Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Über den Wolken
„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“hat Reinhard Mey Ende der 70er Jahre gesungen. Bis heute hört man das Lied an Lagerfeuern und Berghütten, und ich kenne niemanden aus meiner Generation, der es nicht mitsingen könnte: „Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen und dann würde, was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein“, heißt es sehnsuchtsvoll.
Ich mag das Lied immer noch, auch wenn Fliegen für viele Menschen längst vom Traum zur Routine geworden ist und die Fliegerei aus der Perspektive des Umweltschutzes nun auch kritisch gesehen werden kann. Aber in dem Lied geht es ja nicht ums Fliegen über den Wolken, sondern um die Sehnsucht unter den Wolken: Die Sehnsucht nach Freiheit, nach Hoffnung. Die Sehnsucht, dass es uns doch gelingen möge, mehr Abstand zu den alltäglichen Sorgen zu gewinnen. Unbeschwerter und leichter leben zu können. Und es geht darum, den Blick zu heben. Denn nur so sieht man durch die Wolkenlücken ein Stück blauen Himmel, manchmal sogar wolkenlos. Und die Sonne, wie sie sich Bahn bricht und den Alltag gleich in ein ganz anderes Licht taucht. Hell macht. Konturen gibt.
Das also wünsche ich uns: Dass wir aufrecht, optimistisch und mit viel Energie durch das neue Jahr gehen können, den Blick erhoben, jederzeit bereit, das Licht und den Himmel zu sehen. Auch unter den Wolken. Wir haben das zu Weihnachten gefeiert: Der Himmel kommt auf die Erde, Gott wird Mensch. Ja, man darf es uns ansehen und -spüren, dass wir uns aus der Tiefe unseres Herzens freuen – im Kreis der Familie, der Freunde und in der Welt. In diesem Sinne: Ein frohes und gesegnetes neues Jahr!
Ein Wort zuletzt: Dieses „Wort zur Woche“ist das letzte in dieser Form. Ich danke im Namen der Diözese Augsburg und unserem Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Augsburg und Schwaben Ihnen, liebe Leserinnen und Lesern, für Ihre Treue.