Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Innenstadt ohne Silvesterraketen ist weltfremd
Die Silvesternacht ist für viele etwas Besonderes. Mit Familie und Freunden wird das neue Jahr begrüßt. Nicht wenige fiebern vor allem dem eigenen Silvesterfeuerwerk entgegen. Es gibt andererseits aber unliebsame Begleiterscheinungen: Die Böllerei lässt Tiere leiden, für die Umwelt ist sie auch nicht gut. Immer mehr Menschen wenden sich aus diesen und anderen Gründen ab.
Das Böllerverbot, das die Stadt für die Innenstadt erlässt, ist ein Schritt, um auf Kritik an der Böllerei zu reagieren. Es ist beileibe nicht allein der Krach, um den es geht. Die Umweltbelastung mit erhöhten Feinstaubwerten und extrem viel Müll spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Doch jedem muss klar sein: Zu glauben, dass das Verbot strikt befolgt wird, ist weltfremd. Genauso blauäugig ist die Einschätzung, dass Kontrollen das Abbrennen von Feuerwerkskörpern verhindern könnten. Es handelt sich um ein Areal, in dem einige tausend Menschen wohnen und die eben dort selbst Silvester feiern. Das Feuerwerksverbot kann lediglich dazu dienen, die größten Auswüchse zu verhindern. Polizei und städtische Mitarbeiter haben die Möglichkeit, Krawallmacher aus dem Verkehr zu ziehen.
Die Arbeit der Sicherheitskräfte ist an einem solchen Abend alles andere als angenehm. Man kann nicht erwarten, dass sie jedes Feuerwerk in der Innenstadt unterbinden. Wie auch: Sie müssten nahezu an jeder Hausecke eingreifen, denn es sind oft Anwohner, die ein Feuerwerk zünden. Was aber sonst gegen übermäßige Knallerei tun? Fraglich ist, ob ein öffentliches Feuerwerk, von der Stadt organisiert, Anziehungskraft hätte. Feiernde bleiben in der Regel lieber daheim oder in Lokalen. Eine andere Idee wäre eine Lasershow in der Innenstadt. Verwiesen wird auf den Zuspruch bei den Light Nights. Diese Lichtershow, die im Oktober am Rathausplatz stattfand, hatte Tausende Besucher begeistert. Das Problem ist nur: Die Ausrichtung an Silvester wäre an diesem Standort unmöglich, denn auf dem Rathausplatz stehen noch bis ins neue Jahr die Buden des Christkindlesmarkts. Es ist davon auszugehen, dass an Silvester in der Innenstadt auch in den nächsten Jahren weiter geböllert wird. Das verhindert kein Verbot. Wenn überhaupt, hilft nur eine geänderte Einstellung der Menschen.