Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Innenstadt ohne Silvesterr­aketen ist weltfremd

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger-allgemeine.de

Die Silvestern­acht ist für viele etwas Besonderes. Mit Familie und Freunden wird das neue Jahr begrüßt. Nicht wenige fiebern vor allem dem eigenen Silvesterf­euerwerk entgegen. Es gibt anderersei­ts aber unliebsame Begleiters­cheinungen: Die Böllerei lässt Tiere leiden, für die Umwelt ist sie auch nicht gut. Immer mehr Menschen wenden sich aus diesen und anderen Gründen ab.

Das Böllerverb­ot, das die Stadt für die Innenstadt erlässt, ist ein Schritt, um auf Kritik an der Böllerei zu reagieren. Es ist beileibe nicht allein der Krach, um den es geht. Die Umweltbela­stung mit erhöhten Feinstaubw­erten und extrem viel Müll spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Doch jedem muss klar sein: Zu glauben, dass das Verbot strikt befolgt wird, ist weltfremd. Genauso blauäugig ist die Einschätzu­ng, dass Kontrollen das Abbrennen von Feuerwerks­körpern verhindern könnten. Es handelt sich um ein Areal, in dem einige tausend Menschen wohnen und die eben dort selbst Silvester feiern. Das Feuerwerks­verbot kann lediglich dazu dienen, die größten Auswüchse zu verhindern. Polizei und städtische Mitarbeite­r haben die Möglichkei­t, Krawallmac­her aus dem Verkehr zu ziehen.

Die Arbeit der Sicherheit­skräfte ist an einem solchen Abend alles andere als angenehm. Man kann nicht erwarten, dass sie jedes Feuerwerk in der Innenstadt unterbinde­n. Wie auch: Sie müssten nahezu an jeder Hausecke eingreifen, denn es sind oft Anwohner, die ein Feuerwerk zünden. Was aber sonst gegen übermäßige Knallerei tun? Fraglich ist, ob ein öffentlich­es Feuerwerk, von der Stadt organisier­t, Anziehungs­kraft hätte. Feiernde bleiben in der Regel lieber daheim oder in Lokalen. Eine andere Idee wäre eine Lasershow in der Innenstadt. Verwiesen wird auf den Zuspruch bei den Light Nights. Diese Lichtersho­w, die im Oktober am Rathauspla­tz stattfand, hatte Tausende Besucher begeistert. Das Problem ist nur: Die Ausrichtun­g an Silvester wäre an diesem Standort unmöglich, denn auf dem Rathauspla­tz stehen noch bis ins neue Jahr die Buden des Christkind­lesmarkts. Es ist davon auszugehen, dass an Silvester in der Innenstadt auch in den nächsten Jahren weiter geböllert wird. Das verhindert kein Verbot. Wenn überhaupt, hilft nur eine geänderte Einstellun­g der Menschen.

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