Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Kaviar zieht auf dem Plärrer nicht
Es klang interessant, als die Pläne dafür gemacht wurden: Eine „gehobenes“Zelt sollte auf dem Plärrer das Angebot erweitern und neue Besucherschichten anlocken. Vor allem an Firmen dachten Stadtverwaltung und Stadträte, als sie das Zelt vor rund einem Jahrzehnt auf den Weg brachten. Von Anfang an aber stand das auch als „Schickimicki-zelt“geschmähte Gastro-projekt unter keinem guten Stern. Schon bei der ersten Ausschreibung gab es Misstöne und ein Gerangel, Bewerber gaben frustriert auf. Im Lauf der vergangenen acht Jahre versuchten sich zwei Betreiber mit jeweils großem Engagement – aber ohne den nötigen wirtschaftlichen Erfolg.
Insofern ist der Vorschlag von Plärrer-„bürgermeister“Dirk Wurm (SPD), künftig auf ein drittes, kleineres Zelt ganz zu verzichten, durchaus folgerichtig. Die großen Festzelte sind selten so voll, dass man nicht noch einen Platz bekommen könnte. Zuletzt hatte man als Beobachter ohnehin den Eindruck, dass die Reihen in den Zelten allgemein etwas leerer waren als noch vor einigen Jahren, als der Oktoberfest-boom auch nach Augsburg schwappte. Dazu kommt, dass die großen Zelte ihre Speisekarte ausgebaut und aufgewertet haben. Im Binswanger-zelt setzt die Wirtsfamilie immer mehr auch auf Bio-produkte.
Vielleicht muss man einfach einsehen: Augsburg ist nicht München. Und was auf dem Oktoberfest mit den vielen Stars und Sternchen funktionieren mag, ist auf dem Plärrer nicht so gefragt. Schampus und Kaviar ziehen hier nicht. Der Augsburger bleibt lieber bei Bier, Gockel und Bratwurst. Und das ist ja auch ganz sympathisch.