Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Finnbogason ist der beste Fca-angreifer
Mit nun 48 Scorerpunkten hat der Isländer Tobias Werner überholt. Gegen Gladbach überzeugte er als Joker
Es war ein wunderbarer Moment. Vorlage Richter, Abschluss Finnbogason. Aus ganz spitzem Winkel und doch unhaltbar für Mönchengladbachs Torwart Yann Sommer. Es war eine Szene, die all die Klasse des Augsburger Stürmers zeigte. Es war das 2:3 des FCA am Samstagnachmittag in der 83. Minute. Seitdem ist Alfred Finnbogason der Topscorer beim FC Augsburg. Mit nun 48 Punkten (35 Tore, 13 Vorlagen) hat er Tobias Werner (24, Tore, 23 Vorlagen) überholt. Mit ein bisschen Glück und vielleicht einen Tick Entschlossenheit mehr hätte Finnbogason ganz kurz vor dem Schlusspfiff noch den Ausgleich schaffen können. Nach einem Kopfball von Ruben Vargas aber verpasste der Isländer den Ball hauchdünn. Wohl auch, weil er die Befürchtung hatte, bei noch mehr Vehemenz gegen den Pfosten zu knallen. Verständlich bei seiner Vorgeschichte.
Im November 2019 hatte sich Finnbogason schwer an der Schulter verletzt. Im Em-qualifikationsspiel gegen die Türkei war er in der 24. Minute zu Fall gebracht worden. Kein allzu heftiges Foul, aber eines mit Folgen. Finnbogason knallte auf die Schulter, die er sich bei dem Sturz ausrenkte. Damit war die Vorrunde für ihn gelaufen. Im Trainingslager auf Malta im Januar tastete er sich langsam wieder an die Mannschaft ran, Zweikämpfe waren zu diesem Zeitpunkt noch tabu. Auch wenn sich der 31-Jährige schneller erholte als erwartet. „Der Arzt ist immer positiv überrascht, wenn er mich kontrolliert“, erzählte Finnbogason auf Malta. Sein Comeback feierte er schließlich am 25. Januar
in Berlin, als er in der 77. Minute für Ruben Vargas eingewechselt wurde und am Ende gar noch eine große Möglichkeit auf einen Treffer hatte, das Tor aber nicht traf. Erstmals in der Startelf stand der Isländer zwei Wochen später bei der 0:5-Niederlage in Frankfurt. Allerdings war er da selbst mit seiner Leistung nicht wirklich zufrieden. Seine Startelf-rückkehr habe er sich anders vorgestellt, gab er unumwunden zu.
Seit der Verletzung an der Schulter spielt Finnbogason mit einem Schutzpanzer. Der behinderte ihn zunächst mehr, als er half. Finnbogason fühlte sich nicht wohl damit. Er war aber nötig. „Eigentlich ist die Schulter gut, nur Drauffallen wäre nicht gut“, sagte Fca-trainer Martin Schmidt. Vor dem Spiel gegen Mönchengladbach wechselte Finnbogason den Schutz, er behilft sich nun mit einem Art Tape, wie Schmidt erklärte. Damit fühlte sich der 31-Jährige im Training gleich deutlich besser.
In der Startelf gegen die Borussia verzichtete Schmidt auf seinen Angreifer. Er ließ Florian Niederlechner alleine stürmen, ihn unterstützten auf den Außen Marco Richter und Ruben Vargas sowie Eduard Löwen als Spielmacher. Es war die Abkehr vom 4-4-2-System auf ein 4-2-3-1. Erst als die Augsburger mehr Risiko gehen mussten, kam Finnbogason in der 73. Minute ins Spiel. Und prompt traf er als Joker. „Wir hatten unter der Woche ein gutes Gespräch, in dem Alfred meinte, er bräuchte mal wieder ein Tor“, erzählte Schmidt hinterher. Das ist ihm nun gelungen. „Die Gier und den letzten Mut hat er bewiesen“, lobte Schmidt. Mit den läuferischen Werten sei er auch zuvor schon zufrieden gewesen, als Finnbogason in der Anfangself stand. Wie etwa beim 0:2 in Leverkusen. Da konnte er allerdings spielerisch nicht überzeugen. Als Joker auf Dauer aber sieht Schmidt den Isländer nicht. „Er ist ja hier ein verdienter Spieler. Er muss aber natürlich die Leistung für die Bundesliga von Anfang an abrufen können. Da ist er auf einem sehr guten Weg“, sagte Schmidt. Ob er aber ausgerechnet am Sonntag (15.30 Uhr/sky) beim Auftritt in München wieder auf zwei Stürmer umstellen wird?
Als Schmidt in der zweiten Halbzeit das Risiko erhöhte, war die Leistung des FCA gleich viel ansehnlicher. Schmidt betonte aber hinterher: „Von Anfang an so offen und mit so viel Risiko zu spielen, ist nicht sinnhaft.“Das erneut schnelle Gegentor nach der Pause brachte ihn ins Grübeln. „Dieses Problem hat sich in der Rückrunde aufgetan“, sagte der Trainer. Er und sein Trainerteam hatten reagiert und die Spieler früher als zuvor auf den Rasen zurückgeschickt. „Zum Aktivieren, damit wir wacher sind“, erklärte Schmidt. Gelungen ist das nicht. Da half auch Finnbogasons Sahnemoment nicht mehr.