Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Frankfurter Feiertage
Die Eintracht überwinterte in der Nähe der Abstiegsplätze. Doch nach der Winterpause geht es steil bergauf. Heute will man den FCA im direkten Duell überholen
Vielleicht erfüllt sich ja der Wunsch von Martin Hinteregger, 27. Zwei Siege trennen die Eintracht Frankfurt noch vom Dfb-pokalfinale in Berlin, und wenn man die Leistung beim 3:1-Achtelfinalsieg gegen RB Leipzig zum Maßstab nimmt, dann ist es nicht unmöglich, dass der Österreicher mit der Eintracht am 23. Mai in die Hauptstadt fährt. „Ich kenne es ja nur von Erzählungen, aber die Geschichten werden sehr gerne in Frankfurt erzählt“, sagte er am späten Dienstagabend. Die Geschichte vom sensationellen 3:1Endspielsieg vor zwei Jahren zum Beispiel gegen den FC Bayern.
Genau für solche Momente hatte Hinteregger seinen endgültigen Wechsel vom FCA zu Frankfurt im Sommer forciert, nachdem er bei der Europa League Geschmack an den emotionalen Flutlichtabenden gefunden hatte. Er selbst hatte Anfang Mai beim Elfmeterschießen im Halbfinale gegen Chelsea den entscheidenden Strafstoß vergeben. Auch in dieser Saison sieht es in der Europa League gut aus. Am 20. Februar trifft man in der Zwischenrunde auf RB Salzburg.
Doch für die Dauerbelastung musste die Eintracht auch zahlen. Nach dem 5:1 gegen die Bayern war der Akku leer, folgten sechs Niederlagen und nur noch ein Unentschieden. Nach 56 Pflichtspieleinsätzen im Jahr 2019 überwinterte man nahe an der Abstiegszone. Doch während der Winterpause brachte Eintrachttrainer Hütter sein Team wieder in die Spur. Mit sieben Punkten aus drei Spielen hat sich die Eintracht mit 25 Zählern bis auf einen Punkt an den FCA herangearbeitet. Heute (20.30 Uhr) treffen beide Teams zum Start des 21. Spieltages in Frankfurt aufeinander. Eintrachts klares Ziel: den FCA überholen.
Der Österreicher stellte sein System ein wenig um, entlastet jetzt seine Offensivabteilung von weiten Wegen nach hinten mit einer Viererkette. Der Aufschwung hat auch mit zwei Personalien zu tun. Kevin Trapp, 29, kehrte zum Rückrundenstart wieder ins Eintracht-tor zurück. Seit Anfang Oktober hatte er mit einer Schulterverletzung gefehlt. Jetzt gibt die defensive Achse mit Kapitän David Abraham und
Hinteregger Stabilität und auf der linken Außenbahn wirbelt Filip Kostic. Dem serbischen Nationalspieler gelangen beim Pokal-coup gegen Leipzig zwei Treffer. Fast wichtiger sind aber seine wuchtigen Vorstöße und Flanken. „Er spielt Fußball wie kein anderer: mit einer unglaublichen Dynamik, mit einem unglaublichen Durchsetzungsvermögen“, schwärmt Hütter.
„Raketenmann“nennt ihn die Frankfurter Rundschau. Kein anderer Bundesligaspieler flankte bisher öfters. 115 wurden bei Kostic gezählt, der Zweitplatzierte in dieser Kategorie, Christian Günter vom SC Freiburg, kam auf 67. Philipp Max hat bisher 39 Flanken geschlagen. Noch eine Marke: Kostic war in der Rückrunde an sechs der acht Frankfurter Treffer direkt beteiligt.
Wie der FCA den 27-Jährigen an die Leine legen will, verriet Fcatrainer Martin Schmidt nicht. Gibt er dem routinierten Stephan Lichtsteiner eine Chance, baut er auf den schnellen Raphael Framberger oder setzt er wieder auf Tin Jedvaj? Die richtige Auswahl könnte der Schlüssel zum Erfolg sein. Gut möglich, dass er sich ein Beispiel an Düsseldorf nimmt, das tief stand und Kostic damit den Anlaufraum für seine Vorstöße nahm. Am Ende holte sich Frankfurt ein glückliches 1:1.
Überhaupt fällt auf, dass sich die Eintracht gegen die Leichtgewichte der Liga schwertut. Der FCA profitierte davon, gewann die letzten beiden Bundesliga-duelle. Abzuwarten ist, wie Frankfurt die umkämpften 90 Pokalminuten verkraftet. Hinter den angeschlagenen Mijat Gacinovic, Bas Dost und Sebastian Rode stehen Fragezeichen. Für den Mittelfeldspieler könnte der Exfca-spieler Dominik Kohr in die Startelf rücken, allerdings steht auch Neuzugang Stefan Ilsanker bereit.
Am Einsatz von Martin Hinteregger besteht wohl kein Zweifel. In 18 von 20 Ligapartien spielte er durch. Unter Trainer Adi Hütter hat er eine Stammplatzgarantie. Vor dem Wiedersehen mit seinen Exkollegen gibt er eine klare Direktive aus. Er sagt: „Wichtig ist es jetzt, dass wir auch gegen die vermeintlich kleineren Teams Punkte holen. Dann kann es noch eine coole Saison werden.“Vielleicht ja auch mit einem Höhepunkt in Berlin.