Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Was bringt ein Böllerverbot an Silvester?
Das Abbrennen von Feuerwerkskörpern in der Innenstadt ist nicht erlaubt. Dass es dennoch laut werden dürfte, liegt auf der Hand. So kontrollieren Polizei und städtischer Ordnungsdienst
Die Regelung für die Silvesternacht ist nicht neu, sie gilt seit dem Jahr 2017 in großen Teilen der Augsburger Innenstadt: Das Abbrennen von Feuerwerkskörpern und sonstigen pyrotechnischen Gegenständen ist verboten. Wer sich nicht an das Verbot hält, dem drohen Strafen. Städtischer Ordnungsdienst und Polizei sind in der Silvesternacht gemeinsam im Einsatz.
Dass das neue Jahr ohne Raketen und Knaller in der Innenstadt begrüßt wird, ist andererseits in dieser Form nicht zu erwarten. Das lehrt die Erfahrung der zurückliegenden Jahre. Gerade die Maximilianstraße war stets ein Ort, an dem Feuerwerkskörper gezündet wurden. Wenn hunderte Menschen um Mitternacht auf der Straße stehen, fällt es schwer, die Böllerei zu unterbinden. Ordnungsreferent Dirk Wurm lässt unwidersprochen, dass eine strenge Umsetzung des Verbots in der Praxis nicht realistisch sei: „Selbstverständlich wird aber verstärkt kontrolliert, inwieweit durch Partybesucher Feuerwerkskörper mitgeführt werden. Gegebenenfalls werden diese Böller konfisziert, um bereits im Vorfeld den verantwortungslosen Umgang damit zu unterbinden.“Zugangskontrollen werde es im Bereich der Innenstadt nicht geben.
Das Böllerverbot ist in einer Verordnung festgelegt. Diese behördliche Anordnung gibt den Einsatzkräften zumindest die rechtliche Grundlage, die schlimmsten Auswüchse zu verhindern. So können Betrunkenen die Feuerwerkskörper abgenommen werden, wenn sie sich in der Innenstadt bewegen.
Dass Sicherheitskräfte einschreiten, belegen Zahlen aus der Silvesternacht 2018/2019. Der Ordnungsdienst stellte 109 Verstöße fest, 550 pyrotechnische Gegenstände wurden sichergestellt, zudem erhielten zwei Personen Platzverweise. Das
Verbot wurde auch deshalb erlassen, um die historische Altstadt und andere Gebäude der City zu schützen. Weil auf dem Rathausplatz zudem noch Christkindlesmarkbuden stehen, bestehe akute Brandgefahr durch die Feuerwerkskörper.
Feuerwerk mit Raketen und Böllern gefällt nicht jedem. Die V-partei hat daher angeregt, in Augsburg künftig eine Licht- und Lasershow zu veranstalten. Kickboxerin und Rocksängerin Tina Schüssler gehört zu den Initiatoren einer Onlinepetition, die sich für eine solche Veranstaltung ausspricht. Mehr als 800 Personen haben unterschrieben. Schüssler sagt: „Ich wünsche uns allen eine richtig tolle Silvesterparty, jedoch sehe ich jedes Jahr, wie verschreckt all unsere Tiere sind, die Feinstaubbelastung immer größer wird.“Als Botschafterin des Bayerischen Roten Kreuzes registriere sie, dass schreckliche Unfälle in Silvesternächten passierten. Dazu kämen Unmengen an Dreck und Müll.
Dass die Böllerei die Umwelt belastet, ist bekannt. Die Luftbelastung mit Feinstaub lag im Vorjahr zu Spitzenzeiten, kurz vor 1 Uhr, bei 322 Mikrogramm pro Kubikmeter am Königsplatz und bei mehr als 480 in der Karlstraße. Das ist im Vergleich zu Normalverhältnissen (Freitag am Königsplatz: 20 Mikrogramm) ein deutlich erhöhter Wert. Er ist abhängig vom Wetter. Das Umweltbundesamt betonte, dass in der Silvesternacht 2018/2019 die Feinstaubbelastung in Augsburg damit in etwa jener der Silvesternacht 2017/2018 entsprochen habe.
Das Böllerverbot gilt räumlich auf folgenden Straßen und Plätzen sowie zwischen diesen Bereichen: Königsplatz, Fuggerstraße, Grottenau, Karlstraße, Leonhardsberg, Pilgerhaus, Mittlerer Graben, Oberer Graben, Forsterstraße, Remboldstraße, Rote-torwall-straße, Eserwallstraße, Theodor-heussplatz und Konrad-adenauer-allee.