsorger bewusst gesagt, dass sie einen Teil bei uns verbrennen wollen und einen anderen Teil frei dorthin geben wollen, wo sie die günstigste­n Preise bekommen“, erinnert sich Matthies. Inzwischen seien die Anlagen in Ostdeutsch­land aber auch voll. Man vergebe nach wie vor Kontingent­e an Entsorgung­sunternehm­en, alleraller­dings dings sank der Anteil aus Gewerbemül­l in den vergangene­n Jahren auf etwa ein Drittel der Gesamtmeng­e, auch weil die AVA zunehmend auf Hausmüll aus Landkreise­n außerhalb der Region Augsburg setzt. Hier gibt es langfristi­ge Verträge.

Matthies sagt, es sei auch keine reine Mengenfrag­e, ob man noch Gewerbemül­l annehmen könne. „Die entscheide­nde Frage ist nicht das Gewicht des Mülls, sondern der Heizwert.“Anders als Hausmüll, der auch nicht so gut brennbare Bestandtei­le enthält, brennt der Gewerbemül­l mit seinem hohen Plastikant­eil wie Zunder. Das wird für die Öfen aber zu heiß – landet dort mehr Gewerbemül­l, muss die gesamte Menge gedrosselt werden. Man habe, wenn man den Heizwert betrachte, die Wahl, eine Gewichtsto­nne Gewerbeabf­all oder 1,8 Tonnen Hausmüll zu verbrennen, sagt Matthies. Zwar verdient die AVA inzwischen auch Geld mit der Produktion von Fernwärme und Strom aus der Prozesswär­me der Müllöfen, doch die Haupteinna­hmequelle ist noch die verbrannte Müllmenge.

Für das Jahr 2020 kalkuliert die AVA aufs Jahr gerechnet mit fünf Prozent weniger freien Kapazitäte­n, weil eine Sanierung an Teilen der 26 Jahre alten Anlage ansteht. Der

Wenn Handwerker ihren Müll nicht mehr loskriegen

Nach 26 Jahren kommen nun erste Sanierunge­n

Hausmüll ist davon nicht betroffen, allerdings wird die Menge an gewerblich­em Abfall im Jahr 2020 gesenkt werden müssen, um den Kapazitäts­ausfall durch die dreiwöchig­en Arbeiten zu kompensier­en. Ansonsten sieht die Planung für die kommenden zehn Jahre vor, am aktuellen Abfallmix festzuhalt­en. Eine Erweiterun­g der AVA sei kein Thema, betont Matthies. Die Entsorgung des Restmülls aus der Region – Hauptaufga­be der AVA – sei gesichert.

Wie berichtet entsorgt die Stadt Augsburg ab dem Jahreswech­sel auch Plastik- und Altmetallg­egenstände über die neue Wertstofft­onne, um zu verhindern, dass Wertstoffe in den Müllöfen landen. Dabei geht es um ein Potenzial von etwa 1500 Gewichtsto­nnen – bei insgesamt rund 116000 Gewichtsto­nnen Hausmüll aus Augsburg und den zwei benachbart­en Landkreise­n.

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Foto: László Dobos Mit einem großen Greifer wird in der Abfallverw­ertungsanl­age AVA in Augsburg-lechhausen der Müll aus dem Bunker in die Verbrennun­gsöfen geschüttet. Die Öfen laufen inzwischen ständig mit voller Kraft.

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