Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Söders „Kugelgate“im Landtag
Die wirklich weltbewegenden Skandale kommen oft nur durch Zufall ans Licht – in diesem Fall erst rund sieben Wochen nach Weihnachten. Als der schwäbische Spd-abgeordnete Harald Güller diese Woche im Haushaltsausschuss des Landtags den üppigen Etat der Staatskanzlei haarklein zerfieselte und dabei unter anderem die „unsinnigen Christbaumkugeln“rügte, die von Ministerpräsident Markus Söder als Weihnachtsgruß an die Abgeordneten verschickt worden waren, konnte er nicht ahnen, was er damit auslösen würde. Es stellte sich nämlich heraus, dass ausgerechnet die 84 Csu-abgeordneten leer ausgegangen waren – und schon war der Skandal perfekt.
Nun sind es die Mitglieder der Csu-fraktion zwar gewöhnt, dass sich die Gunst des Ministerpräsidenten nicht immer gleichmäßig auf alle verteilt. Eine derart kollektive Missachtung der eigenen Leute nagte aber dann doch am Selbstverständnis nach dem Motto: Was haben die, was wir nicht haben?
Mitgefühl immerhin zeigten die Freien Wähler. Der Allgäuer Fwabgeordnete Bernhard Pohl will seine Kugel dem Csu-kollegen Franz Pschierer überlassen und schlägt vor, dass seine Fw-kollegen seinem Beispiel folgen sollten.
Die Frage, wie es so weit kommen konnte, blieb zunächst offen. Verschwörungstheorien machten die Runde. Und weil der Spott der anderen Fraktionen in den mehrtägigen Haushaltsverhandlungen kein Ende nehmen wollte, feixte der Csu-abgeordnete Ernst Weidenbusch zuletzt, man könne ja die Zustimmung zu Söders Haushalt verweigern, bis die Sache geklärt sei.
Bis zu einem „Watergate“-skandal aber wuchs sich der „Kugelgate“-skandal nicht aus. Auf Nachfrage unserer Zeitung versicherte die Staatskanzlei, man habe an alle Fraktionen Christbaumkugeln geschickt. Die 84 für die CSU aber seien vor Weihnachten „nicht rechtzeitig verteilt“worden. Ein Sprecher der Csu-fraktion räumte ein, dass die Kugeln zwar angekommen, aber „irgendwie verschüttgegangen“seien. Söders nächste Chance wären Osterhasen.