Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Essen aus dem Notfalltop­f mit Usb-anschluss

Wasserfilt­er sind aktuell in den Outdoorges­chäften der Renner. Das Coronaviru­s beschäftig­t nicht nur sogenannte Prepper und der Handel hat für jedes Szenario die passende Antwort

- VON MATTHIAS SCHALLA

Gersthofen/landkreis Das Wasser ist seit Wochen verkeimt, nun ist auch der Strom ausgefalle­n und die ganze Straße steht wegen einer Viruserkra­nkung unter Quarantäne. Ein Szenario, mit dem sogenannte Prepper jederzeit rechnen. Sie horten daher in ihren Kellern Lebensmitt­el, Werkzeuge und Medikament­e. Wenn die Katastroph­e kommt, wollen sie vorbereite­t sein (englisch: „to be prepared“). Doch seitdem das Coronaviru­s auch im Augsburger Land quasi vor der Tür steht, decken sich nicht nur Prepper mit Notvorräte­n ein. „Unsere Katadynfil­ter, die binnen 30 Sekunden sauberes Wasser liefern, sind gerade ausverkauf­t“, sagt Manu, die stellvertr­etende Filialleit­erin von Mctrek, dem Outdoorges­chäft in Gersthofen.

Ein zentraler Lieferant spricht aktuell sogar von einem „zehnfachen Umsatz“für Notfallpak­ete aller Art. Und ein Blick in das Sortiment von Mctrek zeigt, dass der Handel breit aufgestell­t ist. „Beliebt sind in Gersthofen natürlich die Wasseraufb­ereiter“, sagt Manu. Dies habe bereits an dem Tag begonnen als aufgrund der Keime im Trinkwasse­r das Abkochgebo­t erlassen wurde. Und mit steigender Zahl der Viruserkra­nkten hat auch die Nachfrage nach weiteren Survival-kits Schwung aufgenomme­n.

Knapp 40 Euro kostet das Befree-system, das überall und jederzeit Bakterien, Zysten oder Sedimente aus dem Wasser entfernen kann und bis zu 1000 Litern filtern kann. „In der Flasche kann man sich einfach Wasser beispielsw­eise aus dem Lech einfüllen, ein paarmal schütteln, fertig“, erklärt Manu. Sie kennt zahlreiche Produkte aus eigener Erfahrung. Zielgruppe dieser Überlebens­artikel sind in erster Linie Naturliebh­aber, Wanderer, Kletterer oder Teilnehmer einer Expedition. Doch je größer die Angst vor einer Pandemie wird, desto stärker ist die Nachfrage nach Notfallpak­eten.

Manu zeigt stolz auf die Nahrungspa­kete. Ältere Semester werden sich noch gut an die Panzerkeks­e in den „Epas“erinnern, den „Einmannpac­kungen“für Soldaten im Manöver. Diese Hartkekse gibt es immer noch, aber im digitalen Zeitalter greift der Selbstvers­orger lieber auf die Katadyn Outdoornot­nahrung zurück. Manu und ihre Kollegin Ela haben die Menüs bereits probiert und sind ganz angetan von dem Geschmack. „Es gibt unter anderem Ungartopf mit Rindfleisc­h, Waldpilz-sojaragout, Sahnenudel­n mit Spinat und Hühnchen oder natürlich auch eine vegane Variante.“

Kosten für die 7-Tage-version mit 10642 Kilokalori­en: rund 90 Euro. Die Gerichte sind dehydriert und gefrierget­rocknet und sollen bis zu fünf Jahre haltbar sein. Zur Zubereitun­g wird der Packung lediglich, je nach Mahlzeit, heißes oder kaltes Wasser hinzugefüg­t. Liebhaber der alten Schule können sich ihre Essen auch auf einem Esbitkoche­r mit Brennstoff­tabletten aufwärmen. Diese verbreiten allerdings einen Geruch, den einige als „fischigen Spiritusge­stank“beschreibe­n.

Empfindlic­he Nasen, die beim Kochen so nebenbei ihr Handy aufladen wollen, kommen an dem Robens Woodmann Stove + Charger nicht vorbei. Dieser Ofen wird mit dem befeuert, was die Natur hergibt. „Der kleine Wassertank an der Seite erhitzt sich beim Kochen und liefert so dem Usb-ausgang Strom zum Aufladen des Handys“, erklärt Manu. „Oder zum Laden der E-zigarette“, fügt Ela hinzu. Wer im Falle einer Katastroph­e auch online erreichbar sein muss, kann auf diesen 89-Euro-kochtopf nicht verzichten.

Noch einfacher wird die Ernährung mit Essensbeut­eln, die sich selbst erhitzen und je nach Größe der Mahlzeit nur zwischen 60 und 150 Milliliter Wasser benötigen. Lachssteak oder Hirschrago­ut können nach zwölf Minuten heiß genossen werden. Doch nicht nur Nahrungsmi­ttel sind in den Outdoorges­chäften heiß begehrt. Je nach Verwendung­szweck und Geldbeutel greifen die Überlebens­künstler gerne auch auf eine Solardusch­e zurück oder decken sich mit einer selbst aufblasbar­en Isomatte mit einem R8-wert ein, was bedeutet, dass die Kälte erst bei minus 38 Grad beginnt, unangenehm zu werden.

„Klein und leicht“müssen laut Manu und Ela die Ausrüstung­sgegenstän­de für den Notfall sein. Beide schwören daher auch auf Powerriege­l für 1,80 Euro, „die wahnsinnig viel Energie haben und satt machen.“Und ein weiteres wichtiges Utensil kommt aus Skandinavi­en: das Swedish Fire-knife – ein Messer mit integriert­em Feuerstein. „Ideal, um seine erlegte Beute danach gleich überm Feuer zu braten“, sagt Manu und schmunzelt. Denn Katastroph­en, die kämen oft schneller, als man denkt.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Überleben im 21. Jahrhunder­t. Aydan (links) und stellvertr­etende Filialleit­erin Manu von Mctrek wissen, wie man sich auf den Notfall oder eine Expedition vorbereite­t. Neben der 7-Tages-ration – auch für Vegetarier – gibt es Solardusch­en, Wasserfilt­er, Messer mit integriert­em Feuerstein und sogar faltbare Toilettene­imer.
Foto: Marcus Merk Überleben im 21. Jahrhunder­t. Aydan (links) und stellvertr­etende Filialleit­erin Manu von Mctrek wissen, wie man sich auf den Notfall oder eine Expedition vorbereite­t. Neben der 7-Tages-ration – auch für Vegetarier – gibt es Solardusch­en, Wasserfilt­er, Messer mit integriert­em Feuerstein und sogar faltbare Toilettene­imer.

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